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Nachricht vom 14.11.2022    

Rapper Ben Salomo klärt Schüler über Antisemitismus auf

Von Jennifer Patt

Antisemitismus ist noch immer ein prekäres Thema, somit auch die Arbeit gegen Antisemitismus stets aktuell. Im Rahmen der Antisemitismusaufklärung an der Bertha-von-Suttner-Realschule plus in Betzdorf gab der Rapper Ben Salomo den Schülern Einblick in die deutsche Rap-Szene, diese zeige immer wieder antisemitische Tendenzen auf, gegen die der Rapper seit Jahren ankämpft.

Rapper Ben Salomo zu Gast in Betzdorf
(Foto: Jenny Patt)

Betzdorf. 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es nur noch wenige Überlebende, die als Zeitzeugen die Erinnerung an die NS-Verbrechen in den Konzentrationslagern wachhalten können. Das Thema Antisemitismus ist aber aktueller denn je, es kommt immer wieder zu Beleidigungen und Bedrohungen, Übergriffen und alten Vorurteilen gegenüber Juden. Aus diesem Grund initiierte die "Bertha-von-Suttner-Realschule plus" in Betzdorf eine Aufklärungsreihe zum Thema Antisemitismus. Mit Hilfe der Friedrich Naumann Stiftung konnte die Schule zwei Experten für sich gewinnen: Den Pädagogen und Bundesverdienstkreuzträger Burak Yilmiz (dieser wird am 2. Dezember zu Gast sein) und den jüdischen Rapper Ben Salomo. Begleitet wird das Projekt parallel in den Fächern Musik und Gesellschaftslehre. "Unsere Schüler sind ein Spiegel der Gesellschaft und erleben Antisemitismus in den Medien und sogar in der Musik, zum Beispiel im Rap, den viele Jugendliche zurzeit hören. Deshalb sind wir, die Bertha-von-Suttner-Realschule plus sehr froh, dass es uns gelungen ist, den jüdischen Rapper Ben Salomo an unsere Schule zu holen." so die Konrektorin Cornelia Theis.

Die Schüler der Klassen acht, neun und zehn der Realschule plus Betzdorf und der IGS in Betzdorf-Kirchen nahmen aufmerksam am Vortrag des Rappers teil. Musiklehrerin Anne Mockenhaupt hatte den Rapper engagiert. 160 Schüler in zwei Gruppen füllten die Aula der Bertha-von-Suttner-Realschule auf dem Bühl. "Ich möchte euch zeigen, was hinter den Kulissen der Rap Szene abgeht" so Salomo. Mit pädagogischen Geschick und lebendiger Erzählweise band er die Jugendlichen in seinen Vortrag ein. Er ging auf jede einzelne Frage der Schüler ein und prüfte ihr Wissen rund um das Thema Antisemitismus und Rassismus. Er stellte den Schülern sein Geburtsland Israel anhand von Daten und Bildern vor. Er wollte mit einseitigen Informationen über den Staat Israel aufräumen. Salomo berichtete von seinem Lebensweg und wie er zum "rappen" gekommen ist: "Ich habe bereits in der Grundschule angefangen zu reimen und später schwere emotionale Zustände mit der Musik verarbeitet." Als Jude wurde er oft in der Schulzeit diskriminiert, was ihn nachhaltig geprägt habe. Er griff gemeinsam mit den Schülern gängige Gerüchte und Verschwörungstheorien über Juden auf, die momentan wieder Hochkonjunktur haben. Er nahm einige Thesen als Exempel und entlarvte sie mit Fakten als Falschmeldungen. "Unterbewusst haben wir alle schon einmal Kontakt mit Antisemitismus gehabt" so der Rapper. Er bezog sich auf den Philosophen Theodor W. Adorno "Antisemitismus ist bereits das Gerücht über Juden."



Salomo machte mit den Schülern eine historische Exkursion und erläuterte anhand von politisch/historischen Beispielen die Kausalität zwischen dem heutigen und dem frühen Antisemitismus.
Besonders in der Rap Szene sei er sehr stark mit Antisemitismus konfrontiert worden. "Ich habe Morddrohungen erhalten, weil ich über Antisemitismus und Islamismus aufkläre und stehe unter Polizeischutz." Für den Erfolg würden sich viele Rapper auf "schlechte Leute" einlassen. Salomo zitierte den investigativen Journalisten Jan A. Karon, der herausfinden konnte, "dass hinter jedem Gangster-Rapper eine kriminelle Syndikate steckt." Das Management sei oft kriminell und durch das Hören dieser Musik, unterstütze man diese Strukturen.
Trotz all dieser Erfahrungen ist Rap immer noch das Leben von Ben Salomo. Am Schluss des Vortrags richtete er deutliche Worte an die Schüler. "Ihr habt die Aufgabe die Rap-Szene zu verändern."

Ben Salomo (bürgerlich Jonathan Kalmanovich) wurde 1977 in Rechovot (Israel) geboren und zog im Alter von vier Jahren mit seiner Familie nach Berlin, wo er noch immer wohnhaft ist. Er ist vor allem durch seine Sendung "Rap am Mittwoch" bekannt geworden, an denen heutige Rap Größen wie beispielsweise Kool Savas, Sido, Tony D oder Sera Finale teilnahmen. Diese Sendung gab Ben Salomo 2018 wegen der zunehmenden antisemitischen Tendenzen im Deutschrap auf. Er engagiert sich gegen Rassismus und Antisemitismus, welches er beides in der Rap Szene erfahren hat. Er propagiert eine eigene Kreation des Rap, ein Rap des "Friedens, Toleranz und der Solidarität."
(Jennifer Patt)


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