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Nachricht vom 23.05.2022    

Kreisfeuerwehrverband Altenkirchen: Höchststand bei Aktiven, Flutkatastrophe, Pandemie

Die Flutkatastrophe an der Ahr und die Corona-Pandemie waren zentrale Themen bei der Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Altenkirchen. Im Mittelpunkt der Präsenzveranstaltung in Brachbach standen auch der Höchststand bei den Mitgliedern des aktiven Dienstes und bei den Jugendfeuerwehren.

Von links: Kein heimischer Feuerwehrmann verbrachte so viele Stunden im Katastrophengebiet wie Ralf Schwarzbach. Ortsbürgermeister Steffen Kappes dankte auch im Namen seiner Ortsbürgermeisterkollegen den Wehrleuten für die geleistete Arbeit. Volker Hain sieht den Kreisfeuerwehrverband in einem guten Entwicklungsprozess. (Fotos: tt)

Brachbach. Als Volker Hain 2019 bei der Delegiertenversammlung in Weitefeld zum Kreisvorsitzenden gewählt wurde, waqr nicht zu ahnen, dass wenig Monate später Corona keine Versammlung in der gewohnten Form mehr möglich machen würde. "Zwei Jahre haben wir versucht, es digital abzuhalten", sagte Hain in der Peter-Hussing-Halle Brachbach und meinte: "So heute ist es mir deutlich lieber." 55 Delegierte aus den 41 Wehren waren gekommen. Lang war die Liste der Ehrengäste, die teils Grußworte entrichteten.

Gastgeber war der Löschzug Brachbach, und wie üblich stimmte die Stadt- und Feuerwehrkapelle um Dirigent Christoph Becker klangvoll ein. "Wir sind als Kreisverband froh, ein solches Aushängeschild zu haben", sagte Hain. "Im Landkreis Altenkirchen engagieren sich fast 1.400 Frauen und Männer ehrenamtlich zum Schutz der Bevölkerung und unserer Lebensgrundlagen", sagte Hain in seinem Bericht. Trotz der Pandemie und Einschränkungen bei Übungen, Ausbildungen und Vereinsleben konnten die Wehren zulegen – und zwar auf einen Höchststand.

Für den Kreisvorsitzenden liegt das mit an der guten Arbeit in den Jugendwehren – jährlich wechseln 30 Mitglieder in die Feuerwehr – und die wachsende Zahl an Bambiniwehren. Die reinen Zahlen würden Grund zur Euphorie geben, sagte Hain. Die Statistik verschleiere jedoch, dass es an manchen Standorten einen Personalmangel gebe: "Und das nicht nur beim Tagesalarm." Angesichts von Krieg, Klimakrise und Rohstoffmangel rücke die "abklingende Corona-Pandemie" zunehmend in den Hintergrund: "Dennoch beherrscht die Pandemie uns auch 2022 noch." Immerhin kehre man wieder in einen halbwegs normalen Übungsdienst zurück.

Das abgelaufene Jahr sei eindeutig geprägt gewesen von den Hochwasserfluten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – und das spiegelt sich auch in den Reden. Frank Linnarz, Wehrleiter in Altenahr, gab schließlich noch einen Bericht ab, der alle berührte. Hain erinnerte, dass die heimischen Wehrleute ohne zu zögern ab der ersten Stunde "wirklich Großes" im Krisengebiet geleistet hätten: "Dafür sagen wir Danke." Auch der Kreisverband legte sich mit den Wehren und der Spedition Wolfgang Herrmann ins Zeug. Unterm Strich erbrachte das zwölf Transporte mit Hilfsgütern. In Altenahr, die Partnergemeinde des Landkreises Altenkirchen, konnte man von der Flut geschädigte Kameraden mit 10.000 Euro unterstützen. Es habe sich eine Freundschaft entwickelt. Im Sommer will der Kreisverband in der Verbandsgemeinde Altenahr einen Motorsägenkurs ausrichten und die Kameraden am Spannungssimulator weiterbilden.

Spätestens mit der Starkregenkatastrophe seien die Sirenen bundesweit wieder ins Gespräch gekommen. Die einst wichtigste Alarmierungsmöglichkeit seien abgebaut oder nicht mehr auf dem Stand der Technik. "Wir fordern Bund und Länder auf, ihre Anstrengungen zum Aufbau eines einheitlichen Warnsystems für die Bevölkerung zu verstärken", forderte Hain: "Uns fehlt weiterhin ein flächendeckendes Netz, um die Menschen bei Naturkatastrophen oder anderen Großereignissen schnell und verständlich zu erreichen." Aus seiner Sicht wurden "leider viel zu spät" im Rahmen des Konjunktur- und Krisenbewältigungspaketes von Bund und Land Mittel bereit gestellt. Man begrüße, dass der Landkreis einen Förderantrag gestellt habe – aber: "Wir sehen große Probleme bei der Umsetzung der flächendeckenden Anschaffung und Handhabe." So wird befürchtet, dass die Gelder nicht ausreichen werden und der Ausbau viele Jahre benötige. Wichtig erscheint Hain, dass die Bevölkerung über die akustischen Signale aufgeklärt und sensibilisiert wird, um im Notfall keine Panik aufkommen zu lassen.

Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen habe der Kreisverband den Wehren einiges bieten können. Hain erinnerte unter anderem an ein Führungskräfteseminar zum Thema Gefahren und fachgerechte Handhabe bei Unfällen mit E-Autos. Als ein "brennendes Thema, was uns alle betrifft", bezeichnete er die derzeitige Lage an der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutz-Akademie in Koblenz. Hain beklagte einen Stau bei Lehrgängen, was in mit zusätzlichen Lehrkräften aufgeholt werden müsse. Nach seinen Angaben beziffert sich der Bedarf beim Gruppenführerlehrgang mit circa 1.500 – ausgebildet worden seien rund 430. Nach den Worten der SPD-Politikerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler beim Delegiertentag soll es eine "deutliche Aufstockung beim Personal und Räumen" geben.

Ein aktuelles Thema sei die Überarbeitung der Feuerwehrentschädigungsverordnung. So bleibe die Erhöhung deutlich unter den Vorschlägen des Gemeinde- und Städtebundes, beklagte Hain. Er stellte die Wehr als einen unverzichtbaren Bestandteil für Einwohner, Politik und Kommunen dar. Daher appelliere man an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die Förderung des Ehrenamtes weiter voran zu bringen. Dies dürfe nicht zu einem Mehraufwand für die Begünstigten führen, schloss Hain seinen Bericht aus "einem Jahr, das auch für uns schwierig war". Den eigenen Verband sieht er auf einem guten Entwicklungsprozess. Der Kreisverband will 2022 die Feuerwehren wieder unterstützen. Die Sicherheit soll beispielsweise mit dem Seminar "Verhaltenstraining bei Einsatzfahrten" gefördert werden. Drei "Schaumseminare" sind geplant, der Kreisfeuerwehrtag für den 25. Juni in Weitefeld.



Im Reigen der Grußworte war für den Landesverband der stellvertretende Präsident der Region Koblenz zu hören. Respekt zollte Bernd Naunheim dafür, dass die Mitgliederzahlen in den Zeiten der Einschränkungen gestiegen sind. Der örtliche Ortsbürgermeister Steffen Kappes dankte den Wehrleuten dafür, dass sie auch bei eingeschränktem Dienst dabeigeblieben sind: "Die Feuerwehr leistet Außerordentliches." Kappes ist Wehrmann, ebenso der Kirchener Bürgermeister Andreas Hundhausen: "Jede Feuerwehr hat unter Corona besonders gelitten." Die Kameradschaft sei zu kurz gekommen, Schulungen seien ausgefallen, aber die Einsatzbereitschaft sei immer sichergestellt gewesen. Die 1.200 AK-Wehrleute, die mit 54 Fahrzeugen an der Ahr waren, hätten Hilfsbereitschaft gezeigt. "Was ihr alles geschafft habt, das macht mich stolz", sagte Hundhausen.

Die Katastrophe habe Spuren hinterlassen, auch bei den Rettungskräften. Es habe sich gezeigt, wie wichtig die Notfallseelsorge ist, betonte er und fordert, die Notfallseelsorge "stärker in den Fokus zu nehmen". Für ihn wäre es fahrlässig, "aus dieser Tragödie keine Lehren zu ziehen". Exemplarisch erwähnte er Stichworte wie Digitalfunk, Fahrzeuge, Technik, Ausbildung und Führungsausstattung. Auch Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Ralf Schwarzbach nannte die Punkte, an denen etwas gemacht werden müsse und meinte: "Es ist wichtig, die Dinge anzupacken." Er dankte allen, die sich bei dem Einsatzgeschehen im Krisengebiet eingebracht hatten. Auch die Arbeit der Jugendwarte hob er hervor.

Auch bei Landrat Dr. Peter Enders war die Flutkatastrophe ein zentrales Thema. Ausblickend sprach er Stichworte wie Gefahrenvorbeugung und -abwehr an und erwähnte ein Positionspapier. Die Verwaltung habe intensiv Schulungen absolviert. Bei der Vorbeugung nannte er eine Vielzahl an Themen, zum Beispiel Schadensminimierung, Warnung der Bevölkerung, den Aufbau eines kreisweiten Sirenensystems und die technische Einsatzleitung. Den Erwerb von Notstromaggregaten erachtet er auch als wichtig. Beim Thema Starkregen sei man auch mit den Verbandsgemeinde in Gesprächen, und in vielen seien bereits Konzepte eingeleitet worden. Bei dem zweiten Aspekt, der Gefahrenabwehr, sagte Enders zu den Wehrleuten und schloss weitere Hilfsorganisationen ein: "Wir vertrauen auf ihren freiwilligen Einsatz, Verantwortung ehrenamtlich für alle zu übernehmen."

Einen besonderen Dank entrichtete er an Kreisfeuerwehrinspekteur Ralf Schwarzbach und dessen Stellvertreter Florian Jendrock. Während Schwarzbach im Ahrtal im Einsatz gewesen sei, habe Jendrock im AK-Land die Einsätze organisiert. Stichwort Pandemie: Unter schwierigen Bedingungen sei der Einsatz aufrechterhalten worden. Seinen Dank entrichtete Enders an den Kreisverband und Vorsitzenden Hain, die sich stets für die Belange der Wehren einsetzen würden.

Bei den Neuwahlen gab es zwei neue stellvertretende Vorsitzende: Auf Michael Böhmer (Steinebach) und Rebecca Quast (Flammersfeld) folgen Achim Schlosser (Herdorf) und Benjamin Lück (Dauersberg). Bestätigt wurde Geschäftsführer Daniel Freese (Katzwinkel). Neue Sprecher der Alters- und Ehrenkameraden ist Rolf Dewitz (Flammersfeld). Er übernimmt den Posten von Klaus Schumacher (Hamm). Zuvor war Schumacher bereits von 1999 an Vertreter der Verbandsgemeinde Hamm. "Du warst immer da, wenn man Dich brauchte", sagte Hain, der den Hämmscher für seine pflichttreue Tätigkeit im Verband mit dem Abzeichen des Deutschen Feuerwehrverbandes ehrte. Die Ehrennadel in Silber des Landesverbandes wurde an Schwarzbach verliehen. Schwarzbach sei ab dem Zeitpunkt der Alarmierung im Ahrtal aktiv gewesen, erkannte Hain an und stellte heraus: "Von Juli bis September warst Du mehr im Ahrtal als zu Hause oder an Deinem Arbeitsplatz." Kein anderer aus dem AK-Land sei so viele Stunden im Krisengebiet gewesen, erkannte Hain an. Schwarzbach habe zunächst die Bereitschaft des Leitstellenbereiches Montabaur geführt und sei mitverantwortlich gewesen für die Koordination im Bereitstellungsraum: "Das war mit sehr viel persönlichem Engagement und Energie verbunden."

Auch die Fachberichte kamen zum Vortrag. Johannes Ortheil berichtete von der Stadt- und Feuerwehrkapelle. "Wir haben versucht so viel Musik zu machen, wie möglich war." Die Größe des Kulturwerkes sei entgegenkommend gewesen. 15.000 Euro konnte das Orchester nach einem Spendenkonzert an den Musikverein in Insul an der Ahr überweisen, dessen Probenraum zerstört wurde. Langsam wieder hochgefahren werden soll der Bereich Wettbewerbe, berichtete Sprecher Andreas Krüger. In der Pandemie wurden zwei neue Jugendwehren gegründet, in Hamm und die "Siegschleife" (Scheuerfeld/Wallmenroth), berichtete Kreisjugendwart Achim Schlosser. Damit gibt es 21 Nachwuchsorganisationen, in denen 93 Mädchen und 316 Jungen ihr Handwerkszeug erlernen. Tanja Heck-Neitzert berichtete von den vier Bambiniwehren, die einen wichtigen Stellenwert für die Zukunftssicherung der Wehren hätten – und weitere Gründungen stehen an. (tt)

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