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Nachricht vom 23.11.2010    

"Kopfloser Kardinal" ist wieder vollständig in Horhausen

Die "kopflose" Statue des großen Horhausener Sohnes Joseph Kardinal Höffner steht wieder an ihrer angestammten Stelle - mit Kopf. Die Provinzposse hatte für viel Kopfschütteln gesorgt, aufgeklärt ist die Angelegenheit aber immer noch nicht so richtig. Anfang Juni hatte die Statue vor dem Pfarrhaus plötzlich ohne Kopf dagestanden.

Er ist wieder da...Fotos: Peter Messner

Von Peter Messner

Horhausen. Da isser wieder: Die Anfang Juni in einer Nacht- und Nebel-Aktion verstümmelte Statue des gebürtigen Horhauseners Joseph Kardinal Höffner steht seit Samstagvormittag, 20. November, wieder vollständig auf ihrem Sockel neben der Horhausener Kirche. Erst unauffällig in einem schwarzen Kombi und dann sehr auffällig am Haken eines Kranauslegers schwebte die monatelang verschollene Bronzestatue wieder im Westerwald ein. Damit hat eine Provinzposse ihren vorläufigen Abschluss gefunden, die bundesweit für amüsiertes Kopfschütteln über die Darsteller gesorgt hat. Angefangen hatte alles damit, dass die Plastik von Horhausens bedeutendstem Sohn kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft eines frühen Morgens kopflos vor dem Pfarrhaus stand...
Doch was ist Anfang Juni mit der sündhaft teuren Kardinalsstatue geschehen, wo hat sie die vergangenen Monate verbracht und war es jetzt ein Wunder, dass sie nun wieder mit Kopf und äußerlich unbeschadet den Weg zurück nach Horhausen gefunden hat?
Immerhin seit dem 8. Mai 2004, dem Tag der Einweihung durch den Kölner Joachim Kardinal Meisner, hatte die Höffner-Statue fest mit beiden Beinen als Bronzestatue auf einem Sandsteinpodest vor der Kirche sicher und unbeschädigt gestanden. Als der Statue kurz nach der Einweihung von ruchlosen Spaßvögeln ein einziges Mal eine Zigarette zwischen die gespreizten Finger gesteckt worden war, hatte es gleich Unruhe rund um die Kirche gegeben. Immerhin war den Verantwortlichen des Höffner-Fördervereins das gute Stück rund 160.000 Euro Honorar an den Künstler Professor Klaus Ringwald wert gewesen, wie Eingeweihte berichten. Ein ehrendes Andenken ist eben mit nichts aufzuwiegen.
Umso erstaunlicher war es, als nun im Sommer der kopflos in einen Plastik-Müllsack verpackte Bronze-Kardinal sang- und klanglos verschwand. Sein Sockel blieb verwaist, und wer nun auf eine öffentliche Berichterstattung über das plötzliche Verschwinden, auf einen Aufschrei des Fördervereins oder wenigstens auf eine simple Erklärung à la "Restaurierung" hoffte, wartete vergebens. Erst die Recherchen des AK-Kuriers führten zur Veröffentlichung einer Posse, die manchem einen roten Kopf vor Lachen, dem anderen einen vor Zorn einbrachte.
Kopfschmerzen bereitete das Thema auch dem Vorstand im Höffner-Förderverein. Zunächst wurde ausweichend nur ein "Defekt" an der Statue zugegeben. Der Vorsitzende, Bürgermeister Josef Zolk, bestätigte dem AK-Kurier später denn auch eine seit Jahren offene Rechnung. Nun würden fehlende 18.000 Euro an Künstler Ringwald überwiesen. Es habe da einige Unstimmigkeiten gegeben und die Bezahlung habe sich verzögert. Dumm gelaufen - hieß es.
Die echten Fakten dieser Horhausener Posse sind schnell erzählt: Unbekannte hatten der Statue über Nacht den Kopf abgetrennt und mitgenommen. Der Förderverein ließ daraufhin den so nur wenig ansehnlichen Rumpf schleunigst abbauen und einlagern.
Ersten Mutmaßungen, der Förderverein habe seinerzeit die Statue nie ganz bezahlt und der Erschaffer, Professor Klaus Ringwald, habe daraufhin den Kopf als Pfand zurückgeholt, wurde weder von Seiten des Vereins noch von Seiten des Professors widersprochen. Der Professor selbst stellte sogar recht unaufgeregt den Zusammenhang mit der offenen Rechnung und dem kopflosen Kardinal her, wie die Presse berichtete. Die Leute im Dorf erzählten von dauerhaften Geldproblemen des Vereins, von einem Streit über die Mehrwertsteuer in der Rechnung oder auch davon, dass den Professor am Ende - der Außenstände überdrüssig - zur unchristlichen Tat schreiten ließ. Bestätigt wurde davon offiziell nie etwas... Streit um Geld lässt eben so manchen zu schnell den Kopf verlieren.
Dass der echte Kardinal Höffner immer im Ruf stand, bescheiden mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen, half seinem Denkmal nicht. Monatelang blieb die Statue verschwunden. Hinter den Kulissen soll dann fieberhaft um offene Rechnungen und aufwändige Reparaturen von Bronzestatuen verhandelt worden sein. Höffners Wahlspruch - übrigens auf dem Horser Denkmal verewigt - "Gerechtigkeit und Liebe" soll dabei keine große Rolle gespielt haben.
Die Polizei Straßenhaus, die noch am Morgen des verschwundenen Kopfes die Ermittlungen wegen "Sachbeschädigung" aufnahm, kam in den folgenden Wochen ebenfalls nicht aus dem Staunen heraus. Da war über den Künstler zu lesen, dass der Förderverein nach seiner Einschätzung "Vereinbarungen nicht eingehalten" habe. Nun gebe es eben Verhandlungen, soll Ringwald bestätigt haben. Wer da mit wem und worüber...? Ein Dieb mit dem Besitzer, oder gar mit einer Art Geiselnehmer? Es blieb ein Geheimnis. Gehörte die Statue unvollständig bezahlt überhaupt dem Förderverein? Ging es gar statt um Sachbeschädigung, Geiselnahme eines Kardinalskopfes oder Diebstahl nur um ein "ungebührliches Verhalten"? Die Ermittlungen sind bis heute nicht abgeschlossen. Um niemanden bloßzustellen, bietet sich vielleicht eine Einstellung ohne Ergebnis mangels öffentlichen Interesses an, wird bereits in Horhausen gerätselt.



Ob der 1987 verstorbene Menschenfreund Höffner mit einer 160.000 Euro teuren Staue seiner Person glücklich gewesen wäre, sei einmal dahingestellt. Das Hin und Her um offene Rechnungen und das öffentliche Demontieren seines Denkmals hat der verstorbene Kirchenmann sicher nicht verdient. Für den sozialen "Kampf ums Dasein" der einfachen Leute soll sich Höffner sein Leben lang sehr interessiert haben - der Kampf ums Dasein der Statue hat allerdings nur Verlierer hervorgebracht. Und der Bronze-Kardinal bekam dabei einen dicken Hals beziehungsweise Kragen, um die Schandtat zu verdecken.
Zum guten Schluss soll hier nicht unerwähnt bleiben, was Bildhauer Klaus Ringwald bei der Einweihung des Denkmals äußerte: Er hoffte, dass das Werk Jahrhunderte erhalten bleibe - und von Barbaren verschont werde. Das hat jahrelang prima geklappt - bis Förderverein und Künstler aneinandergerieten. Ein Denkmal, das solche Freunde hat, braucht keine Vandalen.


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