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Nachricht vom 02.09.2021    

Pro und Contra Weyerbuscher Ortsumgehung: Diskussion wird nicht enden

Die Wellen schlagen hoch: Erste Planungen einer möglichen Ortsumgehung (B 8) für Weyerbusch haben innerhalb kürzester Zeit viele Gegner eines solchen Projektes auf den Plan gerufen. Entschieden, ob überhaupt und wenn ja, wann gebaut wird, ist gar nichts. Rund 11.000 Fahrzeuge sind pro Tag auf der ehemaligen „Hohen Straße“ durch die Gemeinde unterwegs.

Landwirte aus der Region machten ihre ablehnende Einstellung gegenüber den geplanten Umgehungen von Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib bei einem Treffen in Werkhausen-Leingen deutlich. (Foto: vh)

Weyerbusch. Es sind bislang lediglich zwei Striche auf einer Landkarte, die Menschen rund um Weyerbusch elektrisieren: mögliche Varianten einer südlichen oder nördlichen Umgehung der Ortsgemeinde im Zuge des seit Jahren geplanten dreistreifigen Ausbaus der B 8 zwischen Altenkirchen und der A 560 bei Hennef. Großräumiger betrachtet: Die Ost-West-Verbindung zwischen dem Ende eben dieser A 560 und der A 45 bei Herborn soll ebenfalls auf Abschnitten der B 414 und B 255 tauglicher für die steigenden Zahlen an PKWs und LKWs gemacht werden. „Wir sind, was die Umgehung Weyerbusch angeht, noch in einem ganz, ganz frühen Planungsstadium, einer Vorstudie“, zeigte Lutz Nink als Leiter des Landesbetriebs Mobilität in Diez auf Anfrage des AK-Kuriers den aktuellen Stand der Dinge auf. „Um überhaupt einmal beginnen zu können, sind diese beide Möglichkeiten einer Streckenführung festgelegt worden“, ergänzte er. Seine Behörde habe von der Politik den Auftrag erhalten, Ortsumgehungen, wie sie im Bundesverkehrswegeplan mit dem Attribut „vordringlicher Bedarf“ versehen sind, im Zuge des Ausbaus der B 8 zwischen Altenkirchen und der Landesgrenze mit Nordrhein-Westfalen zu entwickeln. „Die Leute meinen, dass bereits etwas festgelegt ist. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall“, fügte Nink an. Bereits stattgefunden habe nur der sogenannte „Scoping-Termin“ (Rahmenuntersuchung), bei dem mögliche Betroffene des Baus einer Umfahrung Meinungen kund tun konnten.

Externes Fachbüro wird beauftragt
Im nächsten Schritt muss eine Planungsraumanalyse mit einer Umweltverträglichkeitsstudie erstellt werden. „Dieser Auftrag ist ausgeschrieben und wird an ein externes Fachbüro vergeben“, nannte Nink die alsbald zu erledigende Maßnahme. Darüber hinaus gelte es zu eruieren, welche der beiden angedachten Routen welches Konfliktpotenzial (hoch oder niedrig) aufweise. Einen möglichen Zeitraum für eine Verwirklichung des Gedankenspiels konnte Nink nicht verifizieren: „Vergleichbare Projekte haben 30 bis 40 Jahre gedauert, wenn es schneller ging, waren es auch einmal 20 Jahre.“ Grundsätzlich sei er bereit, die Gegner des Vorhabens mit in die Entwicklung einzubeziehen. Auch eine Abkehr von den Überlegungen schloss Nink nicht aus: Wenn sich die Meinung der Politik ändere, könne das Ganze schnell beerdigt werden. Grundsätzlich machten die Überlegungen, den Verkehrsfluss auf der B 8 und auf rheinland-pfälzischem Terrain von Altenkirchen aus in westlicher Richtung zu optimieren (und natürlich auch umgekehrt), nur Sinn, „wenn die Umgehung Uckerath gebaut wird“.

Nadelöhr Uckerath: Stadt Hennef erstellt Studie
Eine Änderung der Situation des Nadelöhrs in dem Hennefer Stadtteil Uckerath scheint zumindest auf den Weg gebracht. Laut Bonner General-Anzeiger wurde eine Ortsumgehung in das Arbeitsprogramm für 2021 des Verkehrsministeriums von Nordrhein-Westfalen unter Chef Henrik Wüst aufgenommen. Er hatte, so die Zeitung, bei einem Besuch im Jahr 2018 zugesichert, „dass wir die Maßnahme in den nächsten Jahren angehen werden“, die 2016 im Bundesverkehrswegeplan unter „vordringlicher Bedarf“ eingestuft worden, 2018 aber im „Masterplan“ der Landesregierung für Verkehrsplanungen nicht mehr definiert war. Da die Stadt Hennef die weitere Planung für den Landesbetrieb NRW bereits betreibt und koordiniert, ist also nun erneut Bewegung in die Konzeption gekommen. „Die Stadt wird die im Oktober 2020 vertraglich zugesicherte Umweltverträglichkeitsstudie durchführen und nach der Auswertung dem Landesbetrieb Straßenbau NRW übergeben“, sagte laut Bonner General-Anzeiger die stellvertretende Hennefer Stadtsprecherin Mira Steffan, die den aktuellen Stand vom März diesen Jahres gegenüber dem AK-Kurier bestätigte.

Bürgerinitiative macht mobil
Mit Macht mobil gegen die Verwirklichung macht inzwischen die Bürgerinitiative „Bi gegen B8-Umgehungen Weyerbusch“, in der sich vor allen Dingen Menschen aus den Ortsgemeinden Weyerbusch (mit dem Ortsteil Hilkhausen), Oberirsen (mit dem Ortsteil Marenbach) und Werkhausen (mit dem Ortsteil Leingen) engagieren. Sie regen sich unter anderem über eine großflächige Versiegelung und Flächenfraß, über die Zerstörung der Natur, über die Gefährdung von Flora und Fauna, über die Bedrohung der Landwirtschaft oder über stillgelegte und abgeschnittene Orte auf. „Zukunft geht anders“, erläuterte Marein Osten-Sacken aus dem dreiköpfigen BI-Organisationsteam. Laut ihrer Aussage wolle der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) auf Bundesebene klagen und die B-8-Umgehungen mit einbeziehen. Die Schreckgespenster der BI sind so definiert: 14 bis 40 (60) Meter breite Trassen, bis zu sechs Meter tiefe Einschnitte, bis zu fünf Kilometer drei- oder vierspurige Straßen und viele Jahre Großbaustellen. Es gebe, so der Zusammenschluss, natürlich Alternativen, die nachhaltiger, effektiver und vorteilhafter seien: „Flüsterasphalt, Lärmschutzmaßnahmen, Kreisverkehre, Ampeln, Fußgängerquerungen über oder unter der Straße...“. Das nächste Treffen ist am Sonntag, 19. September, von 10 bis circa 13 Uhr. „Sammelpunkt“ ist der Gasthof „Zur Post“ in Weyerbusch. Anschließend werden die beiden Varianten begangen, ehe sich weitere Informationen und eine Diskussion anschließen (Anmeldungen per Mail an info@nob8ou.de).



Sorgenvolle Mienen bei Landwirten
Sorgenvolle Mienen breiteten sich bei Landwirten aus, die in der Nähe von Werkhausen-Leingen auf die Nachteile der geplanten B-8-Bypässe (Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib) hinwiesen. Der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbandes Altenkirchen, Markus Mille, sprach von ganz eklatanten Eingriffen in die Landwirtschaft dank Flächenverlusten und Zerschneidungsschäden. „Die Räume werden eng gemacht“, bediente er sich eines passenden Bildes aus der Fußballtaktik und fügte an: „Die Landwirtschaft hat in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Federn gelassen.“ Die Fläche, die ihr im Kreis Altenkirchen zur Verfügung stehe, habe sich laut Statistischem Landesamt seit 1971 um rund 5000 auf nunmehr knapp unter 17.000 Hektar reduziert. Die Verhältnismäßigkeit müsse im Blick gehalten werden. „Es ist zwingend und erforderlich, hochwertige Landwirtschafts- und Umweltbelange zu berücksichtigen.“ Die Teilnehmer der Runde gaben im Falle der Verwirklichung des Projektes (egal ob Nord- oder Südvariante) als Minuspunkte den verloren gehenden Flächenzuschnitt, die umständlicher zu erreichenden Weideflächen mit größeren Umwegen bei den Tiertrieben oder den Verlust von Quellgebieten zu Protokoll. „Die Umgehung rentiert sich nicht“, brachte es Gunnar Lindner aus Weyerbusch-Hilkhausen aus seiner Sicht auf den Punkt. Und Mario Orfgen (Werkhausen) vermutete: „Das historisch bedingte ausgewogene Verhältnis zwischen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben sowie zwischen Acker- und Weideland wird kaputt gemacht.“

„Runder Tisch“ als Ausweg?
Inzwischen hat die heimische Politik das konfliktbeladene Thema ebenfalls für sich entdeckt - dem Wahlkampf vor dem bundesweiten Urnengang am 26. September sei es gedankt. Bei Gesprächen mehrerer Direktkandidaten vor Ort - auch mit den Spitzen der kommunalen Selbstverwaltung von Weyerbusch - bezog Kevin Lenz (Bündnisgrüne) klar Stellung gegen das „gigantische Straßenbauprojekt“, das bei beiden Vorschlägen nur minimale Zeitersparnisse bringe. Zudem dürfe der Ortsgemeinde nicht die Lebensader (Anm. der Redaktion: Kölner Straße mit den zahlreichen Geschäften) abgeschnitten werden. Sandra Weeser (FDP) regte einen „Runden Tisch“ an, „um die beste Lösung für Weyerbusch und den Kreis Altenkirchen zu finden“. Ihr MdB-Kollege Erwin Rüddel (CDU) vertrat die vielsagende Meinung, dass „wir die Menschen ent- und nicht belasten wollen“. Ortsbürgermeister Dietmar Winhold wies darauf hin, dass ein möglicher Bau einen enormen Eingriff in Natur- und Umweltbelange bedeute, da es sich bei den Flächen um FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und Quellgebiete als auch um landwirtschaftlich genutzte Areale handele. „Mit beiden Varianten sind wir eher unglücklich“, bilanzierte der Erste Beigeordnete Ralph Hassel.

Kreisverkehrsplatz: Baubeginn nächstes Jahr
Ungeachtet der entflammten Diskussion über den Bau einer Umgehung um Weyerbusch herum, wird der geplante Kreisverkehrsplatz B 8/L 276/K 24 in der Ortsmitte nach Aussage von Nink im kommenden Jahr Realität. Die vorbereiteten administrativen Dinge inklusive eines (kleinen) Grunderwerbs seien abgeschlossen, Baurecht liege vor. Die Realisierung wird zwischen sechs und acht Monate dauern, die Kosten bezifferte Nink auf „zwischen 600.000 und 800.000 Euro“: „Der Kreisel ist eine gute Sache und eine Verbesserung für die Situation der Fußgänger mit Querungshilfen.“ Bypässe, um die Situation im Kreisel weiter zu entzerren, gibt es nicht. Zudem, so Nink, könne die Ortsgemeinde das Zentrum des Rondells attraktiv gestalten.

Kampagne schon lange aktiv
Für eine bessere Anbindung des AK-Landes ans überregionale Fernstraßennetz macht sich seit Jahren die Kampagne „Anschluss Zukunft“ stark, die ihren Fokus nicht nur auf die B 8 und die B 414, sondern auch noch auf die B 62 legt. Die Region Westerwald-Sieg liege im Herzen von Europa, „gleichwohl ist die Straßenanbindung an die benachbarten Metropolregionen schlecht. Das führt zu langen Transport- und Fahrzeiten. In der Konsequenz ist diese schlechte Straßenanbindung ein Standortnachteil für Bürger und Unternehmen“, heißt es auf der Webseite der Initiative. In zahlreichen (IHK-)Umfragen sei wiederholt festgestellt worden, dass die mangelhafte Infrastruktur ein wesentlicher Standortnachteil für die Unternehmen sei und wirtschaftliche Entwicklung als auch Arbeitsplätze gefährde. „Neben den IHK-Umfragen wird dieser Zusammenhang auch von externen Studien zum Beispiel von Prognos bestätigt. Den Menschen /Unternehmern im Landkreis fehlt die erkennbare Perspektive beim Thema ,Straßeninfrastruktur‘“, machen die Verantwortlichen der Aktionsgruppe via weltweitem Netz deutlich. (vh)


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