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Nachricht vom 18.06.2011    

Abschlussfeier an der Wilhelm-Busch-Schule mit dunklen Schatten

Die Wilhelm-Busch-Schule in Wissen ist Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen für für Kinder und Jugendliche aus weiten Teilen des Landkreises. Sie entließ in einer Feierstunde 21 Jugendliche in einen neuen Lebensabschnitt. Zu aller Fröhlichkeit des Erfolges für die jungen Leute kamen dunkle Schatten: Denn nur vier Kinder sind für das neue Schuljahr angemeldet. Stehen die Förderschulen im Land vor dem Aus?

Dennis Wagner und Kevin Schmitz (von links) erhielten im Rahmen der Abschlussfeier ihre Zeugnisse der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen und schauen recht positiv in eine neue Zukunft. Fotos: Helga Wienand

Wissen. Die Wilhelm-Busch-Schule in Wissen entließ mit einer Feierstunde 21 Schülerinnen und Schüler. Sie erhielten ihr Abschlusszeugnis der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen und gehen nun in eine neue Zukunft.
Für die Jugendlichen ging eine wichtige Zeit zu Ende, nun beginnt die Neuorientierung. Für fünf Schüler geht es nach den Ferien in der Förderschule Scheuerfeld weiter, sie wollen dort den Hauptschulabschluss erreichen. Die meisten der Jugendlichen werden die BBS Wissen besuchen, um dort in der Berufsvorbereitung weitere Qualifikationen für die Arbeitswelt zu erhalten.
"Ich will gerne in den Kfz-Bereich, das wäre mein Traum, deshalb gehe ich jetzt in die Berufsvorbereitung, um noch mehr zu lernen und bessere Chancen zu haben", sagte Kevin Schmitz. "Die acht Jahre an der Schule hier waren schön, der Umgang Lehrer und Schüler war super", meinte er rückblickend. Zustimmung kam von Dennis Wagner, der drei Jahre an der Wilhelm-Busch-Schule lernte und in vielen Bereichen gefördert wurde. "Ich will den Hauptschulabschluss, das ist mein festes Ziel", so Dennis, der stolz auf seine guten Lernerfolge ist.
So sehr sich die Jugendlichen über ihre Schulentlassung, die Zeugnisse und den Start in die Ferien am Entlasstag freuten, um so sorgenvoller schauen das Lehrerkollegium und Schulleiter Udo Bettgenhäuser und viele Eltern in die Zukunft. Denn der Rückbau der Schulform ist in vollen Gange.
Die Zahl der Neuanmeldungen von durchschnittlich 20 Kindern pro Schuljahr ist auf vier gesunken. Ein dramatischer Rückgang, der ins Schulleben tiefe Einschnitte bringen wird.
Diese Entwicklung bereitet Sorgen, nicht nur dem Schulleiter und den Lehrern, auch den Eltern. Schulelternsprecherin seit sechs Jahren ist Birgit Drüssler, sie hat zwei Kinder an der Schule. "Ich bin so froh, dass es diese Schulform für meine Kinder gibt, hier werden die Kinder optimal gefördert und betreut“, sagt die Mutter, die auch die Elternpflegschaft vertritt. Im Gespräch mit dem AK-Kurier machte sie deutlich, dass Kinder mit Lernschwächen oder anderen Handicaps völlig andere Lernformen brauchen und eine individuelle Förderung. "In den großen Schwerpunktschulen gehen unsere Kinder unter", ist sich Drüssler sicher. Zustimmung erhält die Elternsprecherin von weiteren Müttern und Vätern, die zur Abschlussfeier kamen. Bereits in der Grundschule werde selektiert und die Kinder würden entsprechend pauschal beurteilt.
"Wir haben 40 Schüler getestet und begutachtet, davon gehen 35 an so genannte Schwerpunktschulen. Wir haben nichts gegen diese Schwerpunktschulen, aber die Förderschulen erfüllen ihre wichtige Aufgabe, da wo eine individuelle Förderung und Betreuung nötig ist", führte Bettgenhäuser aus. Das Lernen in kleinen Gruppen, in überschaubaren Einheiten mit dem Bezug zur Lehrkraft sei unverzichtbar. Schule sei auch wichtig für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, die sich nicht in den allgemeinen Standards und Anforderungen der Regelschulen widerspiegeln.
In der Regel treffen Eltern die Entscheidung, welche Schulform ihr Kind besucht. Nun hat in vielen Köpfen, auch der Eltern, der Begriff "Sonderschule" noch immer ein zum Teil negativ besetztes Bild. Die Förderschulen haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt und bieten mit den unterschiedlichen Schwerpunkten die optimale Förderung für Kinder mit den unterschiedlichen Beeinträchtigungen.
Die Wilhelm-Busch-Schule in Wissen hat angesichts der dramatischen Veränderungen die politischen Mandatsträger zum Gespräch eingeladen und informiert. Es sei aber auch wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren, finden Eltern, Lehrer und Schulleiter. Denn die Wilhelm-Busch-Schule, derzeit mit rund 70 Schülern für weite Teile des Landkreises zuständig, dürfe nicht untergehen oder ausgeblutet werden. Im Interesse der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf sei sie unverzichtbar.
Am Abschlussfest nahmen auch mehr durch Zufall Hanna Messerschmidt und Dennis Veid teil. Beide sind ehemalige Schüler und hatten vom Fest erfahren. Dennis Veid (30) ist Berufskraftfahrer geworden und heute als Ausbilder für den Nachwuchs tätig. "Ich komme gerne in diese Schule zurück, hier wurde der richtige Grundstein für mein Leben gelegt", ist sich Veid sicher. "Es war die beste Entscheidung meiner Eltern, die sie je für mich getroffen haben, mich hier auf diese Schule zu schicken", sagte Hanna Messerschmidt, 27 Jahre alt. Die selbstbewusste junge Frau arbeitet als Zimmermädchen im Maritim Hotel Königswinter und führt ein selbstbestimmtes Leben. "Ich war vorher auf einer Waldorf-Schule, erst hier begann für mich das Lernen, auf das ich später aufbauen konnte", meinte die junge Frau nachdenklich. Die Freude über das Wiedersehen mit ehemaligen Lehrern, wie etwa Claus Hennig oder Cornelia Gabriel und vielen weiteren Lehrkräften zeigte sich deutlich.
Mit dem Rückbau der Förderschulen, die speziell auf Kinder und Jugendliche eingehen können, ist auch ein Arbeitsplatzabbau der Lehrkräfte verbunden. Aber es werde auch eine Verschlechterung für die Jugendlichen geben, denn ihre Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt werden sich verschlechtern, so die Prognose der Eltern und des Lehrkörpers der Wilhelm-Busch-Schule. (hw)


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