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Nachricht vom 13.05.2022    

Das sind die ehrgeizigen Investoren-Pläne für das neue Quartier in Betzdorf

Ein "erheblicher, zweistelliger Millionen-Betrag" soll investiert werden. Ein Gesundheits- und Pflegezentrum, Nahversorgung sowie Raum zum Parken, Wohnen und für Dienstleistungen entstehen. Die Pläne für das frühere Eisenbahnausbesserungswerkes Betzdorf haben die Investoren vorgestellt – und noch 2022 soll es losgehen.

Die historischen Hallen sollen erhalten bleiben und saniert werden (v.l.): Michael Becher, Peter Merz und Benjamin Geldsetzer. (Fotos: tt)

Betzdorf. Auf der Wand aus gelben Ziegelsteinen der historischen Hallen des Eisenbahnausbesserungswerkes (EAW) Betzdorf waren Zeichnungen befestigt. Diese sollen zeigen, was auf der Eisenbahnbrache geplant ist. Gleich an der Schnittstelle des historischen EAW-Hallenkomplexes zu den vorgelagerten alten Schäfer-Hallen begrüßte Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer. Bei einem Pressegespräch und im Beisein eines der beiden Investoren, Peter Merz, erwähnte er die Schnelligkeit, mit der das Projekt fortgeschrieben werde.

Einkaufen, Arbeiten, Wohnen
Es sind noch keine zwei Jahre vergangen, seit das Stadtoberhaupt seine Unterschrift unter den Notarvertrag für den Erwerb der Fläche mit ihren 50.000 Quadratmetern samt Gebäuden und Hallenkomplex setzte. Damals hatte Geldsetzer in Anlehnung an die geläufige Abkürzung "EAW" für das frühere Eisenbahnausbesserungswerkes von Einkaufen, Arbeiten, Wohnen gesprochen, was auf dem Areal entstehen soll. Das soll nach der europaweiten Ausschreibung nun angegangen werden. Diese erbrachte "zwei Investoren plus", wie Geldsetzer es formulierte. Um bei einem klassischen Bild der früheren Eisenbahnerstadt Betzdorf zu bleiben: Die Dampflokomotive "EAW Betzdorf" scheint unter Volldampf zu stehen.

"EAW Betzdorf GmbH" gegründet
Trotz zwei Jahren Pandemie, Ukraine-Krieg, Lieferengpässen und "seit zwei Monaten einer ganz heftige Inflation", so der Stadtbürgermeister, "stehen wir in Harmonie zusammen". Wer in Harmonie dabei stand, das war Peter Merz aus Montabaur. Merz und Marcel Kremer sind die Investoren, die mit der eigens gegründeten "EAW Betzdorf GmbH" das Planungskonzept des Großprojektes in die Tat umsetzen wollen. Bei der Realisierung werden beide mit weiteren Partnern kooperieren, etwa beim geplanten Gesundheits- und Pflegezentrum, wofür eine eigene Gesellschaft gegründet wurde, wie Merz mitteilte. Dieses Zentrum und der Bereich der historischen EAW-Hallen sollen nach dem zeitlichen Ablauf als erstes fertiggestellt werden – Anfang 2025.

Kernobjekt sind die historischen Hallen
Kernobjekt seien die historischen Hallen, die erhalten bleiben sollen, erklärte Merz: "10.000 Quadratmeter werden saniert und bleiben erhalten." In einem Teil der historischen und denkmalgeschützten Hallen soll überdachtes Parken und Einzelhandel einziehen. Was hier nicht möglich sein wird, das sind die Sparten Bekleidung, Schuhe und Sportartikel, berichtete Wirtschaftsförderer Michael Becher von der Regionalen Entwicklungsgesellschaft Betzdorf. Das Schicksal der alten Schäfer-Hallen in Richtung Zufahrt Höfergarten ist hingegen besiegelt. Sie werden abgerissen.

Siebenstöckiger Neubau für Gesundheits- und Pflegezentrum
Nach Angaben von Merz handelt es sich um eine Fläche von 6.000 Quadratmeter. Geht es nach den Investoren, dann sollen die Schäfer-Hallen noch in diesem Jahr verschwinden: "Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann könnten im Spätsommer oder Frühherbst die Abbrucharbeiten beginnen." Auf der Freifläche soll mit einem Neubau mit sieben Stockwerken ein Gesundheits- und Pflegezentrum entstehen – Baubeginn soll im ersten Halbjahr 2023 sein. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2025 geplant.

120 Plätzen in ambulanter Tagespflege
Im Erdgeschoss sollen "Arztpraxen im weitesten Sinn" und medizinische Versorgung einziehen, sagte Merz. Es sollen 120 bis 130 Wohneinheiten geschaffen werden, außerdem eine ambulante Tagespflege mit circa 120 Plätzen. In dem Gebäude sollen auch "Café und Restauration" entstehen, die auch von Besucher genutzt werden können, so Merz. Das Gesundheits- und Pflegezentrum werde von einem anderen Geschäftspartner realisiert. Die maximale Höhe des Gebäudes mit seinem sieben Geschossen werde unter der dahinterliegende Altbebauung der Moltkestraße bleiben, sagte Merz. Dass das Gesundheits- und Pflegezentrum diese Größe annehmen wird, das erklärte Merz.

Ein Gebäude mit einer "markanten Objektausprägung"
Das Gebäude soll eine "markante Objektausprägung" haben. Es sei Teil der Ausschreibung gewesen, dass es eine "markante Architektur und Ausstrahlung" haben soll. "Es wird ein markantes Gebäude, das sich in das Bild einfügt", sagte Stadtbürgermeister Geldsetzer. Die Moltkestraße soll mit einem Steg fußläufig an den Neubau angeschlossen werden. Von dort aus soll ein Aufzug und eine Treppe nach unten führen – und umgekehrt. Dieser Weg sei öffentlich nutzbar. "Dieses kleine Stück ist goldwert", befand Geldsetzer. Damit werde der hinter dem Areal liegende Bereich angebunden, wo ein Neubaugebiet angedacht sei – am Scheuerberg.



2025: Inbetriebnahme des Gesundheits- und Pflegezentrum
Etwa zehn Meter Abstand soll der Neubau zu den historischen Hallen – die ältesten stammen aus den 1860er-Jahren - betragen. Im Teil der ehemaligen EAW-Hallen sollen 200 überdachte Parkplätze entstehen, skizzierte Merz. Die Zufahrt erfolgt über bestehende Zufahrt parallel zu den Gleisen. Hier soll nach den Vorstellungen der Investoren das erste Gleis demontiert werden: "Uns gehört das Grundstück bis zur Gleismitte", teilte Merz mit. In diesem Teil der früheren EAW-Hallen ist es geplant, dass Kiosk, Poststelle, Reinigungsannahme, Friseur, Hörgeräteakustiker und Apotheke angesiedelt werden, und eine "Bäckerei sowieso", wie Merz auflistete. Das wird alles von innen, also aus dem künftigen Parkraum heraus, zugängig sein. Auf rund 800 Quadratmetern Einzelhandel, auf circa 1900 ein Supermarkt. Für den historischen Bereich ist der Baubeginn für Mitte 2023 geplant. Anderthalb Jahre später ist die Inbetriebnahme vorgesehen, parallel mit der Zeitschiene für das Gesundheits- und Pflegezentrum.

Eine Chance für die Viktoriastraße?
Dem Vernehmen nach wird in dem Gesamtprojekt auch eine Chance für die Viktoriastraße gesehen, die über das Parkdeck anschließt. Apropos Anschließen: Von der Seite des ehemaligen EAW Betzdorf soll nach Vorstellungen der Investoren auch eine direkte Anbindung in den Bahnhof entstehen, und zwar mit einer Untertunnelung der Gleise – wie es ja schon bei den Gleisen im Bahnhof selbst besteht.

Investitionskosten: ein "erheblicher, zweistelliger Millionen-Betrag"
Auf die Investitionskosten angesprochen, gab sich Merz zurückhaltend und wollte nichts dazu sagen, ließ sich dann aber ein und sprach von "einem erheblichen, zweistelligen Millionen-Betrag". Er hofft nun, dass der Bebauungsplan in diesem Jahr Rechtskraft erlangt. Ende April hatte der Stadtrat den Aufstellungsbeschluss gefasst. "Beim Bebauungsplan ist die Kreisverwaltung Altenkirchen gefordert und gefragt", sagte Stadtbürgermeister Geldsetzer und hofft, dass das gesamte Bebauungsplanverfahren schnell durchgezogen wird.

Noch Absprachen mit dem Denkmalschutz erforderlich
Auf Nachfrage von Geldsetzer antwortete Merz, dass man später die alte Ziegelsteinfassade der EAW-Hallen sich so vorstellen könne, wie man sie jetzt sehe, "allerdings gereinigt". Markant an den EAW-Hallen sind die großen Rundbögenfenster. Man müsse sich noch mit dem Denkmalschutz abstimmen, sagte Merz. Nach seinen Angaben läuft es mit der Landesdenkmalpflege "perfekt", und es sind aus Seiner Sicht "äußerst konstruktiven Abstimmungsgesprächen".

Eine "Filetstück" und ein Zuwachs von 500 Einwohnern
Bei der Präsentation des Planungskonzeptes war man sich sicher, dass es "abstrahlt in die Innenstadt, was ein wichtiger Punkt" sei, wie Bredler meinte. Stadtbürgermeister Geldsetzer geht nach der Umsetzung von einem Zuwachs der Stadtbevölkerung aus und bezifferte das mit einem Plus von 500 Einwohnern. Für ihn ist das ehemalige EAW ein "Filetstück", und Bredler hob das besondere an brachliegenden Bahnflächen hervor: "Sie liegen mittendrin."

Investor: "Ein Altlastenthema gibt es"
Und was ist mit Altlasten? "Ein Altlastenthema gibt es", so Merz. Die Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord sowie Experten seien eingebunden. Vor den Schäfer-Hallen stehen derzeit Pumpen und Filterm, erläuterte er. Die Grundwasserreinigung habe man von der Stadt übernommen. An der hintersten Schäfer-Halle gebe es einen Eintrag in das Grundwasser. Was dort eingebracht worden sei, könne er nicht sagen – aber so viel: Es gebe keine Ausdünstungen. Dauerhaft werde auf unbestimmte Zeit das Grundwasser gereinigt werden müssen. Von den Zeiten der Eisenbahn – im EAW wurden Dampflokomotiven und Waghgons gewartet und repariert - gebe es keine Altlasten.

Investor Peter Merz: "Wir bleiben hier dauerhaft am Standort"
Nach der europaweiten Ausschreibung habe es zehn Bewerber gegeben, die investieren wollten, berichtete Becher. Dabei habe es sogar das Wunschdenken gegeben, alles komplett abzureißen. Das steht nicht im Raum, und der historische Teil bleibt erhalten und wird nun von Merz und Kremer angepackt, mit "anderen Geschäftspartnern", wie es hieß – und Merz stellte für sich und Mitinvestor Kremer heraus: "Wir bleiben hier dauerhaft am Standort. Wir bleiben Bestandshalter." (tt)

Weitere Berichterstattung folgt.


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