Werbung

Nachricht vom 23.10.2022    

Altenkirchens Glasfaserausbau: Telekom nutzt Stellung als Monopolist gnadenlos aus

Die Verbindung mit dem weltweiten Netz ist inzwischen von unabdingbarer Bedeutung. Je schneller desto besser, ist die Maßgabe. Nach und nach lassen sich die Kommunen im AK-Land aufrüsten. Die Stadt Altenkirchen wird derzeit mit Glasfaserleitungen, die zunächst einmal gigabitfähige Anschlüsse gewährleisten, komplett durchzogen.

Überall in Altenkirchen sind die Glasfaserkabel an ihrer orangenen Farbe zu erkennen. (Foto: vh)

Altenkirchen. Da war die Freude groß vor über einem Jahr, als Ende September 2021 Abgesandte der Deutschen Telekom aus Frankfurt in einer Sitzung des Hauptausschusses der Stadt darlegten, dass der magentafarbene Riese den eigenwirtschaftlichen Ausbau Altenkirchens mit im Download gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen (bis zu 1000 Mbit/s = 1 Gbit/s) bis in fast alle Ecken und dazu noch kostenlos sich als Projekt auf die Fahnen geschrieben hatte. Der Endkunde sei sogar frei in der Wahl des Anbieters, müsse also nicht unbedingt auf die Telekom setzen, hatte Winfried Moser, damaliger Regio-Manager Infrastrukturvertrieb Mitte, den Mitgliedern des Gremiums erklärt, während Mosers Kollegin Annette Neubauer zuhörte und nicht widersprach. Nun, ein gutes Jahr später stellt sich die Situation ein wenig anders dar. Nachdem im November 2021 die Modalitäten zwischen Stadt und Telekom in einer Absichtserklärung festgezurrt worden waren, wurde sie erneuert, da die frisch gegründete GlasfaserPlus als Tochter der Telekom die Willensbekundung für das Infrastrukturupdate übernommen hatte - ergänzt um weitere fünf Ortsgemeinden, die ebenfalls in den Genuss eines höherwertigen Leitungsnetzes kommen sollen (Michelbach, Schöneberg, Weyerbusch, Flammersfeld und Horhausen).

Versteckte einjährige Option
Inzwischen hat der Ausbau, der grundsätzlich als gut für Altenkirchen zu bewerten ist, begonnen. Die orangefarbenen Kabel wurden und werden ins Erdreich eingelassen, ragen Anfang- und Endstücke an vielen Stellen aus Baugruben heraus gen Himmel, ziehen Telekom-Beauftragte durch die Straßen, um Kunden für eine zweijährige Bindung zu gewinnen, obwohl die Homepage der Telekom auch als allerletzte Möglichkeit und ganz „versteckt“ eine einjährige Option offeriert. Genau an diesem Punkt aber sollte eine gewisse Hellhörigkeit einsetzen. War da nicht von Anbieterfreiheit einmal die Rede? „Die GlasfaserPlus baut und betreibt das Netz und stellt dies diskriminierungsfrei allen interessierten Anbietern zur Verfügung. Diese Partner übernehmen die Bereitstellung der Endkundenprodukte wie Internet, Telefon oder TV. Dies ist Kern des Geschäftsmodells der GlasfaserPlus, wir setzen auf die Kunden unserer Partner und haben keine ,eigenen‘ Endkunden“, verdeutlicht Jens Berwig, Chief Commercial Officer (Leitung und Koordinierung der Produktentwicklung, des Marketings und Kundendienstes) der GlasfaserPlus, auf Anfrage des AK-Kuriers und ergänzt: „Aktuell bestehen entsprechende Vereinbarungen mit der Deutschen Telekom und der Plusnet aus der EnBW Gruppe. Wir sind in Gesprächen mit weiteren Partnern – sowohl mit den großen, bundesweiten Anbietern wie 1&1, Vodafone und Telefonica als auch mit kleineren, lokalen Anbietern.“ Damit der Kunde entsprechende Tarife buchen könne, sei eine kommerzielle Vereinbarung mit dem Partnerunternehmen, eine technische Zusammenschaltung und eine Koordination der Vermarktung für die Endkundenprodukte erforderlich. „Die GlasfaserPlus wurde erst im ersten Quartal 2022 gegründet, und daher sind in Altenkirchen aktuell nur die attraktiven Tarife der Deutschen Telekom buchbar. In jedem Fall profitieren die Bürger aber zukünftig von Produktinnovationen und sind nicht an einen Anbieter gebunden“, ergänzt Berwig. Plusnet ist ein Unternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG mit Sitz in Karlsruhe und versteht sich in erster Linie als Partner in Sachen Telekommunikation für Mittelstand, Großkunden und Kommunen.

Später einmal 800 Euro
Von sofort an kann, so Berwig, jeder interessierte Bürger einen Glasfasertarif buchen. Diese Buchung löse einen Prozess aus, in dem die erforderliche Zustimmung des Grundstückseigentümers für die Bauarbeiten auf Privatgrund und den Anschluss des Hauses an das FTTH-Netz (Fibre to the home) eingeholt und der Hausanschluss dann gebaut werde. Der Anschluss des Hauses sei bei Buchung eines Tarifes bis zum Ende der Bauzeit kostenlos (Anm. der Redaktion: Die nachträgliche Installation kostet knapp 800 Euro). „Darüber hinaus besteht die Möglichkeit für Eigentümer von Mehrfamilienhäusern mit drei oder mehr Wohneinheiten, einen kostenlosen Hausanschluss unter Telefon 0800/3302090 zu buchen. Damit ermöglichen wir Hauseigentümern, ihre Immobilie unabhängig von der Entscheidung der Mieter zukunftsfähig zu machen“, wirbt Berwig. GlasfaserPlus baut in Altenkirchen ein modernes Glasfasernetz bis ins Haus (FTTH). Laut Berwigs Angaben erhalten circa 4250 Haushalte jeweils ein Upgrade, und es werde somit über 8000 Bürgern ermöglicht, jeweils einen Anschluss an ein zuverlässiges gigabitfähiges Netz mit Bandbreiten von aktuell bis zu einem Gbit/s – zukünftig sind auch höhere Geschwindigkeiten möglich – zu betreiben. „Dafür sind rund 56 Kilometer Tiefbau erforderlich. Die GlasfaserPlus baut ohne sogenannte Vorvermarktungsquoten, d.h. wir machen den Ausbau nicht von weiteren Bedingungen abhängig und gehen somit mit einer Investition von über zehn Millionen Euro ins Risiko. Dabei muss die Gemeinde keine Eigenbeteiligung aufbringen“, betont Berwig.



Derzeit kein Wettbewerb
Ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt: Der Wettbewerb und damit die von Moser vor über einem Jahr propagierte Anbieterfreiheit bleiben (noch) auf der Strecke. Auf Anfrage des AK-Kuriers möchte er sich zu seinen in Altenkirchen getätigten Versprechungen nicht mehr äußern. Er sei inzwischen Rentner und habe von damals alles vergessen, ließ er verlauten. Die Frage, warum die Telekom aktuell in Sachen Vermarktung so aktiv ist, lässt sich für einen Außenstehenden nur per Vermutung beantworten. Ob es irgendetwas mit dem „Heimvorteil“ zu tun hat? Bekanntlich fängt der frühe Vogel nämlich den Wurm, denn die Aufwendung muss sich natürlich unter dem Konzerndach „refinanzieren“. Wenn nicht jetzt ohne Konkurrenz, dann später mit Widersachern? Wohl eher nicht … In die Röhre schaut parallel derjenige, der pro forma einen gigabitfähigen Anschluss (ohne sich zunächst auf den einzigen Provider festzulegen), also auf Stand-by-Basis, in sein Haus gezogen bekommen möchte, da diese Variante derzeit im Haustürgeschäft nicht angeboten wird. Und derjenige, der zunächst einmal Abstand von einer Partnerschaft mit GlasfaserPlus und Telekom als auch von einer späteren 800-Euro-Eigeninvestition nimmt, wird gewiss nicht irgendwann einmal beim „Graue-Flecken-Programm“ des Kreises (mit Zuschüssen von Bund und Land) zum Zug kommen. Der dürfte nämlich dann mit der jetzigen Absage abgefahren sein. So scheinen weitere Informationsmöglichkeiten dringend vonnöten. Das Glasfaser-Infomobil der Telekom macht Station auf dem Schlossplatz von Mittwoch, 2. November, bis Samstag, 12. November (dienstags bis freitags 10 bis 18, samstags 10 bis 14 Uhr). Auch im Telekom-Shop in der Bahnhofstraße 6 und beim Telekom-Partner Klein Multimedia im Dammweg 4 (beide in Altenkirchen) gibt es Erläuterungen, die sich jedoch einzig und allein auf Telekom-Produkte beziehen. Womöglich werden weitere Info-Veranstaltungen auf Initiative kommunaler Akteure angeboten.

Unternehmen haben nichts miteinander zu tun
GlasfaserPlus (laut eigener Homepage): „GlasfaserPlus ist nicht nur unser Name, sondern auch unsere Mission: Wir digitalisieren den ländlichen Raum in Deutschland mit schnellem und zuverlässigem Internet durch ein großes Plus von Glasfaseranschlüssen! Durch den zusätzlichen FTTH-Ausbau trägt die GlasfaserPlus dazu bei, Menschen zusammenzubringen, wirtschaftliche Innovationen voranzutreiben und die Unterschiede der Digitalisierung zwischen Stadt und Land zu reduzieren. Die GlasfaserPlus ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und des IFM Global Infrastructure Fund. Die Telekom ist der große Errichter von Glasfasernetzen in Deutschland. IFM ist Experte für Infrastrukturprojekte weltweit. Das Joint Venture bündelt die Stärken dieser beiden Partner in der GlasfaserPlus, sodass noch schneller und noch mehr Glasfasernetze entstehen.“
Deutsche Glasfaser (laut eigener Homepage): „Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser ist in Deutschland der führende Glasfaserversorger für den ländlichen und suburbanen Raum. Als Pionier und Schrittmacher der Branche plant, baut und betreibt Deutsche Glasfaser anbieteroffene Glasfaseranschlüsse für Privathaushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Deutsche Glasfaser strebt als Digital-Versorger der Regionen den flächendeckenden Glasfaserausbau an und trägt damit maßgeblich zum digitalen Fortschritt Deutschlands bei. Mit innovativen Planungs- und Bauverfahren ist Deutsche Glasfaser der Technologieführer für einen schnellen und kosteneffizienten FTTH-Ausbau. Die Unternehmensgruppe zählt zu den finanzstärksten Anbietern im deutschen Markt und verfügt mit zwei erfahrenen Glasfaserinvestoren über ein privatwirtschaftliches Investitionsvolumen von sieben Milliarden Euro.“ (vh)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Diebstähle und Platzverweis in der Region Betzdorf: Polizei sucht Zeugen

Betzdorf. Am 18. April zwischen 20.05 Uhr und 20.30 Uhr wurde in der Siegstraße in Kirchen ein Hinterrad eines E-Bikes gestohlen. ...

Nächtlicher Vandalismus in Fürthen: Unbekannter Täter beschädigt zwei Volkswagen

Führten. Gegen 0.30 Uhr am Donnerstag (18. April) wurde der friedliche Schlaf der Anwohner in Fürthen, Rosenstraße jäh unterbrochen. ...

2. Aktualisierung: Umgestürzter Baum auf Schienen - Züge können eingleisig wieder fahren

Region. Aktuelle berichtet die Deutsche Bahn, dass die Streckensperrung zwischen Herchen und Au (Sieg) aufgehoben wurde. ...

Kreuzerhöhungskirche Wissen sucht nach Brandkatastrophe Orgelpaten

Wissen. Der Gesamtschaden der durch die Brandstiftung verursachten Brandschäden beläuft sich auf über zwei Millionen Euro. ...

Westerwaldwetter: Regen, Schnee und Sonne – am Wochenende ist alles dabei

Region. Das kommende Wochenende (20. und 21. April) hat von allem etwas. Nur die frühlingshaften Temperaturen wollen sich ...

Umgestürzter Baum Höhe Reiferscheid - Behinderungen auf der Bundesstraße (B 256)

Reiferscheid. Durch den Einsatz kam es auf der Bundesstraße zu erheblichen Behinderungen im Feierabendverkehr. Auch ein Linienbus ...

Weitere Artikel


Letztes Oktoberfest der Saison in Oberwambach – Muli freute sich über ein volles „Haus“

Oberwambach. Die Oktoberfestsaison in Oberwambach ist abgeschlossen. Am Samstag (22. Oktober) war das Festzelt bei #mulidaheim ...

Scheibe eingeworfen: Sachbeschädigung am Bahnhof Wissen

Wissen. Dem Schadensbild folgend muss der Gegenstand von der Rathausstraße Höhe Hausnummer 33 aus auf die Scheibe geworfen ...

CDU Friesenhagen besuchte Firma Alho-Systembau

Friesenhagen. „Es ist wirklich toll zu sehen, wie dieses Familienunternehmen aufgestellt ist“, zeigte sich Vorsitzender Matthias ...

Obmann der Kreisärzteschaft AK: "Am Ende des Tages geht es um die Patienten!"

Kreis Altenkirchen. Primäre Themen des Austauschs waren die Ärztliche Notfallversorgung im Landkreis Altenkirchen, die zukünftige ...

Menschen in Armut helfen: Netzwerk Ehrenamt im Kreis Altenkirchen informiert

Kreis Altenkirchen. Dabei dreht sich alles um die Frage: Wie kann man armen Menschen, gerade Familien, helfen? Welche Ansprechpartner ...

"Rückzahlung von Energiekosten"? Polizei warnt vor neuer Betrugsmasche

Koblenz. Konkret wurde hier ein geringer
dreistelliger Betrag in Aussicht gestellt. Wenn man auf den hierfür hinterlegten ...

Werbung