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Pressemitteilung vom 16.03.2022    

Hermann Reeh mit Willy-Brandt-Medaille für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Mit der höchsten Auszeichnung der SPD wurden Hermann Reehs Verdienste und Verbundenheit zur Partei gewürdigt. Bei einer Feier am Sonntag, dem 13. Februar, überreichte der frühere SPD-Parteivorsitzende und Ministerpräsident a.D. Kurt Beck die Urkunde und Medaille.

Kurt Beck überreicht die Willy-Brandt-Medaille an Hermann Reeh. (Foto: tt)

Gebhardshain/Steinebach. Er ist ein Mensch, der mit seinem vielfältigen Engagement und Aktivitäten prägte und sich einprägte: Hermann Reh aus Steinebach an der Sieg. Für sein Lebenswerk, so die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler, wurde der 82-Jährige nun mit der Willy-Brandt-Medaille geehrt.

Die Auszeichnung wird seit 1996 verliehen - und dem Vernehmen nach eher sparsam. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung, die die SPD an verdiente Menschen zu vergeben hat. Diese Ehre gab es nun für den gebürtigen Rosenheimer, der in Steinebach lebt. Im Sitzungssaal des Rathauses nahm Kurt Beck die Verleihung vor. Neben Reehs Familie waren Menschen erschienen, die in einer Verbindung zu dem Zuehrenden stehen. So etwa Bede Godwyll, stellvertretender Abteilungsleiter bei Gepa: "Ich habe viel mit Hermann Reeh zu tun gehabt", so Godwyll. Der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering, Vorsitzender des SPD-Bezirks Rheinhessen-Nassau, war ebenfalls Gratulant.

Ein Mensch, der für seine Visionen lebt
"Du verkörperst in besonderer Weise unsere sozialdemokratischen Ideale: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität": So steht es auf der Urkunde, mit der die Sozialdemokratische Partei Deutschlands Dank und Anerkennung ausspricht und dazu schreibt: "Deine Verbundenheit mit unseren Werten und deine Verdienste um die Partei sind beispielhaft." Das haben die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil unterzeichnet. Die Anwesenden bei der Feierstunde würdigten ihrerseits Reeh mit stehendem Beifall. "Vielen Menschen ist dein Engagement bekannt und sie begleiten dich seit Jahrzehnten", sagte die Sozialdemokratin Bätzing-Lichtenthäler zu Reeh. Dieser saß in der ersten Reihe, rechts von ihm Ehefrau Inge, links Kurt Beck. "Ich habe dich als einen Menschen erlebt, der für seine Visionen lebt und mit einer unglaublichen Beharrlichkeit Themen gesetzt hat, und zwar als andere gar nicht wussten, dass es noch Themen werden würden." Beharrlichkeit habe Reeh gezeigt, um seine Ideen voranzubringen, nicht zuletzt beim Thema Frieden, "das für Hermann eine Herzensangelegenheit" sei.

Bernd Becker schilderte den kommunalpolitischen Werdegang
Auf Friedenstour mit dem E-Bike unterwegs ist der 82-Jährige seit Dezember wieder. In Etappen hat er noch 150 Kilometer vor sich bis zu seinem Ziel Misereor in Aachen. In der Gepäcktasche an seinem Fahrrad hat er ein Banner, auf dem vier deutsche Friedensnobelpreisträger zu sehen sind. Ein Konterfei zeigt einen Mann, der nach Reehs Bekunden für ihn "eine Leitfigur" ist: Willy Brandt. Der Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Brandt 1970 in Warschau und dessen Politik der Versöhnung und für Frieden seien für Reeh ausschlaggebend gewesen, um sich in der SPD zu organisieren. Das war 1971. Reeh wurde Mitglied der SPD und aktiv im Ortsverein Gebhardshainer Land. Dessen Vorsitzender war er in den 1970er-Jahren für sechs Jahre, wie Bernd Becker, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, anmerkte.

Prinzipientreue und Hartnäckigkeit
Der zu Ehrende gehörte dem Verbandsgemeinderat der Altverbandsgemeinde Gebhardshain von 1974 bis 1999 an. Neun Jahre war er Sprecher seiner Fraktion. "Selbstständig politisch denken": So habe Reeh "SPD" immer für sich übersetzt. Das habe sehr früh für Fragen der Energiepolitik und des Friedens in "einer Welt" gegolten, sagte Becker. Die kurze Zusammenfassung lautet: "Gegen Atomstrom und gegen den Rüstungswettlauf." Mit Reeh sei der Ortsverein politischer geworden. Ein zentrales Thema sei die Schulpolitik gewesen. In den 1970er- und 1980er-Jahren sei man auch kulturell sehr aktiv gewesen. Die "Prominenz" habe man mutig nach Gebhardshain geholt, zum Beispiel Björn Engholm und Kurt Beck. "Deine Prinzipientreue und deine Hartnäckigkeit in einem erzkonservativen Umfeld waren für mich vorbildhaft und prägend", konstatierte Becker.

Mit dem Fahrradhelm auf dem Kopf in den Gerichtssaal
Bernd Brato, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Betzdorf/Gebhardshain, erinnerte daran, wie viel Kaffee man aus dem Eine-Welt-Laden getrunken und wie viele Mangos und Nüsse man gegessen habe. Mit seiner Nachhaltigkeit habe man auch erkennen können, wo Reeh steht. Brato erinnerte sich, als er vor 33 Jahren Schöffe am Amtsgericht Betzdorf war. Bei einer Verhandlung sei Reeh als Zeuge geladen gewesen. Nur Reeh sei nicht aufzufinden gewesen. Der Gerichtsdiener suchte - und kam mit Reeh zurück: Der sei mit Fahrradhelm auf dem Kopf und kein bisschen geschwitzt im Prozesssaal erschienen, erinnerte sich der Bürgermeister schmunzelnd. Mit diesen Sachen könne man sich Sympathie erkämpfen, sagte Brato - und wenn man es erzähle, erkenne man den Menschen Hermann Reeh.


Trio Venceremos bot das "Bundeslied" dar
Auch Klaus Schumacher vom Trio "Venceremos" erzählte von seinen Erlebnissen mit dem zu Ehrenden und erinnerte an dessen Engagement, zum Beispiel für Solarkocher für Menschen in Afrika: "Das sind Ereignisse, die prägen sich ein und prägen", untermauerte Schumacher. Der Geehrte habe Menschen beeinflusst: "Es war eine Bereicherung meines Lebens, die du bewirkt hast", sagte der Musiker (Gesang, Gitarre). Anschließend bot er mit seinen Musikerkollegen - Dr. Stefan Hannen (Gesang, Klavier) und Guillermo Banz (Percussion) - das "Bundeslied" dar. Das Trio war weiter mit "Grandola vila morena" zu hören.




Ministerpräsident a.D. Kurt Beck hielt die Laudatio
An Begegnungen mit Reeh hatte sich auch Beck erinnert, und zwar als Bätzing-Lichtenthäler ihn angesprochen habe, ob er bei der Verleihung mit von der Partie sein würde, so der frühere SPD-Chef. Viele Erinnerungen an Begegnungen mit Reeh seien ihm gleich in den Sinn gekommen, ob in der Lobby des rheinland-pfälzischen Landtages oder am Rande von Parteitagen. Er habe Reeh als einen Mann kennengelernt, der für Ideale eintritt. Exemplarisch erwähnte er Stichworte wie "internationale Solidarität". Reeh sei jemand, für den die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie wichtig sei. Das alles überwölbende Thema sei jedoch für den 82-Jährigen der Erhalt des Friedens: "In der Ausstrahlung der Glaubwürdigkeit, wie Hermann Reeh mit Ideenkombinationen umgeht, liegt die Kraft und Überzeugung", attestierte Beck. Über die Familie habe es für ihn, so Beck, immer eine Bindung gegeben. Als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung habe er über den Betriebsratsvorsitzenden Jochen Reeh - ein Sohn von Hermann und Inge Reeh - Kontakt gehabt. Die Steinebacher Familie habe ein so überzeugendes Auftreten, welches sie an die Kinder und Enkel weitergegeben habe. Für Werte wie Gemeinschaft, Demokratie, Friede und Freiheit einzutreten, das sei vorgelebt worden, erkannte Beck an.

Sozialdemokrat, Umwelt- und Friedensaktivist
Der Sozialdemokrat Reeh ist unter anderem Umweltaktivist, engagiert sich für Gerechtigkeit und fairen Handel mit den Menschen in Entwicklungsländern. Er sorgte mit der "Schutzengel-Mango-Foto-Aktion" für Furore und er ist Friedensaktivist. Auch die russische Invasion der Ukraine war Thema, schon bei der Begrüßung durch Bätzing-Lichtenthäler. In weiten Teilen seiner Rede ging Beck auf den Krieg in Europa ein. Als die Feier für die Verleihung terminiert wurde, habe man sich in den "schlimmsten Albträumen" nicht vorstellen können, dass man in Europa in Kriegszeiten zusammenkommen würde.

Kurt Beck verlieh die Willy-Brandt-Medaille
"Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts": Diese Worte von Willy Brandt würden nachklingen, betonte der Sozialdemokrat, der herausstellte: "Wir müssen sehr darauf achten, die Orientierung nicht zu verlieren." Ein gutes Beispiel dafür sei Reeh mit seinen Idealen. Beck: "Einen glaubwürdigeren Preisträger hätte man kaum finden können." Von Bätzing-Lichtenthäler assistiert überreichte der er die Medaille an Reeh. Diesem war anzusehen, dass er sich über die außergewöhnliche Auszeichnung freute. Das drückte er auch bei seiner Rede aus: "Für mich ist es eine große Ehrung." Er freue sich, dass "von anderen meine Arbeit und mein Engagement" gewürdigt werden. Er dankte der SPD für die Verleihung der Medaille, die damit seine Aktivitäten und Aktionen für verdienstvoll ansehen würde.

Die besondere Auszeichnung bestärkt Hermann Reeh
Die Auszeichnung bestärke ihn, sagte Reeh. Aber: Er hoffe aber, dass die Verantwortlichen, die ihm die Medaille verliehen haben, "auch das Risiko dieser Auszeichnung bedacht haben". Denn, so sagt Reeh, "ich orientiere mich eher an den Forderungen und Aussagen von Willy Brandt zu Frieden, Abrüstung und Nord-Süd-Problem als an Beschlüssen der Partei oder der Regierung, wenn ich der Meinung bin, dass diese konträr sind." In seiner Dankesrede äußerte er die mahnenden Worte, die man von ihm kennt, zum Beispiel zu Themen wie Hunger und Armut. In Bezug auf das Mitleid sagte er: "Man kann das Mitleid loswerden, wenn man sich in die Leidenden nicht um zu leiden versetzt, sondern um ihr Leiden zu beenden, wenn man vom Mitleid zum Handeln motiviert wird."

Zum Abschluss erklang "Imagine" von John Lennon
Reh zitierte auch Willy Brandt: "Es gilt sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser sich wieder einmal ein falsches Bett zu graben versucht." Mit der geplanten Erhöhung des Verteidigungs-Etats und dem "Sondervermögen" grabe der Strom "sich wieder einmal ein falsches Bett", meinte Reeh und betonte: "Gegen diesen Strom stelle ich mich und hoffe auf eure und Ihre Unterstützung." Seinen Dank entrichtete er an seine Ehefrau Inge für die langjährige, kritische Begleitung. Zu der Auszeichnung gratulierte auch Jürgen Giehl, Ortsbürgermeister in Gebhardshain. Die Verleihung schloss musikalisch das Trio "Venceremos" mit einem seit dem Krieg in der Ukraine häufig zu hörenden Lied von John Lennon – "Imagine". (tt)



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