Betzdorf: Ein Foto für den Weltfrieden
Anlässlich dieses 40. Weltfriedenstages stellten sich ein Dutzend Menschen am Weltladen in Betzdorf für ein Friedensfoto auf. Die Teilnehmer sagten damit Nein zum Wettrüsten und Ja für gewaltlose Konfliktlösungen. Der Steinebacher Hermann Reeh hatte dazu aufgerufen – und: Er soll mit der Willy-Brandt-Medaille geehrt werden.
Betzdorf. Hermann Reeh ist ein Friedensaktivist und setzt sich für Gerechtigkeit ein. Er tritt dafür in die Pedalen, verkauft fair gehandelte Produkte und wird nicht müde, für Friedenspolitik die Stimme zu erheben und andere Menschen für die Sache zu gewinnen. Zwölf Menschen hatte er nun anlässlich des Weltfriedenstags um sich geschart, mit einem konkreten Ziel: Sich mit ihm für ein gemeinsames Friedensfoto ablichten zu lassen. Seit 1981 – also seit 40 Jahren – ist der 21. September der Weltfriedenstag. Das hatte die UNO 1981 damals festgelegt. Die UN-Generalversammlung legte 2001 sogar fest, dass der Weltfriedenstag immer am 21. September gefeiert werden soll. „Es soll ein Tag des Waffenstillstandes und der Gewaltlosigkeit sein“, erinnerte Reeh. Dass auch heute an diesem Datum alles andere als Weltfrieden herrscht, das zeigen die täglichen Bilder in den Nachrichten. Mehr oder weniger viel Beachtung erhalten die kriegerischen Auseinandersetzungen, unter denen immer die Zivilbevölkerung leidet.
Und so engagiert sich Hermann Reeh aus Steinebach auch am 40. Jahrestag des Tages des Weltfriedens für Frieden und gewaltlose Konfliktlösungen. Es ist nicht ganz neu, dass er Menschen bittet, sich für eine Aktion fotografieren zu lassen. Das hatte er seinerzeit auch bei der Aktion „Schutzengel“ so praktiziert. „Frieden beginnt in den Köpfen der Menschen“: Diese Aussage aus der Charta der UNESCO zitierte Reeh, als er am „Weltfriedenstag“ vor dem Weltladen Betzdorf in der Fußgängerzone in Betzdorf sprach und die Menschen begrüßte, die sich mit ihm für das Weltfriedenstags-Foto ablichten lassen wollten.
Bündnisgrüne und heimische Kolping-Vertreter waren dem Aufruf gefolgt, aber auch Vertreter des Dekanats Kirchen. Dechant Pfarrer Augustinus Jünemann und die Pastoralreferenten Ulrike Ferdinand und Christian Ferdinand stellten sich mit Plakaten wie „Rettet den Frieden! Stoppt den Rüstungswahn!“ auf. Es war ein klarer Appell für Abrüstung. Reeh zeichnete jedoch ein aktuell ganz anderes Bild, das bei ihm Sorgenfalten auf die Stirn projiziert. Laut dem Friedenforschungsinstitut Sipri, so Reeh, würden alle Atommächte ihre Bestände an Nuklearwaffen „modernisieren“. Führende Friedensforscher würden Anzeichen einer beunruhigenden Trendwende in den weltweiten Beständen an Atomwaffen sehen. Dass sich die „nukleare Rüstungsspirale“ weiter drehe, dafür sei auch die Bundesrepublik Deutschland mitverantwortlich, und zwar mit der geplanten Anschaffung von atomwaffenfähigen Kampfjets: „Dieser Bedrohung müssen wir ein Ende setzen“, forderte Reeh, der die Anschaffungskosten für diese Flugzeuge mit sieben Milliarden bezifferte. Für Reeh ist klar: Mit der Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages würde die Bundesrepublik nicht nur Geld sparen, sondern auch „ein Zeichen setzen und der Welt zeigen, dass wir dieses ,Teufelszeug' nicht haben wollen“. Die Teilnehmer an der Friedensfotoaktion würden deshalb „Ja zum Atomwaffenverbotsvertrag“ sagen.
Reeh drückte auch seine Besorgnis aus, die Kampfdrohnen und deren Angriff bei ihm auslösen. Er gab Zahlen weiter, wonach es von 2015 bis 2020 13000 Drohnenangriffe in Afghanistan gegeben haben soll: „In dem am meisten mit Kampfdrohnen bombardierten Land der Welt waren die meisten Opfer Zivilisten, allein 1600 Kinder.“ Neben dem Leid und den Toten der zivilen Bevölkerung durch Kampfdrohnen sieht Reeh durch dieses Waffensystem eine weitere Spirale beim Rüstungswettlauf in Gang gesetzt – denn: „Jetzt wird in den Rüstungsschmieden für eine Gegenwaffe geforscht, also eine Waffe, die Drohnen abschießen kann.“
Dass die NATO-Staaten zwei Prozent ihres Bruttoinlandproduktes für ihre Armeen ausgeben sollen, auch dazu hatte Reeh eine klare Meinung: „Dazu sagen wir Nein.“ Aber: „Wir sagen Ja zu gewaltlosen Konfliktlösungen. Am Weltfriedenstag appelliere man an die verantwortlichen Politiker: „Suchen und unterstützen sie Organisationen, auch mit finanziellen Mitteln, die andere Wege der Konfliktlösung suchen“. Reeh freute sich, dass die Teilnehmer an der Aktion Friedensfoto sich mit ihm gegen den Rüstungswahn aufstellten. „Wir sollten nicht vergessen, dass wir weltweit viele Verbündete haben“, sagte der Friedensaktivist aus Steinebach. Als „prominente Unterstützer“ nannte er UN-Generalsekretär Antonio Guterres und Papst Franziskus. Guterres habe die Staaten der Welt aufgefordert, die „atomare Bedrohung zu beenden“. Er habe auch aufgefordert, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen. Der Pontifex habe auch dazu aufgerufen, und selbst habe Papst Franziskus den Vertrag bereits unterzeichnet.
Klare Wort von Reeh, und eine klare Botschaft von denjenigen, die sich mit dem Steinebacher für das Foto aufstellten. Darunter auch Bernd Becker aus Fensdorf. Der Sozialdemokrat und Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion dankte Reeh für sein Wirken. „Sanftmut ist der Himmel, Zorn ist die Hölle, je sanftmütiger ihr seid, je näher seid ihr dem Himmel“: Becker zitierte die Worte von Martin und Luther und entrichtete ein herzliches Dankeschön an Reeh für dessen Engagement.
Das soll auch noch eine Würdigung erfahren, wie Becker anmerkte: „Wir wollen Hermann Reeh die Willy-Brandt-Medaille verleihen.“ Er hoffe, dass das noch in diesem Jahr vorgenommen werden kann. Bislang habe man nur noch keinen Termin mit einem „Promi“ für die Verleihung hinbekommen. (tt)
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