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Nachricht vom 23.01.2022    

Hasselbacher Skulpturenlandschaft „Im Tal“: Pflanzaktion als Antwort aufs Fichtensterben

Das Sterben der Fichten prägt die Westerwälder Szenerie. Auch die Skulpturenlandschaft „Im Tal“ hat sich durch Klimawandel und Trockenheit im Zusammenspiel mit Herden von Borkenkäfern sichtbar verändert. Rund 200 Nadelbäume überlebten die zurückliegenden Jahre auf dem Gelände zwischen Hasselbach und Werkhausen nicht.

Viel Handarbeit war erforderlich, um die neuen Pflanzen in den Westerwälder Grund und Boden im Skulpturenpark „Im Tal“ anzusiedeln. (Foto: privat)

Hasselbach. Wohin das Auge auch blickt, Veränderungen in Natur und Umwelt sind allgegenwärtig. Ganze Fichtenwälder sind in den vergangenen Jahren von der Bildfläche verschwunden. Klimawandel, Trockenheit und Heerscharen von Borkenkäfern sind für das (Aus)Sterben dieser einst im Westerwald so weit verbreiteten Nadelbaumart verantwortlich. Auch in der Skulpturenlandschaft „Im Tal“, idyllisch auf rund 100.000 Quadratmetern zwischen Hasselbach und Werkhausen (Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld) gelegen, sind die Auswirkungen des Veränderungsprozesses zu erkennen. Rund 200 Fichten überlebten den Lauf der Zeit in diesem Kunstraum nicht. Mit einer Pflanzaktion wurde am Samstag (22. Januar) dem „Leerstand“ zu Leibe gerückt. Rund 250 neue Gehölze unterschiedlicher Größe nennen das Areal nunmehr jeweils ihr Zuhause. Zu den Angesiedelten zählten Forstpflanzen, junge Laub- und Solitärbäume und hochstämmige Varianten. Gemein hatten alle: Sie wurden über Spenden finanziert, und einige Geldgeber, in mehrere Trupps aufgeteilt, legten unter dem Motto „Baumpaten mit Spaten“ selbst Hand mit an, um den „Neulingen“ im frischen Aushub am neuen Lebensmittelpunkt den Fortbestand so artgerecht wie möglich zu gestalten.

Zwei Kunstwerke
Zwei Kunstwerke wurden ebenfalls „Opfer“ des Fichtensterbens, erklärte Tim Wortelkamp, bei dem die Fäden für die „Aufforstung“ zusammenliefen. So musste Karl Bobeks Plastik „Dreibeiner“ weichen, soll Bettina Khanos „Wolke“, die ihren weißen Output per Nebelmaschine in einer in Mitleidenschaft gezogenen Fichtenschonung erzeugte, womöglich in einer Gruppe weiterer Nadelbäume, die näher am „Haus der Kunst“ steht und offenbar noch gesund ist, einen anderen Standort erhalten. „Es sind zehn mächtige Fichten“, blickte Wortelkamp in die Nähe des Mühlengrabens, der vom Mehrbach abzweigt, und verband mit seiner Aussage die Hoffnung, dass die Gruppe vom Verfall verschont bleibt. Schon in den Tagen zuvor hatte er sich intensiv mit den Standorten einiger Neuzugänge befasst. Wortelkamps geschultes Auge - er arbeitet als Landschaftsarchitekt und geschäftsführender Gesellschafter in Leipzig in einem Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau - nahm sich vor allen Dingen den großen Solitärbäumen (teils jetzt schon bis sechs Meter hoch) an, um sie, optimal nach der Begutachtung aus verschiedenen Blickrichtungen, in die Landschaft einzupassen, so dass am Samstag die Gruben für die Wurzelballen ausgehoben werden konnten. Eine erste Runde von Anpflanzungen hatte vor geraumer Zeit nicht ganz den gewünschten Erfolg gezeitigt, so dass dieser Leitsatz bestimmend wurde: „Wir wollen und müssen weiter pflanzen - für die Skulpturenlandschaft und für unser Klima!“

„Große Verbundenheit“
Hocherfreut war Wortelkamp über den „enormen Zuspruch“ auf die Pflanzaktion. Dieser zeige die „große Verbundenheit“ zum Tal - auch von Spendern, die nicht persönlich bekannt seien. „Es ist für uns alle eine große Freude, dass sich so viele Menschen mit der Skulpturenlandschaft identifizieren und von nah und fern kommen, um diesen besonderen Ort zu beleben und zu bereichern“, ergänzte Wortelkamps Mutter Ulla im Namen der gesamten Familie und des Teams, das zum Abschluss einen „stärkenden“ Empfang am Lagerfeuer inklusive literarischer Darbietung offerierte.



Zumeist nur gemähte Wege
Seit 1986 sind, so die „Im-Tal“-Homepage, etwa 50 Künstler - Landschaftsarchitekten, Bildhauer, Schriftsteller und Musiker - der Einladung des Bildhauers Erwin Wortelkamp gefolgt, den Landschaftsraum zwischen Hasselbach und Werkhausen umzugestalten. „Dabei nutzen sie die landschaftlichen Gegebenheiten, die geprägt sind von einem Bachlauf, Wiesen, Weiden und bewaldeten Flächen. Zumeist nur gemähte Wege erschließen das mittlerweile rund zehn Hektar große Gelände, „in das die ortsbezogenen vielgestaltigen Kunstwerke integriert wurden. Kunst und Natur suchen hier auf unterschiedliche Weise einen behutsamen Dialog“, heißt es im weltweiten Netz weiter. Die „Im-Tal-Stiftung Wortelkamp“, der Kunstverein Hasselbach und der Förderverein „Im Tal“ wollen keinen Freizeitpark als Beitrag zur Event-Kultur, sondern einen Ort der Stille, wo sich vielleicht Fremdes und Fremde treffen. Rund 2000 Menschen seien, so Tim Wortelkamp, pro Jahr im Tal unterwegs. Die Zahl beruht auf Auswertung der Geldbeträge, die jeweils freiwillig als Obolus (bei freiem Eintritt) hinterlassen werden.

Landwirtschaftliche Nutzung
Das Areal ist keine Parklandschaft, sondern eine naturnahe Kulturlandschaft mit extensiver landwirtschaftlicher Nutzung, wie die Homepage darüber hinaus erläutert: „Seit 1986 hat sich hier wieder eine hohe Artenvielfalt an Flora und Fauna entwickelt. In den Feuchtwiesen mit ihren Teichen lassen sich sowohl Frösche und Molche beobachten, als auch unterschiedliche Libellenarten, wie zum Beispiel die große Königslibelle. Die besondere landschaftliche Situation bietet Vögeln wie der Wasseramsel, dem Turmfalken, dem roten Milan und auch dem Eisvogel günstige Lebensbedingungen. Weiden und Bach begleitende Hochstaudenflure mit Mädesüß und bittersüßem Nachtschatten folgen dem fischreichen Mehrbach in der Aue. Baumgruppen und Solitäre schaffen Räume in den ökologisch hochwertigen, jährlich nur einmal gemähten Wiesen. Mähwege mit artenreichen Wegsäumen führen an den Weiden der einheimischen Rinder vorbei. Üppige Waldränder schützen ,die Mihr‘, einen kleinen, bewaldeten Hügel, der die Kunst geheimnisvoll verbirgt, die sich sonst im Tal offener zeigt.“ (vh)


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