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Nachricht vom 03.11.2021    

Altenkirchen: Gedenken an General Marceau per Installation auf dem Schlossplatz

Blick zurück im Zorn? Wohl eher nicht. Weit in die Vergangenheit muss er dennoch schweifen. Vor knapp über 225 Jahren starb der französische General Francois Séverin Marceau im Altenkirchener Schloss. An ihn soll mit einer Installation erinnert werden.

Frank Herzog und „sein“ General Marceau: Gelingt die Finanzierung, wird die Skulptur auf den Altenkirchener Schlossplatz „umziehen“. (Foto: vh)

Altenkirchen. Die Geschichte wollte es so. Nachdem der französische General Francois Séverin Marceau in der Schlacht bei Höchstenbach am 19. September 1796 schwer verwundet worden war, starb er zwei Tage später im Alter von 27 Jahren im Gouvernementsgebäude, das im damaligen Schloss in Altenkirchen untergebracht war. Zurück ins Hier und Heute: Sollte eine Finanzierung von 100 Prozent möglich sein, wird die Stadt Altenkirchen an den jungen Mann per Installation auf dem Schlossplatz erinnern, wie der Stadtentwicklungsausschuss in seiner Sitzung am späten Dienstagnachmittag (2. November) bei einer Gegenstimme befand. Eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf rund 16.000 Euro. Als „Geldquellen“ sind ein Zuschuss aus LEADER-Töpfen (75 Prozent) und zusätzlich eine Crowdfunding-Aktion ins Auge gefasst. Der städtische Haushalt soll nicht in Anspruch genommen werden.

Idee von Frank Herzog
Den Stein ins Rollen brachte der Eichelhardter Künstler Frank Herzog, der an Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt mit dieser Idee einer ständigen Erinnerung herangetreten war. Herzog hatte die Skulptur Marceaus extra für das Jubiläum der Stadt im Jahr 2014 (700. Geburtstag) entwickelt und sie im Schaufenster des Geschäfts von Optik Bosch in der Bahnhofstraße ausgestellt. Kommt das Projekt zustande, soll die Installation auf dem Schlossplatz im Blumenbeet in der Nähe der bereits existierenden Informationstafel über Marceau verwirklicht werden. Geplant ist, die Figur in einer Zinkwanne zu präsentieren, die mit Panzerglas wasserdicht abgedeckt und mit einem LED-Leuchtband versehen werden soll. Die Maße sind mit 70 x 100 x 200 Zentimetern angesetzt, wobei die Glasplatte ebenerdig mit der Rabatte abschließen soll.

Kunst im öffentlichen Raum
Die Entscheidung, Marceau eine dauerhafte Präsenz zu gewähren, machte sich das Gremium nach einer intensiven und „bereichernden“ Diskussion (Gibhardt) inklusive der Abwägung von Pro und Contra nicht leicht. Als Überschrift steht die Erweiterung der Kunst im öffentlichen Raum, die auf dem Schlossplatz bereits mit dem „Flammenmal“, der „roten Säule“ innerhalb des Sparkassengebäudekomplexes und einer bronzenen Christusfigur an der evangelischen Christurkirche präsent ist. Bedenken gegen die Installation reichten von „Jetzt haben wir einen Schneewittchensarg“ bis hin zur Wirkung auf Kinder, die einer „sehr echt aussehenden Leiche“ gegenüberständen und wie sie damit umgehen würden. Positiv bewertet wurde hingegen beispielsweise die Gelegenheit herauszuarbeiten, warum der Schriftzug Altenkirchen zweimal im Triumphbogen in Paris gelesen werden könne. Einher mit der Verwirklichung gehen soll die deutliche Klassifizierung, dass es sich um eine „Kunstinstallation handelt, die in einen geschichtlichen Rahmen eingebettet ist“, die „didaktisch gut begleitet werden muss“ und „als schlafende Person“ zu interpretieren sei. Erklärungen sollte nicht nur die Informationstafel gewährleisten, auch Audiobeschreibung und QR-Code könnten bei der Deutung nützlich sein. Dass Marceau durchaus ein Thema ist, zeige, so berichtete Markus Trepper, eine ausverkaufte Veranstaltung im Historischen Quartier.

Schaumstoff und Schere
In erster Linie besteht die Skulptur, wie Herzog in der Zusammenkunft darstellte, aus Schaumstoff, der, zunächst mit der Schere bearbeitet, im Anschluss mit einer dicken Schicht Acrylpaste überzogen und als finalem Handwerk mit Ölfarbe bemalt wurde. Das käuflich erworbene Gewebe, das „Leichentuch“, knüpft die Verbindung an die Flower-Power-Zeit der 1960er-Jahre, in das Herzog den Zeitpunkt einarbeitete, als Marceau von der Kugel, abgefeuert aus einem österreichischen Gewehr, getroffen wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Soldaten, von dem kein Bild zu Lebzeiten existiere, habe für ihn nach mehrmaligen Passieren des Hinweisschildes auf das Marceau-Denkmal bei Höchstenbach begonnen. „Ihm wird ein humanes Gedankengut nachgesagt“, erklärte Herzog, zudem habe er sich mit dem Revolutionsrat angelegt. Im Vergleich zu heute habe sich das Heldentum verändert. Die unterschiedlichen Auffassungen im Gremium akzeptierte er ohne Wenn und Aber: „Zeitgenössische Kunst kann immer kontrovers diskutiert werden. Sie erfordert Auseinandersetzung und Gespräch.“



Mit 23 schon zum General befördert
Marceau wurde am 1. März 1769 in Chartres geboren, trat mit 16 Jahren in den Militärdienst ein und war als 23-Jähriger bereits zum (ersten bürgerlichen) General der ersten französischen Republik während des Bürgerkriegs in der Vendée und des ersten Koalitionskrieges aufgestiegen. Nach der schweren Verletzung durch eine Gewehrkugel und dem Tod wurde sein Leichnam zuerst nach Neuwied und dann nach Koblenz gebracht, wo er am 25. September 1796 bestattet wurde. 1889 fanden seine sterblichen Überreste im Pantheon in Paris einen Ehrenplatz. An Marceau erinnert das 1863 errichtete Denkmal an der heutigen B 8 bei Höchstenbach. Darüber hinaus ist der Schriftzug „Altenkirchen“ gleich zweimal am L‘Arc de Triomphe in Paris verewigt. Bei der ersten Abbildung ist der sterbende General sowie im Hintergrund das Schloss mit der erklärenden Inschrift zu sehen, bei der zweiten wird an die „Schlacht bei Altenkirchen“ erinnert. Wie sehr Frankreich seinen Helden verehrt beweist die „Avenue Marceau“, einer der großen Pariser Boulevards, der zum L’Arc de Triomphe führt.

Reliefszene als Vorlage
Herzog künstlerische Darstellung Marceaus nahm die von Bildhauer Philippe Joseph Henri Lemaire erschaffene Reliefszene am Triumphbogen zum Ausgangspunkt seiner Deutung. Er isolierte den leblosen Körper, entfernte das trauernde „Nebenpersonal“ und verlieh auf diese Weise seiner Figur die trostlose Erhabenheit der unwiederbringlich vergangenen Vitalität. Herzog, der seit 2003 in Eichelhardt lebt und arbeitet, knüpfte mit den auf das Leichentuch gedruckten Symbolen die Verbindung zur Popkultur und einigen deren „Helden“. Zu erwähnen sind jeweils der kometenhafte Aufstieg zur Berühmtheit und das konfliktbeladene Verhältnis zur herrschenden Obrigkeit, das Marceau nachgesagt wird und für das auch Brian Jones (Mitbegründer Rolling Stones), Gitarrist Jimi Hendrix, Sängerin Janis Joplin, Jim Morrison (The Doors), Kurt Cobain (Nirwana) und Sängerin Amy Winehouse wohl standen. Dieser Aspekt wurde in der Zusammenkunft nicht unbedingt geteilt, weil beim Ableben von Joplin & Co. vielfach Drogen im Spiel waren. Aber dennoch: Zudem ist allen gemein, dass sie jeweils nur 27 Jahre alt wurden - getreu dem Motto „live fast - die young“ (lebe schnell - sterbe früh). (vh)


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