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Nachricht vom 27.04.2022    

In Idelberg schließt die Firma Euronics Henn am Samstag für immer

Runde Betriebsjubiläen sind dazu da, gefeiert zu werden. Für eine Gratulationscour zum 40. Geburtstag wird es aber nicht ganz reichen. Die Euronics Henn GmbH in Idelberg, im Oktober 1982 an den Start gegangen, wird ihr Geschäft am Samstag, 30. April, für immer schließen.

Karl-Heinz Henn wird in wenigen Tagen sein Geschäft in Idelberg für immer schließen. (Foto: vh)

Idelberg. Noch weisen die Schilder an der Bundesstraße 256 in der Nähe von Eichelhardt auf die Firma Henn im idyllisch gelegenen Idelberg am Ende der Kreisstraße 44 hin. Noch ist das Geschäft unter dem Dach der Einkaufsgenossenschaft Euronics in der winzig kleinen Ortsgemeinde geöffnet. Noch. Am Samstag, 30. April, aber endet eine beinahe 40 Jahre währende Erfolgsgeschichte, die dem Gründer und Geschäftsführer, dem Radio- und Fernsehtechnikermeister Karl-Heinz Henn, niemand und erst recht nicht an diesem abgelegenen Ort zugetraut hatte. Mit dem Gedanken der Schließung beschäftigt er sich seit rund einem Jahr. "Ich bin inzwischen 77 Jahre alt, werde im Mai 78. Mein Sohn Dirk wollte den Laden nicht übernehmen. Und jemanden, der ihn hätte weiterführen können, habe ich nicht gefunden", beschreibt Henn die Situation, warum der Schritt für ihn unabdingbar war. Nunmehr liegt der Ausverkauf in den letzten Zügen, sind die Restbestände an Unterhaltungselektronik und "weißer Ware" (Waschmaschinen, Kühlschränke etc.) auf ein Minimum reduziert worden. Mit in Henns Überlegungen, sich vom Markt zurückzuziehen, spielt auch der Aspekt hinein, dass Fernsehtechniker Karl-Heinz Bitzer, der schon seit 27 Jahren noch "unter Vertrag" steht, am 1. Mai in den Ruhestand geht. Von Christa Griffel, die 28 Jahre die administrativen Dinge im Büro erledigt hat, trennt sich Henn nur mit schwerem Herzen. In Hochzeiten habe er bis "zu sieben Leute" beschäftigt, kramt er in seinen Erinnerungen.

Auftakt in einer Doppelgarage
Noch gut ist Henn, der aus dem fast nur einen Steinwurf entfernten und jenseits der Nister gelegenen Stein-Wingerter Ortsteil Alhausen stammt, die "Gründerzeit" in Erinnerung. Nach der Ausbildung bei der Wissener Firma Müller, die nicht mehr existiert, und während der 16-jährigen Tätigkeit bei der Firma Burbach, die ebenfalls "von der Landkarte" verschwunden ist, reifen Überlegungen, sich selbstständig zu machen. Apropos Jobstart: Mit dem Fahrrad im Sommer und dem Bus im Winter erreicht Henn die Siegstadt, um das Metier zu erlernen. In heimischen Berufsschulen ist der Zweig erst gar nicht im Angebot, so dass Henn zudem einmal pro Woche nach Köln fahren muss. "Das war schon eine Weltreise für jemand, der vom Land kommt. Das war immer etwas Besonderes." Der Liebe wegen nach Idelberg "verschlagen" (die Auserwählte und heutige Ehefrau heißt Inge), legt Henn 1982 auf eigene Kappe schließlich in einer Doppelgarage am anderen Ufer der Nister im Kreis Altenkirchen los. 1991 wird ein Neubau begonnen, in dem das Geschäft im Februar 1992 eröffnet wird. Ein Anbau im Jahr 1996 ermöglicht die Aufnahme der "weißen Ware" ins Sortiment. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt 280 Quadratmeter, dessen Verkauf nach dem Schlussstrich ansteht.



Kundendienst als Erfolgsrezept
Dass sich Henn gegen die in den zurückliegenden Jahren immer stärker in den Vordergrund schiebenden Elektronikfachmärkte behaupten konnte, führt er auf einen ganz speziellen Aspekt zurück: "Wir haben uns stark mit Kundendienst beschäftigt. Das war unser Erfolgsrezept." Solch einen Service zu bekommen, wäre inzwischen kaum noch möglich. Er selbst habe immer gerne Fernseher und Videorekorder repariert. Noch gut kann er sich an die Zeit erinnern, als die Ära der Satellitentechnik mit "Schüsseln", die zunächst einen Durchmesser von 1,80 Meter hatten, begann und die nach und nach schrumpften: über 1,20 Meter bis hin zu 60 Zentimetern und für den Satelliten Astra geeignet, der 1989 ins All geschossen wurde. Das sei damals ein toller Markt, ein "Boom" gewesen. Henn beziffert den Anteil der Stammkunden auf 60 bis 70 Prozent, darunter seien vor allen Dingen "ältere Herrschaften" gewesen. Und dass Idelberg als Firmensitz nicht nur im engeren Umland und nicht als "Nabel der Welt" bekannt war und ist, macht er an Käufern aus Waldbröl, Montabaur oder Bad Marienberg fest.

Kein einziger Einbruch
So endet am nächsten Samstag für Henn das Berufsleben mit einem "lachenden und einem weinenden Auge". Die Arbeit habe ihm immer sehr gut gefallen. "Natürlich habe auch ich Fehler gemacht, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden", resümiert er. Während Sohn Dirk sich als zuletzt bei ihm angestellter und gelernter Radio- und Fernsehtechnikermeister beruflich umorientiert, wird Henn "nicht in ein Loch fallen. Ich habe mich lange Zeit auf diesen Moment vorbereitet". Alsbald bestehe ja auch die Möglichkeit, "gerade einmal in Urlaub zu fahren". Ach ja, und dann ist da noch die Tatsache, dass in all den Jahren nicht ein einziges Mal in die Geschäftsräume eingebrochen wurde. Der Grund sei simpel, erklärt Henn und schmunzelt. Idelberg verfüge ja nur über eine einzige Zufahrtsstraße, so dass eine Flucht der Täter nach Auslösen der Alarmanlage schwierig hätte werden können. Eine "stabile Gesundheit, ohne die man alles vergessen kann", steht als erster Punkt auf der Wunschliste für die nächste Zeit. Das körperliche Wohlergehen erleichtert ihm natürlich auch die "Regentschaft" als Ortsbürgermeister. Zumindest einmal noch bis zu den Kommunalwahlen im Jahr 2024 ist Henn in Amt und Würden. Dann gibt es einen Grund zum Feiern: Seit 1999 an der Spitze Idelbergs, kann er, im Gegensatz zur Lebenszeit seines Betriebes, ein echtes, rundes Jubiläum begehen. (vh)


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