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Nachricht vom 01.06.2021    

Reitverein Altenkirchen verkauft seine Anlage an Privatinvestorin

Die sich allgemein wandelnde Einstellung von Mitgliedern gegenüber ihrem Club macht auch vor dem Zucht-, Reit- und Fahrverein (ZRFV) Altenkirchen nicht Halt. Die Zahl derer, die sich unter dem Dach eines solchen Zusammenschlusses organisieren, nimmt grundsätzlich mit nur ganz wenigen Ausnahmen und auch als Folge der Corona-Pandemie ab. Eine Folge vor Ort: Der ZRFV verkauft seine eigene große Anlage.

Die Dr.-Günter-Pieritz-Reitanlage in Altenkirchen erlebt zum 1. Juli einen Besitzerwechsel. (Foto: vh)

Altenkirchen. In Zeiten, in denen es nicht mehr so en vogue ist, Mitglied eines Vereins gleich welcher Couleur zu sein, und in denen die Corona-Pandemie parallel für Austritte aus Clubs sorgt, ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen: Der Zucht-, Reit- und Fahrverein (ZRFV) Altenkirchen war ebenfalls an solch eine Marke gekommen - mit dem Resultat, dass der älteste Reitverein von Rheinland-Pfalz (gegründet 1921) seine eigene Anlage, gelegen im Sportzentrum „Auf dem Altdriesch“ (Glockenspitze) und den Namen des langjährigen Vorsitzenden Dr. Günter Pieritz tragend, verkaufen muss.

„Der Vertrag ist notariell abgesegnet, der Eigentümerwechsel erfolgt zum 1. Juli“, erläutert Pferdewirtschaftsmeister Conrad Beck (61), der nicht nur der aktuelle Pächter des riesigen Areals, sondern auch der erste Vorsitzende des ZRFV ist. Die Entscheidung zur Veräußerung sei in einer Mitgliederversammlung getroffen worden, berichtet er weiter. Der Kaufpreis, den die baldige neue Besitzerin Linda Nadrowitz aus Hachenburg bezahlen muss, liege bei „knapp unter einer halben Million Euro“.

Beck ist nach eigenen Angaben seit zwölf Jahren Betreiber der Sportstätte. „Alles wird wie bisher weiterlaufen, die Veränderung findet nur im Hintergrund statt. Der Verein wird auch weiterhin das anbieten, was er bisher angeboten hat. Das haben wir schriftlich festgelegt. Der Schulbetrieb bleibt und mit ihm die soziale Komponente“, hofft er auf einen reibungslosen Übergang, nachdem die „Notbremse“ gezogen worden war.

Mitgliederzahl sinkt
Den nicht einfachen Schritt, den der ZRFV nunmehr gehen musste, ist laut Beck bei vielen anderen Reitvereinen schon vollzogen worden. Sinkende Mitgliederzahlen seien dafür verantwortlich, in Verbindung mit der Tatsache, dass die monatlichen Beiträge, da eigene Anlage vorhanden, höher sein müssen als bei anderen Klubs ohne diesen Luxus. „Da wundert es nicht, dass Leute dort reiten, wo es billiger als bei uns ist. Viele Vereine, die Individualsport anbieten, sind zudem vom Mitgliederschwund betroffen. Die Fluktuation ist hoch. Früher bist du als Kind in einen Verein eingetreten und bis zu deinem Tod Mitglied geblieben. Das ist heute ganz anders“, weiß Beck.

Das Verhalten derjenigen, die sich dennoch organisieren, habe sich ebenfalls gewandelt. Aus der Mode gekommen sei beispielsweise das Zusammensein nach Training oder Wettkampf - mit dem Resultat, das auch das „Reiterstübchen“, die kleine Gaststätte unter dem Hallendach, schon lange geschlossen sei. In guten Zeiten hatte der ZRFV über 400 Mitglieder. Als Beck seine Tätigkeit aufnahm, waren es rund 120. Inzwischen sind es nur noch 80, das Gros seien Kinder und Jugendliche, während die „Mitte“ ganz fehle.

Weitere Investitionen nötig
Jeder weiß, dass sich fehlendes Geld auch auf Infrastruktur auswirken kann, der Verein mögliche Sanierungsarbeiten nicht mehr erledigt bekommt. „Es wurde schon extrem viel gemacht“, blickt Beck zurück und verhehlt aber nicht, dass weitere Investitionen dringend nötig sind. Dazu zählt er den Austausch des Bodens in beiden Hallen oder die Erneuerung des Dach der älteren Halle (2700 Quadratmeter) „so in vielleicht vier bis fünf Jahren, die über 200.000 Euro kosten könnte“.



Die Zahl indes schreckt ihn nicht ab angesichts der Ausrichtung nach Süden und der damit verbundenen Möglichkeit der Nutzung für eine Fotovoltaikanlage - ob vermietet, verkauft oder wie auch immer -, das lasse die Investition doch gar nicht mehr so immens hoch erscheinen. Mit dem Besitzerwechsel einhergehen wird die Renovierung der Wohnung im ersten Stock über dem „Reiterstübchen“, die die neue Eigentümerin beziehen wird, so dass das Refugium für die Vierbeiner weiter bewacht bleibe. Die Führanlage wird alsbald gegen eine neue getauscht. Beck selbst wird in einen nahe gelegenen Ort der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld umziehen.

Status als Ausbildungsbetrieb gewahrt
Auch in den Monaten nach der Änderung bleibt Beck als „Betriebsberater“ an Bord. So wird gewährleistet, dass die drei Azubis, die alle drei Jahre lang den Beruf des Pferdewirtes anstreben, weiter jeweils ihre Lehrstelle behalten können. Auf dem Sprung, um in Becks Fußstapfen zu treten, steht bereits Pferdewirt Tobias Vollmer, der nach der Modifikation zur Jahresmitte ebenfalls beruflich eine Treppe höher springen und seinen „Meister“ machen möchte, womit die Ausbildungserlaubnis auf längere Zeit gesichert werden könnte.

Die sinkenden Corona-Inzidenz-Werte fürs AK-Land erlauben inzwischen erste zarte Gedanken an die Ausrichtung eines Turniers noch in diesem Jahr, somit könnte der Verein wieder einmal Einnahmen generieren, die im vergangenen Jahr ausblieben, weil die drei Veranstaltungen, die in zwölf Monaten standardmäßig ausgerichtet werden (Spring-, Dressur- und Barockpferdeturnier), gestrichen werden mussten. Die Organisation solcher Wettbewerbe ist dem ZRFV laut Passus in dem Kaufvertrag weiterhin zugesichert, wobei Beck der Dressur zugeneigt ist und Vollmer Springprüfungen favorisiert.

Gelände misst rund 14.000 Quadratmeter
Summa summarum misst das Gelände rund 14.000 Quadratmeter. Dazu kommen noch knapp vier Hektar Weideland. Zur Infrastruktur zählen zwei Hallen und zwei Außenplätze. Der größere der beiden umfasst 4000 Quadratmeter und ist für Springen bis zur Klasse S oder einen Dressur-Grand-Prix geeignet. Eine Führanlage ist ebenfalls vorhanden. Die 40 Einstellboxen sind alle belegt. Die erste Halle wurde im Jahr 1965 eingeweiht. 1986 wurde der gesamte Stalltrakt bei einem Feuer, das sich im Heulager selbst entzündet hatte, zerstört. Bereits 1987 war der neue einsatzbereit. Die Anlage liegt auf städtischem Gelände, das der ZRFV auf Erbbaurechtsbasis für 99 Jahre übernommen hat. Deswegen waren auch die Stadtoberen in die Gespräche um den Besitzerwechsel eingebunden. (vh)


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