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Nachricht vom 30.01.2011    

Airbus-Chef Enders: "Das Glas ist halb voll und halb leer im AK-Land"

Schornsteinfeger bringen Glück - so sagt man. Für jeden Gast des diesjährigen Neujahrsempfanges des Kreises gab es ein solches Glückssymbol. Landrat Michael Lieber gab einen Überblick über die Situation des AK-Landes, wo das Glück der ausgeglichenen Haushalte in weite Ferne rückt. Gastredner Airbus-Chef Dr. Thomas Enders sprach zum Thema Innovationen und stellte beeindruckend die Entwicklungen des Flugzeugbauers vor.

Gastredner beim Neujahrsempfang, Dr. Thomas Enders (2. von rechts) und Landrat Michael Lieber (2. von links) flankiert von den Schornsteinfegern wünschten Glück für 2011. Fotos: Helga Wienand

Altenkirchen. Der alljährliche Neujahrsempfang des Landrates in der Kreisverwaltung, zu dem Michael Lieber eingeladen hatte, führte einen der großen Manager des Weltkonzerns Airbus als Gastredner in den Sitzungssaal. Dr. Thomas Enders, Unternehmensleiter bei Airbus seit 2007, sprach zum Thema "Innovationen und Innovationsmanagement bei Airbus-Erfolgsrezept und Herausforderung".
Den Neujahrsempfang, auch als Ortsbürgermeister-Dienstbesprechung in der Kreisverwaltung durchgeführt, eröffnete Lieber mit dem Gruß an die Gäste und dem Vortrag über die aktuelle Situation im Landkreis. Den Landkreis und die Kommunen habe die Wirtschaftskreise zeitversetzt getroffen. Man höre zwar von einem starken Wirtschaftswachstum und einer wirtschaftlichen Erholung, die sich vor allem in den Zahlen am Arbeitsmarkt widerspiegelten. "Mit knapp über fünf Prozent Arbeitslosigkeit liegt der Kreis trotz Schließung einiger Traditionsfirmen auf einem guten Platz im Land", führte Lieber aus. Dies sei erfreulich, doch äußerst unerfreulich sei es, dass die Kommunen und der Kreis massive Einnahmeausfälle verzeichneten. Der Trend zu Ausgabesteigerungen, die von Land und Bund per Gesetzesreformen unabweisbar seien, werde dazu führen, dass im Jahr 2011 der Haushalt nicht auszugleichen sei. Um den umlagefinanzierten Haushalt ausgleichen zu können hätte der Landkreis die Umlage um 45 Prozentpunkte erhöhen müssen. "Dies haben Kreisverwaltung und Kreisgremien jedoch als nicht vertretbar angesehen", sagte Lieber. Der Kreis habe ein zweites Finanzierungskonzept erarbeitet, durch das stille Vermögensreserven gehoben werden. In Absprache mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier komme es jetzt nur zu einer geringfügigen Umlageerhöhung als Vorschlag für den Kreistag.
Lieber ließ keinen Zweifel daran, dass selbst die Erhöhung um einen Punkt viele Gemeinden weiter einschränken werde, aber auch der Haushalt des Kreises unterliege der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. "Die Kommunalaufsicht des Kreises ist gehalten, bei der Genehmigung der Haushalte der Orts- und Verbandsgemeinden die Maßstäbe der ADD anzulegen", erklärte Lieber.
Schnelles Internet und die Breitbandversorgung als Standortfaktor genießt derzeit oberste Priorität. Lieber ging ausführlich auf dieses Thema ein, zumal bei einer Befragung der Unternehmen die Breitbandversorgung eine Spitzenposition einnimmt. Das Gemeinschaftsprojekt Breitband sei mit den Orts- und Verbandsgemeinden auf den Weg gebracht. Der erste Schritt sei die Machbarkeitsstudie. Sie sei derzeit in Arbeit und werde vom Kreis finanziert. Der zweite Schritt sei die Umsetzung der Breitbandversorgung. Zielsetzung sei es, eine möglichst flächendeckende Versorgung zu erhalten. Die Ausschreibungen hierzu seien technikneutral auszuschreiben, und es werde nicht überall möglich sein, per Glasfaser die Versorgung herzustellen. Eine Alternative könne die Richtfunktechnik sein. Man habe sich bei den nun vorliegenden Konzepten am Landkreis Kusel orientiert. Es gebe Fördermittel des Landes, die bei rund 90 Prozent lägen.
"Das Land darf uns nicht im Stich lassen, der Kreis darf hier nicht abgehängt werden", so der Landrat. Die Versorgung mit schnellen Internetzugängen sei eine Herausforderung, der man sich gemeinsam stellen müsse. "Der Kreis ist hier Partner der Kommunen", versprach Lieber.
Das Thema Innovationen im globalisierten Wettbewerb der Unternehmen betreffe nicht nur die Weltmarktführer, auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen müssten sich diesen Herausforderungen stellen. "Die Globalisierung ist längst im Landkreis angekommen", stellte Lieber fest. Er stellte den Gästen die Initiativen vor, die heimischen Firmen Hilfestellung und Beratung bieten. Dazu zählen unter anderem die Kooperationen mit den Unis ins Siegen und Koblenz, das Innovationscluster Metall-Keramik-Kunststoff dreier Landkreise und das Technologie-Institut für Metall & Engineering und vieles mehr.
Im Kreis Altenkirchen gebe es zahlreiche Unternehmen, die für Weltmarktführer arbeiteten. "Auch Bauteile für Airbus kommen aus dem AK-Land", sagte Lieber und leitete zum Gastvortrag über.



Für Dr. Thomas Enders, der in Neuschlade (Ortsgemeinde Bruchertseifen) aufwuchs und am Kopernikus-Gymnasium in Wissen sein Abitur machte, war es sichtlich eine Freude, in der ehemaligen Westerwälder Heimat zu sein. Sein Vetter, MdL Dr. Peter Enders, hatte sich für den Gastvortrag eingesetzt und fast zeitgleich fiel der Geburtstag des Vaters auf dieses Wochenende. "Ich sehe, dass das Glas im Landkreis halb voll und halb leer ist", schmunzelte Enders zum Einstieg in den Vortrag. Er stellte das Unternehmen Airbus vor und den langen Weg, der letztlich zum Erfolg führte. Das Erfolgsmodell, der A 320 sei 7000 mal verkauft worden, und man arbeite derzeit an neuen Triebwerken, die zur Kerosineinsparung führen sollen. Bis 2015 will man dies realisiert haben. "Die Luftfahrt ist ein Wachstumsmarkt, wir rechnen mit 4,8 Prozent in den nächsten 20 Jahren. Dies ist auch für Zulieferer interessant", sagte Enders.
Mit Blick auf die fortschreitende Konkurrenz, vor allem in China, wo eigene Produkte entwickelt würden, werde man sich wehren. Neue Entwicklungen, wie etwa den Kohlefaser-Verbundwerkstoff (CFK), stellte Enders vor. So gebe es neue Entwicklungen für die Flügeltechnik, für die Druckschotts und in den Kabinen. Neue Technologien und Entwicklungen in der Luftfahrt seien sehr langfristig zu sehen, so brauche man ca. sieben Jahre für die Entwicklung neuer Flugzeuge, die dann aber sehr lange Produktzyklen durchlebten. Für 2025 plane man bei Airbus Neues im Triebwerksbereich und auch den Einsatz von Brennstoffzellen für die Versorgung am Boden.
Um die Herausforderungen für die Zukunft meistern zu können, hat Airbus eine Innovationszelle (Airbus Innovation Cell) gebildet. Deren Hauptstelle wird nach Indien verlegt. Hier sei die Kreativität besonders groß, erklärte Enders. "Wir wollen nicht aus Europa weg, 90 Prozent unserer Mitarbeiter sind in Europa. Aber wir müssen und wollen die Herausforderungen für die Zukunft annehmen", stellte Enders deutlich heraus. Es gibt neun Airbus-Entwicklungszentren, vier in den Stammländern von Airbus, fünf in Übersee, dazu zählen die USA, China, Indien und Russland. Innovationsmanagement heiße nicht, ständig neue Technik zu entwickeln, sondern auch das Kundennutzen und eine ausgereifte Technologie im Blick zu haben. "Luftfahrt ist ein faszinierendes Geschäft mit großen Wachstumschancen", sagte Airbus-Chef Enders.

Damit das Jahr 2011 für den Kreis, für seine Gemeinden, und für seine Unternehmen, aber natürlich auch für Airbus ein glückliches Jahr werden soll, gab es für jeden Gast einen kleinen Schornsteinfeger als Andenken. Überreicht von zwei "echten" Schornsteinfegern. Oliver Heck aus Horhausen und Michael Bauer aus Nister übernahmen diese Aufgabe. Für die "Hallenfeger", der Musikband der Lebenshilfe, war es ein gelungener Auftritt. Hier zeigte sich Innovation von einer ganz anderen Seite und die mit viel Begeisterung vorgetragenen Musikstücke faszinierten die Gäste. Das in vielen Köpfen zementierte Bild, dass geistig behinderte Menschen zu kulturellen Leistungen womöglich nicht fähig seien, widerlegten die "Hallenfeger" erneut eindrucksvoll. Hier gab Jeder an seinem Platz das Beste und zum Schluss gehörte ihnen der verdiente Applaus (hw)


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