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Nachricht vom 03.11.2022    

Endspurt Glasfaser: Bürger entscheiden noch bis 3. Dezember über digitale Zukunft

Von Katharina Behner

Der technologische Fortschritt in den privaten Haushalten hält Einzug und wird die Wirklichkeit auch im Kreis Altenkirchen fundamental verändern. Jetzt geht es darum, ob die Region den Anschluss hält oder auf Jahre "abgehangen" wird. Damit das nicht passiert, braucht es eine Glasfaserleitung in jedes Haus. Da sind sich die knapp 20 Bürgermeister einig.

Endspurt Glasfaser: Kommunalpolitiker und Wirtschaftsförderer informierten nochmals zum Thema Glasfaserausbau im Wissener Walzwerk. (Foto: KathaBe)

Wissen/Region. Homeoffice, Homeschooling, Streamingdienste, Heizungswartung, Elektrogeräte und vor allem auch die medizinische Versorgung zwischen Arzt, Patient oder größeren Kliniken - dafür braucht man Glasfaser. Und so waren sich die Bürgermeister einig: Was bisher reicht, wird ab 2025 nicht mehr reichen. Denn die Kupferleitungen, die an jedes Haus gehen, werden das nicht mehr schaffen. Werbeversprechen von Telekommunikationsanbietern helfen dann auch nicht weiter und der Kreis Altenkirchen würde hinterherlaufen und unattraktiv werden. Aber die Region hat es selbst in der Hand: Wer von diesen Entwicklungen selbst nicht abgehangen werden will, sollte sich heute entscheiden. So das Motto der Bürgermeister der Verbandsgemeinden und Ortsbürgermeister, die Kooperationsverträge mit der Deutschen Glasfaser geschlossen haben. Sie trafen sich zu einem gemeinsamen Pressegespräch zum Thema Glasfaserausbau der Deutschen Glasfaser am Dienstag (2. November) im Wissener Walzwerk.

Es geht in den Endspurt in Sachen Glasfaserausbau: Noch rund vier Wochen verbleiben bis zum 3. Dezember - dem Tag, an dem die Vertrags-Abschlussquote für Glasfaseranschlüsse in den kooperierenden Ortsgemeinden und Städten im Landkreis Altenkirchen bei 33 Prozent liegen muss, damit der Glasfaserausbau durch die Deutsche Glasfaser stattfinden wird.

Dass dies den teilnehmenden Bürgermeistern und Ortsbürgermeistern samt Wirtschaftsförderern am Herzen liegt, wurde deutlich: Wenn Bürger sowie Unternehmen es nicht schaffen, die 33 Prozent-Hürde mit ihren Vertragsabschlüssen zu überspringen, ist dadurch auch der geplante und geförderte Glasfaserausbau für die Kommunen gefährdet, die nicht eigenwirtschaftlich ausgebaut werden können. Wirtschaftsförderer Tim Kraft (VG Kirchen/Sieg) wie auch VG-Bürgermeister Dietmar Henrich (VG Hamm) stellten fest, dass der Druck zur Schaffung größerer Bandbreiten vor zehn Jahren ebenfalls groß war und sich die Entwicklung jetzt wiederhole. „Wir haben jetzt die einmalige Chance, der Erhöhung der Bandbreiten nicht mehr hinterherzulaufen“, so Kraft und Henrich.

Hier auf den Staat zu vertrauen und auf einen „Doppel-Wumms“ zu hoffen, hält Gastgeber und Wissens Bürgermeister Berno Neuhoff genauso wie seine Amtskollegen angesichts insgesamt angespannter Lagen für eher „schwierig“. Scheitere dieses Projekt, könne dies zur Folge haben, dass es am Ende über hohe Grund- und Gewerbesteuern finanziert werden müsse oder es keinen Glasfaserausbau gebe, sagte Neuhoff. Das liegt nicht in unserem Interesse als Kommunen.

Warum wird Glasfaser wichtig sein? - Was hindert am Vertragsabschluss?
Wie Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung im Kreis Altenkirchen, mitteilt, liegt die derzeitige Vertragsabschlussquote über alle Orte und Städte derzeit bei durchschnittlich rund 22 Prozent. Zur Interessenbekundung (durchschnittlich 38 Prozent) zeigt sich damit eine gewaltige Lücke. Woran das liegt, macht zum einen Birken-Honigsessens Ortsbürgermeister Hubert Wagner deutlich: „Mir reicht das schon“ höre er oftmals als Killerargument hinsichtlich der Geschwindigkeiten, die das Internet aktuell biete. Doch Wagner betont gestützt an statistische Entwicklungen „Es reicht eben nicht“ - wenngleich sich Bandbreitengeschwindigkeiten in den letzten Jahren verbessert haben.

Doch spricht man über den Bandbreitenbedarf, zeigen die Zahlen in diesem dynamischen Prozess deutlich: Geht die Entwicklung so weiter wie zuvor (Bedarfssteigerung jährlich um 50 Prozent seit 1982), werden die notwendigen Geschwindigkeiten nur mit Glasfaser zu erreichen sein. So gilt Wagners Appell hier gerade den Nachkommen der „Generation - Mir reicht das schon“. Die bittet er, in Gespräche zu gehen, da „wir uns sonst abhängen“. Und mit Abhängen sind gleich mehrere Aspekte gemeint. Dabei liegen die Punkte im alltäglichen Bereich eines jeden Nutzers. So sagte Ortsbürgermeister Joachim Greb (Steinebach), dass Glasfaser bis ans Haus so wichtig sei wie ein Wasseranschluss. Lars Kober ergänzte, dass der Hausanschluss aus Kupfer zwar momentan funktioniere, aber ab 2025 nicht mehr ausreiche. Dies gelte nicht nur für Homeoffice und Homeschooling. Ortsbürgermeister Hubert Becher (Katzwinkel) ergänzte dies für den Bereich Medizintechnik und ärztliche Versorgung bei Austausch von Befunden und Aufklärungsgesprächen vor Operationen in großen Kliniken. Dies gehe auch jetzt schon teilweise digital und wird die Zukunft sein.



Aber auch für die meisten Unternehmen sind heute schnelle und stabile Internetverbindungen unabdingbar. Dabei sind die Grenzen hier teils schon jetzt erreicht. Für ein Mithalten mit „urbanen“ Gebieten wie Köln, Bonn, Frankfurt und weiteren großen Städten halten alle Teilnehmer Glasfaser für unverzichtbar. Lars Kober zeigte hier auf: „Es ist in diesem Fall so einfach, die Attraktivität der Region mit der digitalen Infrastruktur zu steigern“. Dies bringe einen enormen Nutzen für eine zukunftsfähige Region. „Nicht zuletzt hinsichtlich der Immobilienwerte - Glasfaser steigere bzw. halte den Wert einer Immobilie“, fügte auch Daniela De Nichilo, Ortsbürgermeisterin von Fensdorf an.

Viele Fragen bestehen auch beim Wechsel des Anbieters. Doch hier ist klar geregelt: Der Vertrag mit der Deutschen Glasfaser läuft mit zweijähriger Vertragsbindung und kommt erst zustande, wenn ausgebaut ist. Dabei belaufen sich die Kosten in den ersten zwölf Monaten auf rund 25 Euro, ab dem 13. Monat fallen Kosten, je nach Variante, zwischen rund 45 und 90 Euro an. Nach zwei Jahren besteht allerdings auch die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln.

Ein weiterer Grund für Unsicherheit in der Bevölkerung seien schlechte Bewertungen auf Internet-Plattformen. Doch schaue man sich einmal auch die Bewertungen anderer Anbieter an, fallen so gut wie alle negativ aus. Es sei wichtig, genau zu gucken, was dahinter stecke, meinte De Nichilo. Dem schloss sich auch Kober an, der sich sicher ist: Bei all solchen großen Projekten könne es allein baulich zu Herausforderungen kommen, was aber keine Besonderheit, sondern eher in der Natur der Sache begründet läge.

Für Irritation sorgen derzeit wohl auch Anrufe anderer Telekommunikationsunternehmen mit dem Angebot einer Bandbreitenerhöhung bei Bestandsverträgen. Das verwirre, denn letztendlich habe dies nichts mit Glasfaser zu tun. Bei einem solchen Angebot laufe nach wie vor alles über Kupferverbindungen ab, die allerdings nichts mit einer vergleichbaren Leistung von Glasfaser zu tun haben, erläuterten die Teilnehmer.

Ein weiteres Rätsel um die Lücke zwischen Interessenbekundungen und Vertragsabschlüssen scheine nach wie vor in der fehlenden oder falschen Information zu liegen, erläutert Jürgen Giehl, Ortsbürgermeister aus Gebhardshain. Entsprechend wurde nochmals auf verschiedene Anlaufstellen in den jeweiligen Orten und Städten hingewiesen. Informationen sind zudem auf der Internetseite der Deutschen Glasfaser glasfaser-ak.de zu finden.

Ein abschließender Appell aller Teilnehmer richtet sich an die Bürger sowie die Unternehmen: „Wir sind auch mal mit ISDN-Geschwindigkeiten zurechtgekommen und konnten auch einmal ohne Strom leben. Weitblick ist hier von den Bürgern und der Wirtschaft gefordert. Sie haben es in der Hand, nicht wir Bürgermeister. Wir können nur informieren und mögliche Zukunftsszenarien aufzeigen“. (KathaBe)


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