Werbung

Nachricht vom 19.09.2021    

Kircheiber Kirche à la Christo und Jeanne-Claude verhüllt

Viel besser hätten es Christo und Jeanne-Claude zu Lebzeiten auch nicht erledigen können: Die Verhüllungen beispielsweise der Brücke Pont Neuf in Paris, des Reichtags in Berlin und aktuell des Arc de Triomphe wiederum in Paris stehen ein wenig Pate für die Maskerade der Kirche in Kircheib.

Christo und Jeanne-Claude lassen grüßen: Die Außenmauern der teils verhüllten Kirche in Kircheib werden saniert. (Foto: vh)

Kircheib. Sie ist für Autofahrer, die auf der B 8 von Hennef in Richtung Altenkirchen unterwegs sind, mehr oder minder gut zu sehen. In diesen Tagen fällt sie mit einem weißen Teilumhang auf, der sie deutlich vom noch grünen, sie umgebenden Blätterwerk abhebt. Die Kirche in Kircheib kommt seit Ende Juli in einem anderen, eher unbekannten Gewand daher. Das hat einen guten Grund. Nein, es war keine Idee aus den Lebzeiten der inzwischen verstorbenen Verhüllungskünstler Christo und Jeanne-Claude. Das schmucke Bauwerk muss sich einer umfassenden Sanierung der Außenmauern unterziehen, wie der Baukirchmeister der evangelischen Kirchengemeinde Asbach-Kircheib, Gerhard Heppner, berichtet. Schon seit sechs Jahren ist er in dieser Funktion tätig, dem Presbyterium gehört er seit zehn Jahren an.

Keine Zuschüsse erhalten
So ist es nun einmal mit alten Gemäuern. Der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an ihnen - in diesem Fall an dem Bruchsteinmauerwerk. Die Fugen trotzen Jahr aus und Jahr ein Wind und Wetter, platzen auf und später ab, werden porös, so dass Wasser eindringen und den Prozess der Schädigungen - für ungeübte Auge teils unsichtbar - weiter vorantreibt. Auch die Grauwacke selbst kommt nicht ungeschoren davon. Hier und da brechen Stücke von den felsigen, unterschiedlich großen Elementen ab.

Zudem sind Tuffsteinkomponenten wie unter anderem am Dachstock in Mitleidenschaft gezogen und weisen handteller- oder faustgroße Stellen auf, die nicht mehr dem Urzustand entsprechen und ebenfalls von einem Spezialisten ersetzt werden müssen. „Rund 300.000 Euro müssen wir aufbringen“, sagt Heppner und fügt unmittelbar an, dass Anträge auf Zuschüsse - aus welchen Töpfen auch immer - abgelehnt wurden. Da kommt der Kirchengemeinde zupass, dass sie mit dem Verkauf des Pfarrhauses in Asbach einigermaßen liquide ist.

Wieder Gottesdienst an Weihnachten?
Seit Ende Juli nun werkelt die Natursteinwerkstatt Christoph Plinz (Düren) am Turm, der sich Richtung Westen orientiert, ehe das Gerüst umgebaut wird, um das Kirchenschiff in Angriff zu nehmen. Die Sisyphusarbeit soll, so Heppner, bis spätestens Weihnachten abgeschlossen sein, so dass „wir hier wieder unsere Gottesdienste feiern können“. Beim Blick auf den momentanen Stand der Dinge aber schwingt ein wenig Skepsis in seiner Aussage mit.

Überhaupt war der Prozess, bis das Projekt erst einmal Fahrt aufnahm, langwierig. Die obere und untere Denkschmalschutzbehörden in Mainz und Altenkirchen mussten eingeschaltet werden, der Kirchenkreis an Sieg und Rhein mit der Superintendentur in Siegburg und die Landeskirche in Düsseldorf waren und sind mit dem Thema befasst. Es wurden Proben des bröckelnden Verfugungsmaterials genommen, analysiert, um schließlich ein identisches Medium generieren zu können, das eingebaut wird und die nächsten Jahrzehnte allen äußeren Einflüssen gewachsen sein soll.



In einem Aufwasch werden vier Queranker mit einer Länge von je acht Metern eingebaut, die helfen sollen, den Turm noch mehr zu stabilisieren. Diese Aufgabe fällt bereits seit dem 18. Jahrhundert den mächtigen Wandvorlagen an der „Herberge“ der beiden Glocken zu, die der dreischiffigen Basilika einen wehrhaften Eindruck verleihen. Im Zuge der Sanierung, die von einem Architekten aus Bad Honnef begleitet wird, wurden darüber hinaus Putzteile mit alten Farben freigelegt.

Orgel muss noch gestimmt werden

Auch im Innern waren geschäftige Spezialisten am Werk. Die Orgel musste sich einer großen Revision unterziehen und fristet - ebenfalls gut eingepackt - derzeit ein Leben, ohne gespielt zu werden, vor sich hin. Bei ihrem Anblick hofft Heppner, dass sie wirklich an Weihnachten wieder erklingen kann, muss aber noch gestimmt werden.

„Sollte es mit der Zeit knapp werden. wird der Fachmann auch auf den letzten Drücker vorbeikommen, um das zu erledigen“, verweist er auf die Möglichkeit, wieder die ersehnten Zusammenkünfte rund um Heiligabend anbieten zu können. Ansonsten präsentiert sich der Innenraum von einer aufgeräumten und wohltuend sachlich gehaltenen Seite, den die Gläubigen in normalen Zeiten, also abseits der Corona-Pandemie, jeden zweiten Sonntag für Gottesdienste (im Wechsel mit der Kirche in Asbach) aufsuchen können.

Wurzeln im 12. Jahrhundert

Das romanische Kleinod, in dem auch gerne geheiratet wird, hat seine Wurzeln im 12. Jahrhundert. Eine der beiden Glocken stammt aus dieser Ära, die zweite aus dem Jahr 1535. Der Taufstein wird ins 13. Jahrhundert datiert. Dank der Höhenstaffelung von Ost nach West (niedrig bis hoch) vermittelt die Pfeilerbasilika einen aufgelockerten Eindruck.

Im Laufe der Zeit mussten schon oft Handwerker den Fortbestand garantieren. So wurden beispielsweise 1984 marode Fugen ausgetauscht und das Dach mit Naturschiefer neu eingedeckt. Vom ehemaligen Friedhof, der das Gotteshaus umgab, künden nur noch ganz wenige Grabsteine (die aktuelle Ruhestätte liegt an der B 8 am Ortseingang von Altenkirchen kommend). Überhaupt ist das Grundstück immens klein, wird von zwei Seiten von Bebauung und auf einer Seite von der Kirchstraße eingerahmt. Lediglich der Blick nach Westen gelingt fast ohne Einschränkungen. Unmittelbar an der Kirche beginnt und endet die als leicht eingestufte Rundwanderstrecke „Zeit-Reise-Weg“ (Erlebnisregion Sieg) mit einer Länge von 6,34 Kilometern. Ein kleiner Parkplatz und eine Routenerklärung auf einer Tafel sind vorhanden. (vh)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Öffentliche Fahndung nach schwerer Körperverletzung auf Autobahnrastplatz "Logebachtal-West"

Textteil: Am Mittwoch, 17. Juli, kam es auf dem Gelände des Rastplatzes "Logebachtal- West" zu einer heftigen Auseinandersetzung. ...

Young- und Oldtimer treffen sich am 11. August in Oberdreis

Oberdreis. Zum zehnten Mal lädt der Young- und Oldtimerclub Oberdreis zum legendären Treffen ein. Alle Auto- und insbesondere ...

Regnerischer Start ins Wochenende - Hundstage lassen auf sich warten

Dierdorf. Als Hundstage werden bei uns umgangssprachlich die heißen Tage in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August bezeichnet. ...

Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt: Streitholz setzt auf Verkehrssicherheit

Streitholz. Im Zuge des Ausbaus der Strecke vom Ortsausgang Wissen Richtung Hagdorn, wurden von Anwohnern Bedenken geäußert. ...

Kreisfeuerwehrverband Altenkirchen freut sich über großzügige Spende

Altenkirchen. Da es sich um teilweise feuerwehrtechnische Gerätschaften handelt, welches immens kostenintensiv ist, sei der ...

Großer Abschied und neuer Anfang: Lebenshilfe Altenkirchen verabschiedet Auszubildende

Altenkirchen. Jedes Jahr bietet die Lebenshilfe im Landkreis Altenkirchen jungen Menschen die Chance, eine Ausbildung oder ...

Weitere Artikel


Erste Hilfe am Hund: Kurs der Kreisvolkshochschule Altenkirchen

Altenkirchen. Dementsprechend ist eine angemessene tierärztliche Versorgung des Hundes durch dessen Halter zu gewährleisten. ...

Wissener Kolpingsfamilie traf sich zur Mitgliederversammlung

Wissen. Im Jahre 1889 wurde die Kolpingsfamilie Wissen gegründet und nur zu Kriegszeiten war das Vereinsleben so zum Erliegen ...

Neuer Vorstand der Leistungsgemeinschaft gewählt

Rott. Über künftige Aktionen wird regelmäßig berichtet, denn mit dem neuen Team sollen in der Region rund um Flammersfeld, ...

Buchtipp: „G*tt w/m/d" von Veit Dinkelaker und Martin Peilstöcker

Dierdorf/Oppenheim. Galater 3,28 lautet: „Hier gilt nicht mehr Jude und Grieche, nicht Sklave und Freier, nicht männlich ...

Verkehrsunfall in Schürdt: Rollerfahrer verletzte sich schwer

Schürdt. Der Rollerfahrer stürzte auf die Fahrbahn. Ersthelfer, hierunter eine Krankenschwester sowie eine Ärztin, eilten ...

Wohnungsbrand in Oberlahr: Mehrere Löschzüge waren im Einsatz

Oberlahr. Die Leitstelle Montabaur alarmierte die Feuerwehren Oberlahr und Flammersfeld über Sirene und die Funkmeldeempfänger. ...

Werbung