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Nachricht vom 19.09.2021    

Urban Priol las der Politik die Leviten

Von Wolfgang Rabsch

Zu Urban Priol muss man wissen, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Diejenigen, denen seine scharfe Zunge nicht gefällt, würden ihn am liebsten auf den Mond schießen. Die anderen verehren ihn, weil er nichts und niemanden schont, indem er sich an der politischen Elite abarbeitet. Das war auch bei seinem Auftritt in Horhausen nicht anders.

Urban Priol mit seinen Markenzeichen Sturmfrisur und Weißbierglas. (Fotos: Wolfgang Rabsch)

Horhausen. Mit verständlichem Stolz begrüßte Rita Dominack-Rumpf, die Vorsitzende der Kultur AG in Horhausen, das Publikum im Kaplan-Dasbach-Haus (KDH) in Horhausen. „Auch wir haben uns danach gesehnt, endlich wieder aktiv zu werden, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden, und wieder Kultur anzubieten. Zu unserer ersten Veranstaltung seit eineinhalb Jahren ist es uns gelungen, einen der besten Kabarettisten und Satiriker Deutschlands zu engagieren. Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie Urban Priol.“

Priol, ein „Hofnarr“ der Moderne?
In der Nachschau des Auftritts hat sich Uran Priols Ruf bewahrheitet, denn sehr Vielen blieb das Lachen im Hals stecken, wenn er sich eine Partei oder einen Kanzlerkandidaten vorknöpfte. So gesehen war der Abend ein Spiegelbild der aktuellen Lage, aber auch der gelebten Meinungsfreiheit.

Im Mittelalter gab es an den adligen Höfen den Hofnarren, als solchen kann man Priol durchaus im Sinne des Wortes definieren. Wikipedia beschreibt einen Hofnarren wie folgt: „Die Aufgabe eines Hofnarren war nicht primär die Belustigung des Hofes, sondern die Provokation und Irritation. Seine Stellung außerhalb der am Hofe geltenden Normen erlaubte ihm 'Narrenfreiheit' und machte den Hofnarren so zu einer Institution zulässiger Kritik“.

Allerdings hatte der Hofnarr auch Probleme zu befürchten, wenn er es mit der Kritik übertrieb, die den Herrschenden nicht gefiel, dann drohten auch Kerker oder der Strick. Daran erkennt man, dass man es nicht mit der Kritik an den Herrschenden übertreiben soll. Gut, Urban Priol hat weder Kerker noch den Galgen zu fürchten, doch in den sozialen Netzwerken erhält er durchaus bedrohliche Nachrichten, doch das ficht ihn nicht an.

Ein Programm, welches ohne „Political Correctness“ begeisterte

Priol betrat alleine die äußerst spartanisch eingerichteten Bühne, ein Stehtisch mit Husse, sowie ein Tisch und ein Stuhl, mehr braucht er nicht. Dazu das obligatorische Glas Weißbier, an dem er hin und wieder fast widerwillig nippte. Am Ende des Auftritts gab er zu, dass darin nur alkoholfreies Bier war und er sofort an die Theke geht, um was Ordentliches zu trinken.

Sein Markenzeichen, ein buntes Hemd, und die Sturmfrisur, wobei die (wenigen) Haare so zu Berge standen, als wenn er gerade in eine Steckdose gepackt hätte. Gut, dass es Taft gibt.

Es ist unmöglich, das pausenlose Feuerwerk an Gags und Pointen komplett zu beschreiben. Priol schonte weder sich noch sein Publikum, mussten einige noch über eine Wortfalle nachdenken, um dann zu lachen, war schon die nächsten Kalauer unterwegs. Entsprechend jagte eine Lachsalve nach der anderen durch das KDH.



Priol ist kein Fan des Genderns
„Haben wir eigentlich keine größeren Probleme? Mir geht das Gendern gewaltig auf den Sack. O Gott. Das darf man doch heute nicht mehr sagen, ich meinte natürlich auf die Lenden“. Oder „Der Letzte, und die Letztin, müssen wissen, was los ist.“ Die Bahn begrüßt die Reisenden auch nicht mehr mit „Damen und Herren“ in den Zügen, nein, sie sagt „Verehrte Zuspätankommende“. Priol stellte auch die bedeutungsvolle Frage „Ist die Möhre die weibliche Form von Mohr?“

Sein Spezialgebiet sind und bleiben die Regierenden, dabei hatte er es insbesondere auf die Bundeskanzlerin und ihrer Truppe abgesehen. „Angela Merkel hat sehr viele Auszeichnungen und Titel während ihrer Amtszeit bekommen: Mächtigste Frau der Welt, Miss World, Miss Europa… und Miss(Erfolg).“ Die ZDF und ARD-Moderatoren Schausten und Hassel werden nach bestens informierten Kreisen hinter vorgehaltener Hand als „Merkel-Tampons“ bezeichnet, weil sie bei ihren Interviews die Kanzlerin mit belanglosen Fragen „konfrontieren“. Wobei Regierungssprecher Seibert, die Bauchrednerpuppe der Kanzlerin ist. Wo er gerade bei der CDU war, meinte Priol: „In Corona-Zeiten gibt man sich dort nicht die Hand, man hält sie auf, deshalb kann es leicht zu einer Schmierinfektion kommen.“ Die CDU setzt der drei F-Bewegung „Fridays for Fure“ der Jugend auch eine drei F-Bewegung ihrer Stammwähler entgegen: Fernreisen, Fleisch fressen und freie Fahrt.

Die SPD bekam natürlich auch den Spott des Satirikers zu spüren, da Scholz zu Fragen nach den Cum Ex, Wirecard und Warburg-Skandalen lethargisch sagt: „Ich kann mich an nix erinnern, und wenn doch, dann habe ich es vergessen.“ Priol hatte auch eine Erklärung für die Probleme in den Gesundheitsämtern während der Pandemie zur Hand: „Lothar Wieler, der Oberamtsarzt vom RKI, der Mann, der zum Lachen in den Keller geht, hatte es abgelehnt, Studenten zur Aushilfe in die Gesundheitsämter anzufordern. Die hätten zwar Probleme mit den Fax-Geräten gehabt, aber ansonsten hätten sie gewusst, wie es geht, und wären auch am Wochenende vor Ort gewesen.“

Mimik und Gestik, dazu die dauernd wechselnden Dialekte mit plötzlichen Temperamentsausbrüchen, geniale Stimmenimitationen von Merkel, Kretschmer, Spahn, Scholz, Laschet und Schröder, und das alles freisprechend, ohne Souffleuse, ergab einen Mix, der seinesgleichen sucht. Entsprechend fiel der Schlussbeifall aus, die Leute klatschten noch, als Priol von der Bühne sprang, um sich... naja, Sie wissen schon, endlich ein echtes bayerisches Weißbier am Tresen des KDH munden zu lassen. Er hatte es sich mehr als verdient. (Wolfgang Rabsch)


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