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Nachricht vom 12.06.2022    

Ukrainische Kinder im Kletterwald Bad Marienberg: Über Krieg wurde nicht geredet

Von Elke Stockhausen

Mehr als 150 geflüchtete Ukrainer konnten einen Tag im Kletterwald in Bad Marienberg verbringen und ein wenig die dunklen Gedanken vertreiben. Der Dank dafür gebührt dem Verein Wäller Helfen, der das besondere Erlebnis durch Spendengelder und kostenfeie Hilfe ermöglichen konnte. Ein Vor-Ort-Besuch mit bewegenden Momenten.

Mehr als 150 geflüchtete Ukrainer konnten einen Tag im Kletterwald in Bad Marienberg verbringen und ein wenig die dunklen Gedanken vertreiben. (Fotos: Elke Stockhausen)

Bad Marienberg. Das war ein Tag, an dem die Kinder im Mittelpunkt standen. Das Waldstück, ausgestattet mit Kletterelementen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, ist ein beliebtes Ausflugsziel im Westerwald und war auch heute gut besucht. Orange und blaue Sicherheitshelme überall schützten die Kletterer und sind heute ein Zeichen dafür, dass viele Ukrainer das Angebot angenommen hatten. Die blauen Helme, Kinder verschiedenen Alters und Jugendliche, bei denen es keine Sprachbarriere gab, denn alle sprechen fließend Englisch.

Maksym Nizchenko, ein achtzehn Jahre alter, junger Mann aus Kiew, der dort begonnen hatte Elektrotechnik zu studieren, kam mit seiner kleinen Schwester und seiner Mutter kurz nach Beginn des Krieges nach Altenkirchen und lebt nun in Michelbach. Er erzählte im Gespräch mit den Kurieren, dass er herzlich aufgenommen wurde, er zwar ein paar Probleme mit den deutschen Formalitäten habe und er aufgrund seiner kürzeren Schulzeit an einer deutschen Universität nicht angenommen werde. Aber Maksym versicherte, er werde nicht aufgeben. So setzt er zum Beispiel sein Studium derzeit online fort. Seine kleine Schwester hätte sich sehr auf diesen Tag gefreut und sie sei heute glücklich, berichtete er mit einem Lächeln. Sie würde einmal mit ihrer Mutter wieder zurück gehen, er aber werde alles dafür tun, in Deutschland zu bleiben und sein Leben hier aufbauen.

Kristina Shevchenko war mir ihren beiden Kindern im Kletterwald. Zwei und acht Jahre sind sie alt. Sie verließ am zweiten Tag der Invasion ihre Heimat und lebt in Rennerod in einer eigenen kleinen Wohnung. Sie erzählte, dass sich alle um sie gekümmert hätten und es auch schön im Westerwald wäre. Dennoch möchte sie wieder zurück nach Hause, zurück nach Charkiw und sie wisse, dass dies einmal wieder möglich sein werde. Für die Initiative, nicht nur die des heutigen Tages, sei sie dankbar. Ein Austausch über den Krieg fand nicht statt. Denn genau diesen zu vergessen, für einen Moment nur, darum ging es heute und darum geht es bei allen Initiativen, die Wäller Helfen auf den Weg bringt.

Gisela und Karl- Heinz Mies aus Steinebach an der Sieg teilen ihr Haus momentan mit einer Mutter und ihrem sechzehnjährigen Sohn aus der Ukraine. Für die Jugendlichen wünschen sich die beiden mehr Aktivitäten, denn ihr Gast hätte nur die Schule. Dennoch wussten sie zu berichten, dass
heute “alles besser organisiert“ sei, besser als 2015, als sie Syrer aufgenommen hatten. Die Angebote zur Integration der Flüchtlinge seien sehr gut organisiert.

Der Mann, dessen Namen mit Wäller Helfen e.V. fast nicht mehr auseinanderzuhalten ist, ist Björn Flick. Vielbeschäftigt und dennoch ohne ein Zeichen von Stress war auch er vor Ort. Er schaffe all dies durch die Unterstützung der Helfer. Jeder würde ein Stück seiner Freizeit zur Verfügung stellen, dann könne vieles bewältigt werden. Es dankte seiner Familie für die Unterstützung und all denen, die kostenfrei mithelfen würden – so wie seine neunjährige Tochter Hannah, die für die eintreffenden Gäste Wertmarken bündelte, als ein weiterer Bus angekündigt wurde. Der Shuttelservice der Firma Leopold Stahl GmbH & Co KG wurde kostenlos zur Verfügung gestellt. Kostenlos, wie auch dieser Tag, der von der Raiffeisen Gesellschaft finanziert wurde.



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Wäller Helfen konnte mittlerweile rund 125.000 Euro Spenden verzeichnen. Diese Gelder flossen nicht in die Ukraine, sondern wurden und werden in der Region eingesetzt. Es gebe keine finanzielle Unterstützung für private Personen, so der Vorstandsvorsitzende Björn Flick. Jeweils 500 Karten für die Bäder in den Verbandsgemeinden Westerburg, Hachenburg, Bad Marienberg und Montabaur – die von den Verbandsgemeinden vergünstigt angeboten wurden – und Pläne für weitere Aktionen in der Region für die ukrainischen Gäste, das stehe auf der Agenda. So auch der heutige Tag, von der Region, in die Region und “Mannis Hüttenstadl“ beteiligte sich und versorgte alle mit Wasser und kümmerte sich um das Catering im Kletterwald.

Am Nachmittag besuchten die Bürgermeisterin von Bad Marienberg, Sabine Willewacher, und der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Karsten Lucke, das Freizeitgelände, um sich ein Bild vom Auftakt der geplanten Sommeraktionen der Wäller Helfen für die Ukrainer zu machen. Willewacher fasste es mit „den Lagerkoller verhindern“ in Worte, die nicht besser gewählt hätten werden konnten. Denn sie erkannte, dass die Sprachbarrieren einengten. Auch heute begleiteten neben den vier Helfern weitere drei Dolmetscher die Gruppe. Und dies ermöglichte eine Kommunikation untereinander. Lucke stellte heraus, dass eine solche Aktion nur durch die ehrenamtliche Tätigkeit möglich sei und bat um Applaus für den Verein Wäller Helfen, der natürlich gerne gegeben wurde. Mit den Worten “Salva Ucrania“ erhielt dann auch er Beifall. Eine ukrainische Sprecherin bedankte sich für die Bemühungen und Aufmerksamkeiten, die sie bekämen. Sabine Willewacher gab diesen Dank weiter, es sei Wäller Helfen, der all dies ermögliche.

Das war auch ein Tag, an dem viele Kinder Spaß haben konnten und zugleich mutig in den Parcours kletterten, sich irgendwie mit deutschen Kindern verständigten und die Mütter die Zeit fanden, sich ein wenig zu unterhalten. Denn auf ihre Sprösslinge wurde geachtet. (Elke Stockhausen)



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