Nicole nörgelt - über die Angst des Wildschweins vor der Drückjagd
GLOSSE | Es ist keine gute Zeit, um Wildschwein zu sein. Die Jäger im Kreis machen sich bereit, denn mehrere Drückjagden stehen auf dem Veranstaltungskalender. Und die Stadt Neuwied fordert ihre Bürger schonmal vorsorglich auf, den FriedWald Neuwied-Monrepos zu meiden. Autsch. Und schon läuft mein Kopf-Kino auf Hochtouren.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich eine schwarzgekleidete Trauergemeinde, schweigend ins Gebet vertieft, bis sich der Friedwald in eine Szene aus einem Action-Horrorfilm verwandelt, eine panische Rotte von Wildschweinen aus dem Wald bricht und verfolgt von laut bellenden Hunden vor krachenden Schüssen flüchtet, mitten hinein in die Trauernden…
Ja, ich weiß, totaler Schwachsinn, aber manche Vorurteile gegen die Jagd kriege ich nur schwer aus meinem Kopf. Mit dem Verstand ist mir sehr wohl bewusst, dass Jäger keine ballerwütigen Brutalos sind, die sich mit der Büchse im Anschlag am Töten aufgeilen. Wenn sich die Population an Schwarzwild so weit vergrößert, dass die Tiere anfangen, Felder, Gärten und ja, auch Friedhöfe, umzuwühlen, dann freut das bestimmt niemanden. Und dann kommt der Jäger ins Spiel. Der ist doch im Märchen auch fast immer der Gute.
Kriegt er es gedankt? Nö. Die Jagd hat ein schlechtes Image. Vielleicht liegt es an der landläufigen Vorstellung, wie grünberockte Scharfschützen mit einer kläffenden Hundemeute durch den Wald pirschen, über dem Kopf ein leuchtendes „Töten! Töten!“-Schild. Muss es mich da wundern, dass mir die Nackenhaare hochgehen, wenn ich von einer Straßensperrung wegen einer Drückjagd lese? Ich werde dann einfach die Vorstellung von panisch flüchtenden Tieren nicht mehr los.
Unfair. Ich weiß. Grade von einer, die Fleisch isst und auch im Discounter nicht immer den günstigen Angeboten aus der Kühltheke widersteht. Aber was soll ich machen? Ich bin einfach froh, kein Wildschwein zu sein. Jägerin werde ich in diesem Leben aber auch nicht mehr.
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund.
Ihre Nicole
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