Werbung

Nachricht vom 08.03.2022    

Hetze und Hass im Netz soll besser geahndet werden können

Justizminister Herbert Mertin: Bei der strafrechtlichen Verfolgung von Hass und Hetze gegen Verstorbene im Netz an die Angehörigen denken! Die Landesregierung hat am 8. März beschlossen, einen Gesetzesantrag zum besseren strafrechtlichen Opferschutz in Fällen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener beim Bundesrat einzubringen.

Justizminister Herbert Mertin

Mainz. Hierzu erklärte Justizminister Herbert Mertin: „Wie der Fall der getöteten Polizeibeamtin und des getöteten Polizeibeamten im Landkreis Kusel am 31. Januar 2022 in aller Deutlichkeit gezeigt hat, besteht Anpassungsbedarf im Sinne einer Effektivierung des strafrechtlichen Schutzes von Angehörigen, wenn es um die Verfolgung der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener geht.

Nach geltender Rechtslage müssen die nächsten Angehörigen der verstorbenen und verunglimpften Person, in der Regel Ehe- oder Lebenspartner beziehungsweise Eltern oder Kinder, jede ehrverletzende Äußerung zur Kenntnis nehmen, um über die Stellung eines Strafantrags zu entscheiden. Erst dadurch wird bisher die strafrechtliche Verfolgung ermöglicht. Die Hinterbliebenen werden dadurch in ohnehin schweren Stunden weiter belastet. Dies soll zum Schutz der Angehörigen geändert werden. Wenn ein besonderes öffentliches Interesse an der Strafverfolgung besteht, soll ein Einschreiten der Strafverfolgungsbehörde von Amts wegen möglich werden. Außerdem soll der Dienstvorgesetzte einen Antrag stellen können, wenn es sich bei dem Verstorbenen um einen Amtsträger oder eine ihm gleichgestellte Person handelt und die Tat in Beziehung zu seiner Dienstausübung steht.“

Der Entwurf sieht konkret vor, dass das Strafantragserfordernis in § 194 StGB für die Fälle der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener nach § 189 StGB in zweierlei Hinsicht geändert werden soll:

Erstens soll das Antragsrecht der in § 77 Abs.2 StGB bezeichneten Angehörigen um die Möglichkeit einer Verfolgung von Amts wegen ergänzt werden, sofern die Strafverfolgungsbehörde im Einzelfall ein besonderes öffentliches Interesse an der Strafverfolgung bejaht. Dies kann zum Beispiel bei einer großen Zahl von ehrverletzenden oder menschenverachtenden Äußerungen – insbesondere in sozialen Netzwerken – der Fall sein.



Zweitens soll in den Fällen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, sofern es sich um einen Amtsträger oder ihm gleichgestellte Person handelt und die Tat in Beziehung zu seiner Dienstausübung steht, auch dem Dienstvorgesetzten, dem die verstorbene Person zuletzt unterstellt war, ein Strafantragsrecht zustehen. Derzeit ist dies nicht möglich, weil § 194 StGB und § 77a StGB ein aktives Dienstverhältnis voraussetzen. Der Gesetzesentwurf soll am 11. März 2022 von Justizminister Herbert Mertin im Bundesrat begründet werden.

Hintergrundinformation
Am 31. Januar 2022 wurden eine Polizeianwärterin und ein Polizeioberkommissar auf einer Landstraße im Kreis Kusel getötet. Neben unzähligen Solidaritätsbekundungen mit den Opfern und ihren Angehörigen, Familien und Freunden wurden die beiden Tatverdächtigen in den sozialen Medien jedoch von einigen gefeiert und die beiden Opfer verhöhnt und beleidigt.

Mit Stand 2. März 2022 konnten insgesamt 745 Hasskommentare in sozialen Netzwerken ermittelt werden; 528 davon mit strafrechtlicher Relevanz. Es ist gelungen, inzwischen 105 Verfasser zu identifizieren. Sie sollen für insgesamt 136 Hasskommentare verantwortlich sein. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz bearbeitet aktuell 63 Ermittlungsverfahren. Die Hasskommentare können insbesondere die Straftatbestände der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§ 189 StGB) und des Billigens einer rechtswidrigen Tat - hier eines mutmaßlichen Mordes - durch Verbreiten eines Inhalts in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören (§ 140 Nr. 2 StGB), erfüllen.

Im Gegensatz zu § 140 StGB kann eine Tat nach § 189 StGB bisher nur auf Antrag der nächsten Angehörigen verfolgt werden (§ 194 Abs. 2 Satz 1 iVm § 77 Abs.2 StGB).



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Kaiserschießen beim KKSV Orfgen: Der ersten Titel wird vergeben

Orfgen. Nach zwei Jahren endet die Amtszeit des amtierenden Kaisers Wilhelm Bruch, und die Frage, wer seine Nachfolge antritt, ...

CDU Horhausen nominiert Thomas Schmidt als Kandidat für Bürgermeisterwahl in Horhausen

Horhausen. "Gemeinsam für Horhausen!" Unter diesem Motto haben die Mitglieder der CDU Horhausen einstimmig bei ihrer Mitgliederversammlung ...

Martin Diedenhofen macht auf Förderung für Musikensembles aufmerksam

Landkreise Neuwied/Altenkirchen. Martin Diedenhofe Abgeordnete betont: "Bei uns in der Region haben wir viele Musikvereine, ...

Perspektive für die Innenstadt Wissen 2035 entwickelt

Wissen. In einem Kreativworkshop vergangene Woche im Walzwerk Wissen, der unter Federführung von Stadtbürgermeister und dem ...

Alkoholisierter Radfahrer stürzt beim Versuch, Treppe hinunterzufahren in Altenkirchen

Altenkirchen. In der Nacht des 17. April gegen 22.30 Uhr ereignete sich in der Bahnhofstraße in Altenkirchen ein bemerkenswerter ...

Aktualisiert: Raubüberfall in Wissen - Täter auf der Flucht, Polizei bittet um Hinweise

Wissen. Am Morgen des 18. April, gegen 9.45 Uhr, wurde eine 80-jährige Frau in ihrer Wohnung in der Rathausstraße in Wissen ...

Weitere Artikel


Corona im AK-Land: Zwei weitere Todesfälle

Altenkirchen. Für die vergangenen 24 Stunden meldet das Landesuntersuchungsamt (LUA) 482 registrierte Neuinfektionen im Kreis ...

Müllabfuhr montags ab 10 Uhr: "Wohlfühlambiente" in Wissens Innenstadt gesichert

Wissen. Für großen Unmut sorgte die zu Jahresbeginn durchgeführte Änderung des Abfuhrplanes des AWB in der Wissener Innenstadt. ...

Preisexplosion auf dem Strom- und Gasmarkt: Verbraucherzentrale informiert in Web-Seminaren

Region. Auf diese gestiegene Nachfrage reagiert die Verbraucherzentrale mit regelmäßigen Web-Seminaren für Betroffene und ...

"LiteraTour" – Neues Literaturformat startet auf dem Rhein

Koblenz. Unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz und der Organisation des Kulturdezernats ...

Weltgebetstag: Frauen beten gemeinsam - Kerzen der Hoffnung entzündet

Bruche. England, Wales und Nordirland stellte der Weltgebetstag von Frauen aller Konfessionen auf der ganzen Welt in den ...

Neue Videoserie für „Wir Westerwälder“ - Frank Seifen aus Oberirsen im Porträt

Dierdorf. Passend zum Motto „Landschaft, Leute, Leistung.“ konnten die drei Kurzfilme „Oh du schöner Westerwald!“, „Oh du ...

Werbung