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Pressemitteilung vom 30.03.2022    

Gebhardshainer Schüler besuchten die Gedenkstätte in Hadamar

Im Rahmen des Demokratie-Tages haben sich die Schüler aller Abschlussklassen mit der T-Aktion (Euthanasie-Programm) der Nationalsozialisten im Gesellschaftskunde- und im Religionsunterricht befasst und die Gedenkstätte in Hadamar besuchen. Zwei Schülerinnen erzählen von ihren Eindrücken,

Die Klasse 10b beim Gedenkstein auf dem Friedhof. (Foto: privat)

Gebhardshain/Hadamar. Die Schülerinnen Tabea Penner und Stella Ritacco schildern in einem selbst verfassten Bericht eindringlich ihre Erlebnisse vom Besuch der Gedenkstätte:

"Die Gedenkstätte sieht von außen ganz unschuldig aus, und man würde so nicht erkennen, was dort drinnen im Keller vorgegangen ist. Wir gingen auf derselben Straße, auf der früher die grauen Busse mit den Menschen hergefahren sind. In der Busgarage waren immer noch die gleichen Bretter wie damals, nur die Bretter an der Wetterseite wurden ausgetauscht.

Die Busgarage kam erst 2006 wieder zurück nach Hadamar, doch wegen des Brandschutzes musste sie ein paar Meter weiter weg vom Haus gebaut werden. Der ursprüngliche Platz ist durch eine andere Pflasterfarbe deutlich zu erkennen. Drinnen sahen wir an der Wand ein großes Plakat, auf dem ein grauer Bus aus Beton nachgebildert wurde. Uns wurde erzählt, wie den Kindern aus Hadamar die "richtige Lehre" beigebracht worden sei. Die kleinen Buben, die hier auf der Straße Fußball gespielt haben, sagten: "Da kommen wieder die Mordbusse", wenn sie die grauen Busse sahen. Viele der Insassen ahnten, dass sie mit ihrem Einsteigen ihre letzten Atemzüge an der frischen Luft taten.

Die Führung ging im Krankensaal weiter, der heute ein Ausstellungsraum ist. In der Ausstellung hängt ein Mordkalender: Zwischen dem 13. Januar und dem 24. August 1941 kamen über elfeinhalb Tausend Menschen in Hadamar ums Leben. Den Krankensaal erkennt man noch an seinen hohen Fenstern, damit genug Licht reinkommt. Der Krankensaal war die erste Station für diejenigen, die in Hadamar ankamen. Hier wurden die Menschen begrüßt und ihnen wurde deutlich gemacht, dass "Hygiene" besonders wichtig sei. Deshalb müssten sie sich nun einer gründlichen "Reinigung" unterziehen. Sie mussten sich entkleiden und ihre Sachen ordentlich beieinander legen, damit sie nachher schnell wieder zu finden seien. Ein Arzt untersuchte die Ankommenden. Dann wurden die Menschen in den Keller geführt. Dort standen sie zunächst vor einer Holztür, ehe sie in den "Duschraum" geleitet wurden. Oben an der Decke führte eine Wasserleitung entlang. Rund einen knappen Meter über dem Boden gab es ein zweites Rohr, das leicht zu übersehen war. Hier kam später Kohlenstoffmonoxid durch und stieg langsam nach oben, sodass die Kinder zuerst starben. Spätestens nach einer halben Stunde rührte sich niemand mehr.



Nachdem das Gas mithilfe einer Abzugsanlage aus dem Raum entfernt worden war, kamen die Brenner, die oben im Dachgeschoss lebten. Die Leichen wurden aus der Kammer getragen und als "brauchbar" oder "unbrauchbar" kategorisiert. Die "Brauchbaren" wurden mit einem Kreuz im Nacken später auf dem Seziertiertisch "ausgeschlachtet". Organe, in diesem Fall die Gehirne, wurden für die Forschung an medizinischen Universitäten gebraucht. Die sterblichen Überreste wurden zum Krematorium geschleift. Dort legte man sie in eine Zinkwanne. Diese wurde auf einen Bock gestellt und in den Ofen geschoben. Über einen Flaschenzug wurde eine feuerfeste Platte heruntergelassen. Die Leiche fiel in den Ofen und verbrannte bei 1200 Grad Celsius. Die Angehörigen der Ermordeten bekamen falsche Urnen und falsche Todesursachen mit falschen Todesdaten. In der ersten Tötungsphase wurden die Menschen mit Gas getötet, in der zweiten auch mit anderen Methoden: falsche Medikamente, Überdosierung, Verhungern.

Nachdem wir den Keller verlassen hatten, gingen wir die Stufen zum Friedhof hinauf. Auf dem Weg zum Gedenkstein kamen wir an mehreren Grabsteinen vorbei. Davon gab es vier verschiedene Arten: Ein normales Kreuz für die Christen, ein doppeltes Kreuz für die Orthodoxe Kirche, einen Davidsstern für die Juden und einen Halbmond mit einem Stern für den Islam. Beim Denkmal angekommen, wurden uns die vier Personengruppen vorgestellt, die in Hadamar umgebracht wurden: Menschen mit jüdischen Wurzeln, Menschen mit Gendefekten, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Menschen mit körperlichen Behinderungen.

Wir fanden es alle interessant, einmal an so einem historisch wichtigen Ort gewesen zu sein. Obwohl uns im Unterricht schon viel von dieser Zeit und diesen Orten berichtet wurde, ist es ein ganz anderes Gefühl, selbst an genau der Stelle zu stehen, wo so viel Grausames geschah. Im Unterricht hat man sich alles ganz anders vorgestellt, als es schlussendlich war. Wir sind uns einig, dass der Besuch einer solchen Gedenkstädte wichtig ist, damit die schrecklichen Geschehen der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten." (PM)


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