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Nachricht vom 18.03.2011    

Internet-Notstand im IPS Etzbach gefährdet Arbeitsplätze

Es war durchaus kein Kaffeekränzchen und auch kein Wahlkampfgeplänkel, zu dem der Geschäftsführer des Industrieparks Etzbach, Edgar Peters, Politik, Verwaltung, Wirtschaftsförderung, Versorgungsunternehmen und Firmen zum Gespräch geladen hatte. Die mangelnde Telefon- und Breitbandversorgung im IPS geht an die Substanz der dortigen Unternehmen und gefährdet Arbeitsplätze.

IPS-Geschäftsführer Edgar Peters (rechts) machte auf den Notstand der fehlenden Breitbandversorgung und die damit verbundene Gefährdung der Arbeitsplätze aufmerksam. Fotos: Helga Wienand

Etzbach. Die mangelnde Telefon- und Breitbandversorgung im Industriepark Etzbach zwingt zu schnellem Handeln. Daran ließen die Teilnehmer am "Runden Tisch", die sich auf Einladung von IPS-Geschäftsührer Edgar Peters am vergangenen Donnerstag trafen, keinen Zweifel. Der Notstand ist da - mehrmals brechen pro Woche die Systeme der Firmen zusammen, die auf Internet und schnelle Datenübermittlung angewiesen sind. Dann geht nichts mehr, es gibt Ausfall in Produktionsbereichen, Maschinen stehen still und Aufträge gehen verloren.
Die Telekom als Versorger sieht sich außerstande, hier zügig Abhilfe zu schaffen, da der IPS Etzbach über 40 Jahre alte Kupferleitungen versorgt wird. Die Verlegung der neuen schnellen Glasfasertechnik kostet Geld, könnte aber vom Schnittpunkt Hamm aus realisiert werden.
Peters will die Firmen am Standort halten, denn immerhin arbeiten im IPS fast 400 Menschen. "Das hier ist kein Westerwälder Kaffeekränzchen, wir haben ein ernstes Problem", stellte Peters zur Begrüßung der Teilnehmer klar. "Der IPS Etzbach ist noch voll ausgelastet, wir brauchen aber Telefonanschlüsse und moderne Kommunikationstechnik, die Situation ist nicht hinnehmbar", sagte Peters.
Am "Runden Tisch" nahmen MdL Thorsten Wehner und MdL Dr. Peter Enders, Bürgermeister Rainer Buttstedt, Ortsbürgermeister Wolf-Dieter Stuhlmann, Oliver Schrei und Tim Kraft von der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft des Kreises, Dietmar Henrich, Wirtschaftsförderung VG Hamm, Büroleiter Rolf-Dieter Rötzel, und Firmenvertreter aus dem IPS teil. Trotz ursprünglicher Absage war dann doch noch Winfried Moser von der Telekom Bonn gekommen.
Einer der größten Arbeitgeber im IPS ist die Firma Beyer, die allein 120 Arbeitsplätze, die ohne Internetzugang nicht funktionieren, unterhält. Dieter Beyer ist stinksauer, denn die Schmerzgrenze ist scheinbar erreicht. Beyer skizzierte die Situationen, die ihm zusetzen. 95 Prozent aller Neukunden werden vom europaweit agierenden Unternehmen per Internet mit elektronischer Post erreicht. "Die Systemabstürze der Server in Etzbach betreffen alle Niederlassungen, und das mehrmals pro Woche", so Beyer. Man sei laufend mit der Telekom im Gespräch, bezahle sechsstellige Beträge jeden Monat, es gebe einfach keine Lösungen und Hilfestellung. Beyer ließ durchblicken, dass er, wenn es keine schnellen Perspektiven auf Veränderung gibt, den Standort aufgibt und verlagert. "Wir haben uns mit der schlechten Verkehrsinfrastruktur arrangiert, wir haben alle Möglichkeiten der eigenen Verbesserungen ausgeschöpft, jetzt reicht es, ich nehme das nicht hin", schimpfte der Unternehmer.
Dirk Stettner, der mit seinem hochspezialisierten Unternehmen (Frästechnik) ebenfalls auf die Übertragung großer Datenmengen via Internet angewiesen ist, schlug in die gleiche Kerbe. "Es geht so nicht mehr, der Maschinenstillstand, die Zusammenbrüche des Systems kosten viel Geld und Zeit", so Stettner. Er schilderte anschaulich, wie er manchmal dringliche Probleme löst. Stettner fährt mit dem Auto los, um entsprechende DVDs oder CDs mit den dringend benötigten Zeichnungen und Daten persönlich beim Auftraggeber abzuholen, damit die erforderlichen Teile für die Auftraggeber hergestellt werden können.
So ähnlich geht es vielen, wenn nicht gar allen Firmen im IPS, ein neuer Mieter will starten, es gibt aber weder eine Telefonleitung noch Internetzugang. Jens Wagner ist Systemspezialist und betreut auch den IPS Etzbach. "Schuld an allem ist die 40 Jahre alte Kupferleitung, die vom Querschnitt her nicht ausreicht. Die Leitung ist am Ende, sie kann nur 2MBit transportieren. Wir brauchen eine Erhöhung der Kapazitäten, mit den alten Leitungen ist das nicht möglich", so fasst der Experte seinen Eindruck zusammen.
Die Telekom wird den Ausbau in neue Technologie (Glasfasertechnik) nicht leisten. Daran ließ Winfried Moser, Beauftragter des Konzerns für Städte und Gemeinden keinen Zweifel. Man habe die Grundleistung erbracht, neue zusätzliche Leitungen und die neue Technologie müsste der Konzern aus Wirtschaftlichkeitsgründen ablehnen. Für die Verlegung der Glasfasertechnik nach Etzbach nannte er Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro. Als Modell könne er sich vorstellen, einen direkten Auftrag für die Verlegung der Glasfasertechnik mit einen konkreten Auftrag eines Unternehmens zu erhalten, dann könnte das Problem in Etzbach in sechs bis zwölf Monaten erledigt sein.
"Wir können doch nicht als Firmen auch noch die Verlegung der Glasfaserkabel bezahlen, da muss man sich fragen, ob Investitionen hier in der Region noch Sinn machen", sagte Beyer. Am Standort Dortmund müsse man dies nicht, dort sei alles vorhanden, fügte er an.
Buttstedt sieht das Problem in Etzbach und schlug eine Insellösung vor. Denn derzeit gebe es im gesamten Kreis die Planungen zur Breitbandversorgung mit den Förderprogrammen. Die flächendeckende Internetversorgung und den Planungsstand erläuterte Oliver Schrei von der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft. Derzeit laufe eine Machbarkeitsstudie und es müsse technikneutral ausgeschrieben werden, dies seien Bedingungen für Fördermittel.
Das Modellprojekt im Bereich Friedewald/Weitefeld, wo Unternehmen für die Bereitstellung der Glasfaserkabeln eigenes Engagement an den Tag legten, könne eventuell für den IPS anwendbar sein.
Das Problem Etzbach wurde erkannt, soviel stand nach rund 90 Minuten fest. Die Politik sagte Unterstützung zu. Peters will für den IPS eine schnelle Lösung, und in einem kleinen Kreis will man diese Lösungen suchen. Dazu muss man Zahlen auf dem Tisch haben, die soll die Telekom jetzt vorlegen. Zumal die Telekom die Breitbandversorgung bis nach Forst hin bereits geplant hat. (hw)



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