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Nachricht vom 06.12.2010    

RWE: Strom wird teurer! - Eon: Keine Stellungnahme!

Es ist wie beim Mikado-Spiel: Berührt man ein Stäbchen und es zittert - ist man draußen. Gewinner ist beim Spiel, wer die meisten Stäbchen eingesammlt hat. Nun ist aber der neue Strom- Konzessionsvertrag, über den die Kommunen in den nächsten Wochen entscheiden müssen, durchaus kein Spiel. Es betrifft alle Bürger und vor allem alle Gewerbebetriebe im Landkreis. Während der Netzinhaber RWE um jede Kommune kämpft und öffentlich Stellung nimmt, verweigert dies Eon Mitte.

Der Kampf um die Stromnetze im Landkreis Altenkirchen hat begonnen, es ist kein Spiel, sondern bittere Realität geworden. Die Rechnung bei diesem Spiel werden die Bürger tragen müssen und vermutlich auch die Gewerbebetriebe. Foto: Helga Wienand

Kreis Altenkirchen. Der Energieversorger RWE kämpft um jede Kommune im Kreis Altenkirchen und geht deutlich in die Offensive, auch öffentlich. Der Konzern will als Netzbetreiber im AK-Land bleiben, da gibt es keinen Zweifel. Am vergangenen Freitag hatten Frank Schwermer, Leiter Regionalzentrum Süd, und Frank Eikel, Leiter RWE Südwestfalen/Sieg, und der Betriebsratsvorsitzende Ralf Kehl im Rahmen eines Pressegesprächs klar gemacht, dass die Strompreise mit einem Netzübergang an Eon Mitte steigen werden. Und zwar beträchtlich, denn während es bei RWE die gesunde Durchmischung der Kalkulationen gebe, fehle dies bei Eon Mitte.
Nun gehört es zu den Sorgfaltspflichten eines Berichterstatters, solche Dinge zu prüfen und die Gegenseite zu befragen. Dies geschah. Am Montag kam die Antwort des Pressesprechers von Eon Mitte, Günther-Michael Birmes, aus Kassel. Es gibt keine Stellungnahme, die Fragen, zum Beispiel nach einer Strompreiserhöhung werden nicht beantwortet. Eon Mitte bittet um Geduld. Erst wenn es Ergebnisse gebe, werde man dies öffentlich kommunizieren. Darüber hinaus handele es sich um einen normalen Vorgang im Wettbewerb, den man nicht über die Medien austragen werde, schreibt der Pressesprecher in seiner Antwort an den AK-Kurier.
Auch Fragen zur Nachbesserung des Angebotes und zur möglichen Übernahme des Mittelspannungsnetzes (für Gewerbebetriebe im AK-Land interessant) blieben unbeantwortet.
Das Thema ist für Laien äußerst komplex und nicht einfach zu durchschauen. Der Strompreis setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen. Da geht es auch um die Netznutzungsgebühren, aber nicht nur. Während die Arbeitsgruppe des Landkreises davon ausgeht, dass diese Netznutzungsgebühr nicht steigen wird, ist RWE da völlig anderer Meinung. Schwermer und Eikel meinen dies anhand von Beispielen belegen zu können. So werde der Preis für den Privathaushalt, aber auch für die Gewerbebetriebe steigen.
Schwermer und Eikel machten dies an einem Rechenbeispiel deutlich, das sich übrigens jeder Kunde via Internet (es gibt sehr zuverlässige Portale, zum Beispiel Verivox) selbst ausrechnen lassen kann. Ein Single-Haushalt im AK-Land zahle demnächst 25 Euro pro Jahr mehr, bei einer Bäckerei könnte dies bis zu 1000 Euro ausmachen. Ein Industriebetrieb, der im Jahr 12 Millionen Kw/h verbrauche, zahle rund 126.000 Euro pro Jahr, Netzgebühr eingeschlossen. Ab 2011, wenn Eon Mitte das Netz im Landkreis übernehme, seien es rund 142.000 Euro. Diesen Zahlen und Berechnungsmodellen lägen Veröffentlichungen von Eon zugrunde, sie sind übrigens nicht nur für Insider zugänglich.
Als ein wichtiges Argument sehen die RWE- Verantwortlichen gerade die Netznutzungsgebühr. Sie wird von der Bundesnetzagentur festgelegt und richtet sich auch nach dem Versorgungsgebiet und der Einwohnerdichte. Da kommt es natürlich zu Mischkalkulationen. Während das RWE die großen Metropolen an Rhein und Ruhr mit in die ländlichen Regionen eingerechnet bekommt und somit bei einer Einwohnerdichte von 290 Köpfen pro Quadratkilometern liegt, hat dies Eon Mitte nicht. Hier liegt die Einwohnerdichte bei 160, also gebe es für die Bundesnetzagentur die Empfehlung, ein deutliches höheres Nutzungsentgeld zu erheben. Der Landkreis Altenkirchen habe mit den günstigen Netzentgelten vom Speckgürtel an Rhein und Ruhr partizipiert, machte Schwermer deutlich. Dies werde mit dem Netzbetrieber Eon Mitte entfallen, denn hier fehle dieser Speckgürtel.
Für Eon werde der Landkreis zur Perle in Sachen Netzgebühr und damit verbundener Preiserhöhung durch die Bundesnetzagentur. Denn die ländliche Versorgung sei weitaus teurer als die städtische, und den hessischen Speckgürtel gebe es nicht, da dort bereits viele Eigenbetriebe entstanden seien.
Warum durfte Eon Mitte das Angebot auch nach dem Stichtag nachbessern, RWE aber nicht? Für den Betriebsratsvorsitzenden ist dies eine Frage, die bislang von allen Beteiligten nicht beantwortet wurde. Auch die Eile, mit der jetzt die Ortsgemeinderäte entscheiden sollen, ärgert ihn gewaltig. Immerhin gebe es ein Jahr Karenzzeit, führte Kehl in die Argumentation mit ein. Auch das Thema Straßenbeleuchtung, für die Gemeinden ein wichtiges Thema mit enormen Kosten, sei nicht ausreichend gewürdigt worden. Da es aber bei den jetzt anstehenden Beratungen um die Stromkonzessionsverträge im Niederspannungsnetz gehe, sei das Thema "Leuchtstellen" ausgeblendet worden. "Bei uns ist die Straßenbeleuchtung nicht teurer als bei Eon, wir setzen auf Sicherheit und eine gute Zusammenarbeit mit den Kommunen", sagte Eikel.
Die kreisweit eingesetzte Arbeitsgruppe hatte aber lediglich zur Vergabe der Stromkonzessionsverträge zu entscheiden und zu empfehlen. Dies hatte der Sprecher der Arbeitsgruppe, Konrad Schwan, erst am Donnerstag deutlich gemacht. Auf die Frage, ob der Energieversorger RWE das Niederspannungsnetz ohne das vorhandene Mittelspannungsnetz (für die Industrie) im Falle einer Mehrheitsentscheidung für Eon Mitte im Landkreis Altenkirchen betreiben werde, gab es ein klares Nein. Die Entflechtungskosten der Netzte seien viel zu hoch, dies komme auch auf die Netzbetreiber (und damit auf den Endkunden) zu, wenn es einen Flickenteppich im Landkreis gebe. "Es wird bei der jetzigen Vergabeempfehlung überhaupt nicht berücksichtigt, was das RWE in den letzten 85 Jahren im Landkreis geleistet hat", sagte Kehl im Namen seiner Kollegen, die immer vor Ort seien, egal ob es schneie, brenne, oder Stürme tobten. (hw)



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