"Literarische Ergüsse" mit Knalleffekt
Der Comedian Johann König gastierte mit seinem aktuellen Programm "Total Bock auf Remmi Demmi" im Kulturwerk. Mit seiner unvergleichlichen Art traf er auch in Wissen den Nerv des Publikums. Seine Pointen waren wohl dosierte Angriffe auf die Lachmuskeln der Zuschauer, die in ein regelrechtes Stimmungshoch katapultiert wurden.
Wissen. Als Johann König mitten in seinem Programm ein Tischfeuerwerk zündete, sollte dies noch lange nicht der letzte Moment mit Knalleffekt an einem komödiantisch hochklassigen Abend gewesen sein. Seine Gedichte, Erzählungen und Pointen waren wohl dosierte Angriffe auf die Lachmuskeln der etwa 800 Zuschauer, denen kaum eine Verschnaufpause blieb. Dabei hatte König noch morgens beim Frühstück ernste Zweifel an seinem Auftritt im Wissener Kulturwerk gehegt, wie er in einer seiner ersten Pointen mit einem Augenzwinkern verriet. Doch von Müdigkeit war am Freitagabend nichts zu spüren. Wie von selbst lief er zu Hochform auf und machte dabei seinem Programmtitel "Total Bock auf Remmi Demmi" alle Ehre. Sein Sakko wild durch die Luft schleudernd, stürmte er unter der gleichnamigen Musik von Deichkind schließlich von der Bühne.
Für den Comedian gab es vorher jedoch so einiges aufzuarbeiten, was ihn zur Freude der Zuschauer immer mal wieder zu kurzzeitigen Wutausbrüchen veranlasste. Ob stotternd, in halben Sätzen, schweigend oder eben wutentbrannt, König verlieh der Szenerie des alltäglichen Lebens eine besondere Würze, ohne dabei in Langeweile zu verfallen. Besonders angetan hatten es ihm die Anglizismen seiner Frau, für die er längst kein "sorry" mehr parat hat, die "Kack-Tusse" aus dem Blumengeschäft oder etwa der "Handytyp", der ihm doch tatsächlich ein Mobiltelefon zum weltweit kostenlosen Fotografieren verkaufen wollte. Wortspiele, bis ins letzte Detail durchdacht, perfektioniert in Mimik und Gestik, das war auch in Wissen das Terrain, auf dem sich König so richtig wohl fühlte. Seine Gedichte sprühten voller Wortwitz und kurioser Themen, denn wer hatte vorher schon einmal über "Eheprobleme in der Arktis" nachgedacht. Munter weiter ging es mit Erzählungen aus seinem Tagebuch und der amüsanten Einsicht, dass man es mit Sohn und Haustier problemlos in eine Pannenshow schaffen könne.
"Wie kommt man auf sowas?", fragte der vielfach ausgezeichnete Komiker schließlich sein Publikum. Seit über 10 Jahren steht der talentierte Entertainer nun schon auf der Bühne und ist Stammgast in den beliebten Comedy-Sendungen des deutschen Fernsehens. Man brauche "viel Phantasie und einen ordentlichen Schuss Obstler ins Müsli", so seine Antwort, bei er sich selbst ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte. Dann war dieses Rätsel also auch gelöst und für König an der Zeit, sich wieder auf dem bequemen Sofa auf der Bühne niederzulassen. Doch nicht etwa, um ein sprödes Gedicht vorzutragen, sondern um derart schräge Sangesübungen auf einem Keyboard zu praktizieren, dass die Begeisterung des Publikums kein Ende mehr nehmen wollte. Tosender Applaus hallte durch die alten Gemäuer des Kulturwerks. Wieder einmal. Als Zugabe präsentierte er dann in seiner unvergleichlichen Art einige Witze, die Zuschauer in der Pause in sein Buch eingetragen hatten. Das Publikum tobte ein letztes Mal. Und was lernt man als Zuschauer aus einem solchen Abend? König hatte es am Rande schon angedeutet: Die Sprache solle doch gefälligst immer den Umweg über das Gehirn nehmen. Recht hat er. (Thorben Burbach)
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