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Nachricht vom 06.06.2021    

Die Holzwirtschaft nimmt zum Holzmarkt Stellung

Von Helmi Tischler-Venter

Zurzeit herrscht im Westerwald die anachronistische Situation, dass massenhaft Holz geschlagen und abtransportiert wird, gleichzeitig ein explosionsartig gestiegener Holzpreis und sogar Holzmangel die Handwerker zur Verzweiflung treiben. Die Kuriere fragen bei den Holzverarbeitern nach.

Rundholz lagert überall im Westerwald, hier auf der Montabaurer Höhe. Foto: Helmi Tischler-Venter

Region. Unisono klären die Holzfachleute auf, dass man beim Holz zwei Märkte betrachten muss: Rohholzmarkt und Rundholzmarkt. Das Sägewerk van Roje in Oberhonnefeld-Gierend bezieht Rundholz aus der Region, das heißt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen sowie den benachbarten Bundesländern. Pro Jahr kauft der Betrieb circa 400.000 Festmeter Rundholz ein: Davon sind 90 Prozent Fichte und 10 Prozent Douglasie. Fast die gesamte Menge wird als Langholz verarbeitet. Das Produkt Schnittholz wird europaweit verkauft.

Dagegen ist Mann Naturenergie Rohholzverarbeiter der Region, der Verpackungsholz aus den derzeit zumeist abgestorbenen Fichten schneidet. Das Käfer- und Trockenholz ist in der Verarbeitung im Sägewerk eine besondere Herausforderung. Es zerbricht in den Maschinen und viele Bretter und Balken sind so rissig, dass diese nicht verkaufsfähig sind. Das Werk ist aber auf „schwieriges“ Holz ausgelegt, es kann am Standort Langenbach wirklich alles sinnvoll verwertet werden, entweder als Schnittholz für die Verpackung, Rohstoff für die Holzpellets oder als Brennstoff für das Kraftwerk. So geht nichts verloren.

Die Holzindustrie Hassel in Stockum-Püschen produziert seit über hundert Jahren eine Vielzahl sich ergänzender Produkte aus den Bereichen „Schnittholz“, „Hobelware“ und „Restholz“ und ist damit ein flexibler Partner für die weiterverarbeitende Industrie, Holz- und Baustoffhandel sowie die Papierindustrie. Auch in diesem Werk wird der verarbeitete Rohstoff Holz zu 100 Prozent verwertet. Neben dem klassischen Produkt „Schnittholz“ fallen bei der Produktion außerdem Hackschnitzel, Sägemehl und Rinde an, welche in der weiterverarbeitenden Industrie verwertet werden. Die Hackschnitzel werden zu Papier, das Sägemehl zu Pellets und Spanplatten und die Rinde findet im Garten- und Landschaftsbau Verwendung.



In Deutschland sind letztes Jahr infolge dreijähriger Trockenheit und damit einhergehender Käferkalamität etwas mehr als 53 Prozent des Rundholzes als Schadholz geerntet worden. Die Angebotsmengen überstiegen die Verarbeitungskapazitäten der Sägewerke um ein Vielfaches. Die Folge waren massive Preissenkungen für Rundholz, was die Möglichkeit zum weltweiten Export eröffnete. Im Westerwald wurden laut Aussage der kommunalen Holzvermarktungsorganisation in den Jahren 2019 und 2020 rund 2,8 Millionen Kubikmeter Schadholz (Rundholz) geerntet, wovon 50 Prozent direkt in den Export nach China gingen. Von den regionalen Sägewerken konnten nur rund 20 bis 25 Prozent aufgenommen werden. Den Waldbesitzern ist bis Ende letzten Jahres ein Schaden von 12,7 Milliarden Euro entstanden. Das ist aber nur der Anfang, denn am Ende fehlt hochwertiger Rohstoff für hochwertige Produkte am Bau.

Obwohl fast alle Sägewerke hierzulande aufgrund der hohen Rohstoffverfügbarkeit ihre Produktionsmengen erhöht haben, kann die Nachfrage nicht gedeckt werden. Denn extremer Nachfrageanstieg im Baubereich, stark anziehender Bedarf für Holzverpackungen aus dem Bereich Maschinenbau, Automobilzulieferer, Stahl und so weiter und der Aufbau von Lagerbeständen bei einzelnen Händlern und Verarbeitern („Klopapiereffekt“) ließen die Nachfrage exorbitant ansteigen.

So weit die Holzmarktsituation zurzeit. Wir haben an die drei Holzverarbeiter Fragen gestellt, deren Antworten wir morgen publizieren werden.
(htv)



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