Werbung

Nachricht vom 14.03.2011    

Montagsdemo im Schatten der Katastrophe in Japan

Atomtechnik ist nicht menschengerecht, da sie eine 100-prozentige Sicherheit erfordere. Dies stand am Ende einer beeindruckenden Ansprache von Pfarrer Eckhard Dierig am Ende des Montagsspazierungs in Betzdorf. Das Aktionsbündnis gegen die Laufzeitverlängerung der AKWs in Deutschland mobilisierte rund 300 Teilnehmer, die mit weißen Blumen und einer Schweigeminute der vielen tausend Opfern der Naturkatastrophe in Japan gedachten. Deutlich wurde die Angst vieler Menschen vor einem möglichen atomaren Super-Gau.

Der evangelische Pfarrer Eckhard Dierig sprach zu rund 300 Demonstranten in Betzdorf und forderte den Atomausstieg. Fotos: Helga Wienand

Betzdorf. Weiße Blumen und weiße Bänder verteilte das Aktionsbündnis an die Montagsspaziergänger, die sich zur Demonstration gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke seit geraumer Zeit am Busbahnhof in Betzdorf treffen. Weiß ist die Trauerfarbe in Japan und mit einer Schweigeminute gedachten rund 300 Menschen den Opfern der Katastrophe, die von apokalyptischen Ausmaßen zu sein scheint. Marion Pfeiffer vom Aktionsbündnis wies daraufhin, dass angesichts der Katastrophe und des Leids in Japan die Menschen und das Mitgefühl in den Mittelpunkt rücke. Die Auswirkungen dieser Naturkatastrophe zeige deutlich, dass es keine sicheren Atomkraftwerke gebe und sie forderte ein Abschalten der alten AKWs und den Ausstieg.
Anne Neuhoff kritisierte deutlich die Erklärung der Bundeskanzlerin, die am Nachmittag des 14. März ein dreimonatiges Moratorium zur Laufzeitverlängerung und weitere Gespräche mit der Atomwirtschaft angekündigt hatte. Dann müssten Biblis und Neckarwestheim abgeschaltet werden und zwar sofort. Es sei eine unredliche Politik angesichts der Landtagswahlen, jetzt die Menschen beruhigen zu wollen. "Aussetzen darf nicht aussitzen heißen, wir fordern erneut eine sofortige Rücknahme der Verlängerung", so Neuhoff.
Gastredner beim Montagsspaziergang war der evangelische Pfarrer Eckhard Dierig aus Kirchen. Am Rampenwendel in der Fußgängerzone ging Dierig auf das unfassbare Geschehen in Japan ein, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Wer es jetzt ehrlich und aufrichtig meine, dürfe aus diesem Geschehen kein Wahlkampfthema machen. "Wer mit der Not und der Angst Anderer sein politisches Süppchen kocht, egal welcher politischen Richtung er nahe steht, verliert den moralischen Anspruch, etwas zur anstehenden Thematik zu sagen", sagte Dierig und verurteilte die politischen Entgleisungen.
"Man muss die Angst der Menschen ernst nehmen", forderte der Pfarrer. Die Menschen hätten Angst vor einer nicht beherrschbaren Technologie, es sei nichts mehr so wie vor es den tragischen Ereignissen um Fukushima gewesen sei.
Dierig zitierte aus einem Beitrag, den er vor zwei Jahren für eine Zeitschrift geschrieben hatte. Darin hatte er bereits gefordert, nicht die Kostenfrage über die Sicherheitsfrage zu stellen. Die Zahl der Todesopfer bei einer Atomkatastrophe könne in die Millionen gehen - wohlgemerkt, der warnende Artikel ist zwei Jahre alt.



Der konsequente Ausstieg aus der Kernenergie wurde gefordert, um auch als Inspiration für andere Staaten zu dienen. Wirtschaftliche Interessen in den Mittelpunkt zu stellen sei falsch, führte Dierig aus und erinnerte an die Heilige Schrift, wo es heißt, der Mensch solle die Schöpfung bewahren. "Aber im Buch Jesus Sirach heißt es: "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um!" ,zitierte Dierig. Deshab forderte er nach Abwägung zwischen Sicherheit und Kostendruck: Atomausstieg, ja bitte.
Er führte vor Augen, dass es wenig Sinn mache, die deutschen AKWs abzuschalten und dann Atomstrom aus anderen Ländern zu importieren. Alle sollten möglichst bald und schnell mit dem Ausstieg beginnen. Menschen seien außerstande, für absolute Sicherheit zu sorgen, Atomtechnik brauche aber 100-prozentige Sicherheit. Deshalb sei diese Technologie nicht menschengerecht.
Viel Applaus gab es für Ansprache Dierigs und auf dem Platz gab es Diskussionen. Für den kommenden Montag gibt es wieder einen Montagsspaziergang, aufgrund des angekündigten Besuches der Bundeskanzlerin wird er gegenüber der Stadthalle zwischen Postamt und Rathaus womöglich enden. Genaueres wird noch bekannt gegeben. (hw)


Lokales: Betzdorf & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       



Aktuelle Artikel aus Region


Wirbelwind mit Kuschelgarantie: Fiona sucht Spaß, Spiel und Sofa

Sie flitzt durch das Gras, die Ohren im Wind, das Herz voll Neugier - und im nächsten Moment steht sie ...

Verkehrsunfall Ortslage Oberlahr: Pkw überschlug sich, Fahrerin war eingeklemmt

Am Mittwoch (30. April) wurden, gegen 19:38 Uhr, die Freiwilligen Feuerwehren Oberlahr und Flammersfeld ...

Lkw-Brand auf der A3 bei Großmaischeid sorgt für Vollsperrung

In den frühen Morgenstunden des Donnerstags (1. Mai) geriet ein Sattelzug auf der Autobahn 3 in Brand. ...

Bei der Duathlon-WM in Alsdorf erreicht Daniel Mannweiler den 15. Platz

Zufrieden war er schon, obwohl er im Geheimen wohl ein wenig Richtung Podium geschielt hatte: Daniel ...

Illegale Müllentsorgung in Krunkel-Epgert aufgedeckt

In der kleinen Gemeinde Krunkel-Epgert sorgt ein Umweltvergehen für Aufsehen. Unbekannte haben mehrere ...

Neues Praktikumsprojekt stärkt Zusammenarbeit zwischen Polizei und Rettungsdienst

Im Landkreis Altenkirchen startet ein innovatives Projekt, das die Kooperation zwischen Polizei und Rettungsdienst ...

Weitere Artikel


Wie man es anstellt, eingestellt zu werden

Die Westerwald Bank und insgesamt 15 Verbandsgemeinden aus dem gesamten Westerwald bieten in den Osterferien ...

"Dequalifikation" als Jobgarantie für Akademiker

Der Autor Oliver Uschmann las jetzt am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Betzdorf vor mehr als 400 Schülerinnen ...

Besondere Ehrungen für VdK-Mitglieder

Der größte deutsche Sozialverband VdK würdigt immer wieder auch die Verdienste der ehreanmtlichen Mitarbeiter. ...

Ein bunter Veranstaltungsreigen des Heimatvereins

Sein Programm für 2011 hat jetzt der Heimat- und Verkehrsverein Horhausen vorgelegt. Geboten wird ein ...

31. Westerwälder Blumenmarkt am Samstag, 7.Mai

Die rheinland-pfälzische Milchkönigin Jutta Rosenstein hat die Schirmherrschaft über den 31. Westerwälder ...

"Cochmopolitan" zum Internationalen Frauentag

Einen unterhaltsamen Abend mit der Kölner Kabarettistin Renate Coch erlebten mehr als 100 Gäste im Kulturwerk ...

Werbung