Werbung

Nachricht vom 23.04.2022    

Alles klar, Herr Kommissar? - Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Wachtmeister zum…?

Von Jörg Schmitt-Kilian

KOLUMNE | Obwohl ich die Frage meist mit "Nein" beantworte, habe ich diesen Songtitel des Extremmusikers Falco als Überschrift für meine Kolumnen gewählt. Ich werde Geschichten aus dem Leben erzählen, Antworten auf Ereignisse im polizeilichen Alltag suchen und möchte Leser sensibilisieren, ihre eigene Haltung zu überprüfen und mit anderen zu diskutieren.

Polizeipräsident Peter Malmen bei seinem berühmten Gruß. (Foto: Jörg Schmitt-Kilian/Polizeiarchiv)

Region. In der letzten Kolumne hatte ich (als der beim Polizeipräsidium Koblenz für den Westerwaldkreis zuständige Rauschgiftsachbearbeiter) über Einsätze im Umfeld der Diskothek “Morgens um sieben“ in Hamm berichtet. Heute wandert mein Blick weiter zurück in die 70er-Jahre. Ich erinnere mich an den legendären Polizeipräsidenten Peter Malmen, der auch vom Neuwieder Becken bis in den hohen Westerwald bekannt war. “Malmens Pitter“ kam aus einfachsten Verhältnissen und unvergessen bleibt sein Satz: “Wo Menschen sind, da menschelts“, wenn er bei Fehlverhalten von Polizisten mehr als ein Auge zudrückte. Die Beförderung vom untersten Dienstgrad Polizeioberwachtmeister direkt zum Polizeipräsidenten kann man als deutsche Variante des “american dream“ bezeichnen, ähnlich einer Karriere wie die vom Tellerwäscher zum Millionär.

Malmen engagierte sich als gläubiger Mensch im katholischen Leseverein und nahm an jeder Fronleichnamsprozession teil. Ich verstand nicht, wieso selbst “ungläubige“ Wachhabende bei Fronleichnamsprozessionen in Paradeuniform (weiße Handschuhe, frisch gebügelte weiße Hemden, korrekt sitzende Krawatten, auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe) in aufrechter Haltung “militärisch stramm“ am Straßenrand salutierten. Einige senkten kurz ihre Köpfe, andere “huldigten“ durch das Anlegen der rechten Hand an die Schirmmütze, wenn “das Allerheiligste“ vorbeigetragen wurde. Zur Erklärung: das “Allerheiligste“ ist eine Monstranz (ein mit Gold und aus Edelsteinen verziertes Schaugefäß mit einem kleinen Fenster) hinter der eine geweihte Hostie (eine kleine, runde hauchdünne Oblate) zu sehen ist. Die Monstranz trägt entweder ein Priester vor sich her oder sie steht auf dem Podest eines großen Stoffbaldachins, der von mehreren Männern durch die Straßen getragen wird.



Als ich das erste Mal dieser Zeremonie beiwohnte, war ich der festen Überzeugung (so reden auch Politiker immer), die Ehrerbietung der Wachhabenden gelte dem Allerheiligsten. Bis ich Malmen erkannte, der als Erster hinter dem Allerheiligsten marschierte und seine Männer mit leicht erhobener Hand grüßte. Er legte insbesondere bei kirchlichen Anlässen besonderen Wert auf ein gutes Erscheinungsbild seiner Beamten und mir fiel augenblicklich das Wort Modenschau ein. Die Beamten salutierten also nicht ehrfürchtig vor dem Allerheiligsten, sondern präsentierten ihre Ausgehuniform und erwiderten lediglich den präsidialen Gruß. Sie wussten, dass Malmen gerne derartige “Huldigungen“ seiner Beamten entgegennahm. Malmen war einer von ihnen und immer “nah bei de Leut`“.

Dieser Spruch wurde später das Markenzeichen eines Ministerpräsidenten.
Du weißt, wen ich meine?
In den folgenden Kolumnen mehr aus einer Zeit, in der nicht alles besser, aber vieles anders war, auch bei der Polizei.
Neugierig?


Mehr dazu:   Alles klar, Herr Kommissar?  

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Gegen Blasenschwäche gibt es hilfreiche Therapien

Siegen. Dr. Friedericke Winter, Fachärztin für Urologie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, informierte in der ...

Touristischer Arbeitskreis tagte in Waldbreitbach

Waldbreitbach. 33 Vertreterinnen und Vertreter von Partnern der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden und hessischen Gemeinden ...

Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn - Ehrenamtliche gingen auf göttliche Spurensuche

Hachenburg. Gemeinsam mit dem Referenten des Tages, Pater Guido Dupont OCist, gingen die Teilnehmenden der Frage nach "Wo ...

Landschaft und Kultur erleben: Geführte Raderlebnisse im Westerwald

Westerwaldkreis. Du bist gerne mit dem Rad an der frischen Luft unterwegs, radelst gerne in der Kleingruppe, bist kein "Höhenmeter-Jäger" ...

Saisoneröffnung der Grube Bindweide verschiebt sich

Steinebach/Sieg. Wegen dringender Arbeiten im Untertagebereich des Besucherbergwerks und wegen massiver Regenfälle, die mehrere ...

Unbekannter beschädigt in Betzdorf einen Zaun und sägt Bäume ab

Die Polizei Betzdorf ermittelt auf eine Anzeige wegen Sachbeschädigung hin. Im Zeitraum vom 20. bis 24. März wurden auf einem ...

Weitere Artikel


"Sicherheit für Kinder" bietet geflüchteten Kindern kostenloses Training

Birken-Honigsessen/Region. In den Kursen von Heiko Brüning "Sicherheit für Kinder" lernen Kinder jeden Alters, sich selbst ...

"So schmeckt der Westerwald": Regionaler Kochkurs in Altenkirchen

Altenkirchen. Der einheimische Westerwälder isst gerne das, wovon er in direkter Umgebung am meisten findet. Innerhalb der ...

"Angelite": Erfolgreicher Frauenchor aus Bulgarien im Kulturwerk Wissen

Wissen. Die Faszination der besonderen Frauen-Stimm-Tradition in Bulgarien, der kraftvolle enge und doch leicht wirkende ...

Tennis in Kirchen auf dem Molzberg: Vorbereitung auf die neue Saison

Kirchen. Die sechs Sandplätze neben dem Kirchener Schwimmbad wurden durch eine Fachfirma für die kommende Saison top vorbereitet. ...

"Neues Leben": Frühlingsfest mit Sponsorenlauf in Wölmersen

Wölmersen. Auch für das leibliche Wohl ist wieder ausreichend gesorgt. Außerdem wird dieses Jahr der 18. Sponsorenlauf stattfinden. ...

Unfälle am Freitag: Die Kurven wurden zum Verhängnis

Marzhausen/Astert. Am Freitagabend, dem 22. April, gegen 20 Uhr, kam es auf der Bundesstraße 414 (414), zwischen Altenkirchen ...

Werbung