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Nachricht vom 15.12.2021    

"Eine Exotin im Automotorsport": Lea Klein knackt die Männerdomäne

Von Wolfgang Rabsch

Die im nördlichen Kreis Altenkirchen lebende Lea Klein, die auch im angrenzenden Siegerland keine Unbekannte ist, hat sich im von Männern dominierten Automobilsport, auch als Frau einen Namen gemacht. Im Interview mit den Kurieren spricht sie über ihre Rennsportkarriere, ihre Anfänge und ihre Liebe zu ihrem giftgrünen "Elliott".

Lea Klein liebt den Motorsport und ihren giftgrünen Porsche. (Fotos: Lea Klein)

Kreis Altenkirchen. Lea, Wann hast du eine Begeisterung für den Motorrennsport entdeckt?
Lea Klein: Wenn ich ganz ehrlich bin, dann bereits mit vier Jahren, als ich auf Papas Schoß sitzend, das erste Mal ein Lenkrad in den Händen hatte und dieses auch betätigen durfte. Für mich war das wie ein Schlüsselerlebnis, weil ich ab diesem Moment wusste, dass ich gerne Rennen fahren würde.

Wie ging es dann weiter?
Lea Klein:
Als ich im Grundschulalter zum ersten Mal einen weißen Porsche 911 sah, war mir klar, dass dies mein Traumauto sein würde. Leider bevorzugten meine Eltern immer die Marke mit dem Stern, was mich jedoch nicht davon abhielt, weiter von einem Porsche 911 zu träumen. Im Autohaus Knebel in Siegen habe ich meine Ausbildung zur Automobilkauffrau begonnen und auch erfolgreich beendet. In jeder freien Minute bin ich vom Büro aus in die Werkstatt gegangen, um dort zuzusehen wie geschraubt und gebaut wurde. Das war für ein Mädchen schon außergewöhnlich, darum fragte mich auch mein Chef, was ich immer in der Werkstatt will. Meine Antwort war klipp und klar: „Ich will Rennfahrerin werden.“

Trotz dreier Kinder hast du weiter deinen Traum gelebt?
Lea Klein:
Als ich erwachsen wurde und eine Familie gründete, habe ich trotzdem meine Rennleidenschaft nie aus dem Auge verloren. Es kam, wie es kommen musste, auch ich habe mich nach einigen Jahren getrennt, hatte drei Kinder und musste sehen, wie ich meine kleine Familie ernähren konnte, ich hatte teilweise drei Jobs, unter anderem habe ich in einer Siegener Kneipe bedient. Ich sparte mein Trinkgeld zusammen, um damit auf dem Nürburgring auf der Nordschleife einige Runden drehen zu dürfen. Meine Kinder waren stets dabei und waren auch vom Dröhnen der Motoren fasziniert. Sie fuhren lieber mit mir zum Nürburgring als in den Freizeitpark. Ich fuhr damals einen Corrado G60 und lernte bei dieser Gelegenheit Jürgen Alzen vom Alzen-Motorsport kennen. Jürgen Alzen erkannte meine Leidenschaft für den Motorsport, und er gab mir den Tipp, ich solle mal die Rennlizenz machen, damit ich auch offiziell an Rennen teilnehmen könne.

Lea, das hört sich bis jetzt ja schon sehr spannend an, wie ging es denn nun weiter?
Lea Klein:
Ich werde nie vergessen, wie ich im Herbst bei strömendem Regen auf dem Sachsenring meinen Lizenzlehrgang absolvierte und die internationale C-Lizenz erlangt habe. Noch an diesem Tag habe ich auf dem Sachsenring, wie gesagt bei strömendem Regen, mein erstes Rennen gewonnen. Nun gab es natürlich kein Halten mehr für mich. Im Alter von 35 Jahren begann ich im Jahr 2000 die Langstreckenmeisterschaft VLN auf dem Nürburgring zu fahren, auf einem Suzuki Swift. Es ging dann immer weiter, zunächst fuhr ich im Team von Autobecker aus Düsseldorf im Lotus -Elise -Cup, und erzielte dabei achtbare Ergebnisse. In verschiedenen Rennserien nahm ich dann an Sprintrennen teil, es zog mich aber immer wieder auf meinen geliebten Nürburgring zur Nordschleife hin.



Mit dem bisher Erreichten warst du doch sicherlich nicht zufrieden?
Lea Klein:
Von 2003 bis 2006 war ich als Teamchefin für ein privates Porsche Team europaweit im Einsatz. Von 2007 bis 2013 habe ich einige Rennfahrer und Teams als PR- Managerin begleitet. Mein Sohn Julian, der es inzwischen bei Porsche zum ausgebildeten Mechatroniker mit Spezialisierung auf die luftgekühlten Fahrzeuge und Rennautos geschafft hatte, wusste von meinem Traum, eines Tages einen Porsche 911 zu besitzen. Endlich war es soweit, er rief mich an und sagte freudestrahlend: „Mama, ich glaube, ich habe hier was für dich!“ Ich bin sofort zu meinem Sohn gefahren, und dort stand er: Mein Traum, ein Porsche 911 SC Baujahr 1978, zwar stark restaurierungsbedürftig, aber trotzdem haben wir in gemeinsamer Arbeit es geschafft, den Porsche 911 SC renntauglich zu machen.

Was habt ihr denn alles an dem Porsche verändern und nachträglich einbauen müssen?
Lea Klein:
„Um rennfähig zu sein, mussten nachträglich ein Käfig, ein Renntank, Rennsitze und -bremsen so wie ein Heckspoiler eingebaut werden. Der Porsche verfügt inzwischen über 275 PS und ich habe ihn in meiner Lieblingsfarbe giftgrün lackieren lassen. Ab 2014 war mein Auto einsatzbereit, und ich begann, mit dem Porsche an historischen Rallyes teilzunehmen, die auf Sollzeiten ausgerechnet waren. Sehr schnell stellten sich erste Erfolge ein, unter anderem gab es Gesamtsiege sowie Klassen- und Gruppensiege in verschiedenen Rennserien, auch bei internationalen Veranstaltungen. Ich habe meinen Porsche 911 liebevoll den Namen „Elliott“ gegeben, weil er Feuer spuckt, faucht und fliegt, wie ein Drache.

Wie bist du durch die Corona-Pandemie gekommen?
Lea Klein:
Leider waren durch die Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 die historischen Rallyes sehr begrenzt. Für 2022 sind zunächst fünf historische Rallyes geplant, zudem geht es auch wieder auf die geliebte Nordschleife des Nürburgrings. Dort werde ich allerdings im Rahmen der RCN Rundstrecken Challenge Nürburgring für ein norddeutsches Team auf einem Opel Astra starten.

Lea, nun die letzte Frage an dich: Wie sieht dein Resümee im Hinblick auf deine bisherige Karriere im Motorsport aus?
Lea Klein:
Motorsport ist mein Leben und dieses ist ohne Racing für mich nicht denkbar. Es ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft, eine Lebensphilosophie und meine große Liebe.

Das Gespräch führte Wolfgang Rabsch.


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