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Pressemitteilung vom 22.08.2022    

IG Metall Betzdorf kritisiert Pläne zur Rente mit 70

Finanzprobleme und Facharbeitermangel seien laut 1. Bevollmächtigten Uwe Wallbrecher oft selbst verschuldet. Die IG Metall fordert ein Umsetzen ihres Rentenkonzeptes, eine Verbesserung und attraktive Gestaltung der Arbeitsplätze sowie mehr Ausbildungsplätze in der Metall- und Elektroindustrie.

Symbolbild: Mediamodifier auf Pixabay

Betzdorf. Die IG Metall Betzdorf kritisiert die Pläne von Arbeitgeberpräsident Stefan Wolf von Gesamtmetall zur Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre. Diese Entscheidung sei "reiner Zynismus" und "einfallslos". "Diese Philosophie beinhaltet die Botschaft: Vorwärts in die Vergangenheit", kommentiert Uwe Wallbrecher, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Betzdorf und weist die Pläne entschieden zurück.

"Seit Jahrzehnten hören wir nichts anderes als solch einen einfallslosen Unfug", so Uwe Wallbrecher weiter. Für ihn seien dies "angebliche Rezepte", die zu nichts führen außer zu einer weiteren Rentenkürzung und einer erheblichen Mehrbelastung für die sozialversicherten Beschäftigten. Sie würden darüber hinaus nicht zur Lösung des wirklichen Problems beitragen.
Uwe Wallbrecher bezeichnet Äußerungen bezüglich einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden als "reine Provokation und Zynismus". Anstatt gemeinsam mit den Beschäftigten nachhaltige Lösungen zu suchen, wie die wirklich dringenden Fragen und Aufgaben dieser Zeit beantwortet werden können, werde "einfallslos der Angriff auf den Sozialstaat organisiert". Probleme sollen dabei "alleinig auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden", und das in einer Zeit, in der die Belastungen für einen Großteil der Bevölkerung täglich zunehmen würden und schon heute für viele nicht mehr aushaltbar seien.

"Wer den Rentenzugang mit 70 fordert, hat offensichtlich überhaupt keine Ahnung von der Wirklichkeit und hat wohl einen Arbeitsplatz, der weder körperlichen, physischen noch psychischen Belastungen unterliegt", so Uwe Wallbrecher. Anders könne er sich solche Forderungen nicht erklären. Stefan Wolf und andere forder Wallbrecher zum Nachdenken auf, "bevor wieder solch ein Unfug von der Bühne gelassen wird".

Wallbrecher weist zum wiederholten Male darauf hin, was die IG Metall an Rentenkonzepten seit Jahren hat und fordert. Vorgesehen sei unter anderem der Ausbau zu einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung, was bedeutet, dass perspektivisch alle Erwerbstätigen, darunter auch zukünftige Beamte, Abgeordnete, Politiker und Unternehmer in die gesetzliche Rente einzahlen müssen, um selbige stabil, attraktiv und nachhaltig für alle zu sichern.

Die Finanzprobleme der Sozialsysteme seien zum großen Teil durch die Unternehmen selbst verursacht, fügt Wallbrecher in Richtung Stefan Wolf hinzu. "Wir sehen und hören fast jeden Tag, auch hier in unserer Region, das gut bezahlte Arbeitsplätze Verlagerungsplänen unterliegen, was dann durch den Personalabbau und das Outsourcing wiederum für massive Arbeitsverdichtung bei den verbleibenden Menschen sorgt." Beitragszahler würden so nicht mehr in den Bereichen arbeiten, da tariflich abgesicherte Arbeitsplätze ins Ausland verlagert wurden und hier die Beiträge fehlen und in der Regel auch nicht mehr wiederkämen. Das seien große Verluste an Wertschöpfung und Know-how in der Region. "Das dürfen wir nicht weiter dulden", so Wallbrecher.



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Zur Finanzierung und Unterstützung der aktuellen Finanzlage müsse es jetzt darum gehen, solidarische Lösungen zu finden. Vermögende müssten stärker zur Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben herangezogen werden. Aktuell gehöre dazu die Einführung einer Übergewinnsteuer, Sondersteuer auf " Windfall- Profits", da viele Unternehmen ohne eigene betriebswirtschaftliche Leistungssteigerung ihre Profite alleinig auf Kosten der Verbraucher gesteigert hätten.

Wallbrecher weiter: "Starke Schultern müssen mehr tragen, um Probleme zu lösen. Auch müssen wir dringender denn je Arbeitsbedingungen und Entgelte verbessern". Er deutet auf die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie hin und appelliert an Stefan Wolf, die Forderung von acht Prozent ernst zu nehmen. Auch müsse die zuletzt deutlich reduzierte Anzahl von qualifizierten Ausbildungsplatzangeboten in der Region durch die Unternehmenden deutlich gesteigert werden.

Freilich gebe es auch Unternehmen, welche parallel zu den Verlagerungen attraktive Ersatzarbeitsplätze schaffen und mit Innovation, Herz, Bauch und Verstand an neuen Produkten forschen und entwickeln, räumt Wallbrecher ein und belobigt dies ausdrücklich. Allerdings würden das nur einige wenige Unternehmen umsetzen. Der große Teil sehe stattdessen seine Zukunft in der Verlagerung und dem Outsourcing von Arbeitsplätzen, um dann mit Dumping-Löhnen den Konkurrenzkampf unter den Unternehmen in Sachen Entgeltabbau und somit Sozialkassenabbau weiter zu schüren und sich am Ende über das Nichtfunktionieren von Lieferketten zu beklagen.

Auch haben laut Wallbrecher einige Unternehmensvertreter schnell vergessen, dass gerade der Sozialstaat in den vergangenen Krisen den Unternehmen in sehr vielen Fällen über die Runden geholfen habe. Nur die Möglichkeit der Kurzarbeit sei hilfreich und nachhaltig für so manch ein Unternehmen und heute wollen doch viele davon nichts mehr wissen, so Wallbrecher weiter.

Zum Schluss richtet Wallbrecher seinen Appell an alle: Arbeitsbedingungen müssen in allen Bereichen, auch zum Beispiel in der häuslichen Pflege, in den Krankenhäusern schnell erleichtert und verbessert werden, um Attraktivität zu erzeugen und Kindern und Enkelkindern eine Zukunft aufzuzeigen. Attraktive qualifizierte Ausbildungsplätze anzubieten sei das Gebot der Stunde, die jungen Menschen seien die Zukunft, denn, so Wallbrecher: "Ein Rückfall in neoliberale Zeiten und Rezepte aus den 80ziger oder 90ziger Jahren zur Rente oder der Arbeitszeit bringt uns alle nicht weiter und wirkt kontraproduktiv". (PM)


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