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Nachricht vom 22.02.2011    

Pfarrer missbrauchte Siebenjährige - Von allen Ämtern enthoben

Pfarrer Rainer Gille wurde rechtskräftig wegen Missbrauchs eines siebenjährigen Kindes vom Amtsgericht Betzdorf verurteilt. Er bekennt sich zur Tat und bittet um Vergebung. Das Kölner Erzbistum erfuhr erst jetzt vom Urteil des Amtsgerichtes Betzdorf und suspendierte den katholischen Geistlichen von allen kirchlichen Ämtern. Fassungslosigkeit bei den Gläubigen am Sonntag in Friesenhagen und in Morsbach, als die Mitteilungen in den Gottesdiensten verlesen wurden.

Wegen Missbrauch eines Kindes wurde der Pfarrer aller Ämter enthoben. Er bat die Gläubigen um Vergebung. Foto: Helga Wienand

Friesenhagen/Region. Die Gottesdienstbesucher in Friesenhagen, Wildbergerhütte und Morsbach bekamen am Sonntag folgende Erklärung des Kölner Erzbistums verlesen: "Pfarrer Monsignore Rainer Gille ist am 17. Februar 2011 mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Pfarrer und Vorsitzender des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Morsbach/Friesenhagen/Wildbergerhütte entpflichtet und beurlaubt worden; die Ausübung seines priesterlichen Dienstes außerhalb des privaten Rahmens ist ihm bis auf Weiteres untersagt.".
Mitarbeiter des Bistums verlasen die Erklärung in den Kirchen: "Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sah sich zu diesem Schritt veranlasst, nachdem er Kenntnis von einem Strafbefehl gegen Pfarrer Gille erhalten hat. Demnach wird diesem sexueller Missbrauch an einem Kind zur Last gelegt. Gille hat den Strafbefehl akzeptiert, das Erzbistum davon aber pflichtwidrig nicht in Kenntnis gesetzt. Obwohl die Entscheidung bereits im vergangenen Jahr ausgesprochen wurde, ist diese entgegen der sonst üblichen behördlichen Verfahrensweisen erst jetzt dem Erzbistum Köln bekannt geworden. Das Erzbistum meldet den Sachverhalt gemäß Kirchenrecht nach Rom, wo über weitere disziplinarische Maßnahmen gegen den Priester entschieden wird. Das Erzbistum steht auch in Kontakt mit der Anwältin des Opfers." Soweit die Pressemitteilung des Erzbistums Köln.

In einer persönlichen Erklärung, die in den Gemeinden verlesen wurde, bekannte sich Gille zu der Tat. Wörtlich heißt es: "Das war ein schweres Vergehen, das ich sehr bereue. Darüber hinaus war es eine schwere Pflichtverletzung, dass ich das Erzbistum Köln nicht über diesen Strafbefehl informiert habe. Ich weiß, dass ich mich meiner Verantwortung stellen muss, und bekenne mit großer Scham meine Tat. Ich bitte Sie alle um Ihr Gebet für den Menschen, dem ich durch mein unrechtes Tun schwer geschadet habe. Ich bitte Gott und Sie alle, die ich durch mein Verhalten enttäuscht habe, um Vergebung."
Das Opfer soll erst sieben Jahre alt gewesen sein, als der katholische Geistliche das Kind missbrauchte. Im Strafbefehl des Amtsgerichtes Betzdorf, den Gille am 4. August 2010 erhielt, ist von mehrfachem sexuellen Missbrauch die Rede. Mit elf Monaten Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilte das Gericht den 64-Jährigen. Er nahm das Urteil an und verschwieg es dem Bistum.



Pfarrer Rainer Gille war leitender Seelsorger im Pfarrverband Friesenhagen/Wildbergerhütte und Morsbach. Da das Urteil beim Amtsgericht Betzdorf erging, erfuhr das Kölner Bistum erst spät von der Geschichte und reagierte. Zugetragen haben sollen sich die Missbrauchsfalle im Zeitraum 1990 bis 1992, und zwar im sogenannten "Kloster" Friesenhagen, wo der Geistliche zu diesem Zeitpunkt wohnte. Gille ist verschwunden, er hält sich an einem unbekannten Ort auf.
Kindesmissbrauch verjährt nicht, das Geschehen wurde 2010 zur Anzeige gebracht. Gille wurde ein öffentlicher Prozess erspart (??, die Redaktion), da das Amtsgericht Betzdorf die Geschichte per Strafbefehl abwickelte und Gille das Urteil akzeptierte.
In den Gemeinden sorgte die Nachricht für Fassungslosigkeit. Gille war beliebt bei den Gläubigen, in Friesenhagen ebenso wie in Morsbach. In Morsbach wurden die Pfarrkarnevalsveranstaltungen und die Karnevalsmesse abgesagt.(hw)



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