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Nachricht vom 24.01.2023    

Abriss in Betzdorf: Das Synchronspiel der Bagger am ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk

Mauern brechen wie ein Kartenhaus ein, Stahlträger knicken wie Strohhalm: Die Abbrucharbeiten am früheren Eisenbahnausbesserungswerk (EAW) in Betzdorf haben schon große Löcher hinterlassen. In der Innenstadt wird Platz für Neues geschaffen - nämlich für das Großprojekt "neues Quartier".

Ordentlich Platz haben die Bagger und die Mitarbeiter des Unternehmens Schneider schon geschaffen. (Fotos: tt)

Betzdorf. Berge von Steinschutt, Metall, Holz und Kunststoff türmen sich auf, wenn Polier Herbert Schulz, sein Bruder Wolfgang Schulz und die weiteren Mitarbeiter des Unternehmens Schneider ihr Tagwerk vollbracht haben. Seit etwas mehr als einer Woche ist das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk (EAW) in Betzdorf ihr Arbeitsplatz. Die Mitarbeiter der Firma aus Grünstadt in der Pfalz verändern nachhaltig das seit Jahrzehnten gewohnte Ortsbild zwischen dem Bahnhof und der Moltkestraße.

Großes ist mit dem ehemaligen EAW und dem Umfeld geplant. Wie der AK-Kurier berichtete, sollen ein Gesundheits- und Pflegezentrum, ein Dienstleistungszentrum, Wohnraum und Parkraum entstehen. Für den ersten Bauabschnitt, in dem das Gesundheits- und Pflegezentrum entstehen wird, muss nun Platz geschaffen werden. Dafür müssen die ehemaligen Schäfer-Hallen und ein mehrstöckiges Gebäude weichen. Und das ist seit gut einer Woche die Aufgabe von Polier Herbert Schulz und seinem Team. Die Arbeiter haben schon viel geleistet.

Bagger packt sich einen Acht-Tonnen-Stahlkoloss
Wolfgang Schulz, der in einem 25,5-Tonnen-Bagger sitzt, bedient aus der Kabine heraus mit viel Fingerspitzengefühl eine Greiferzange. Was das Werkzeug sich einmal gepackt hat, das bleibt auch nicht mehr lange an seiner angestammten Stelle. Wolfgang Schulz hat gerade die Einfahrt einer Halle eingerissen und in ihre Bestandteile sortiert, vom Stahl über Stein bis hin zu Kabel.

Nun schnappt der Greifer sich den Kran, der die Halle quer überspannt. Jahrzehnte hat der Kran in der Halle seinen Dienst getan und stand die letzten Jahre still. "Der Kran wiegt acht Tonnen", erläutert Wolfgangs Bruder Herbert Schulz. Der Bagger hat ordentlich an dem Brocken zu tun. Dann ist aber auch das Schicksal des Stahlkoloss besiegelt. Acht Tonnen Stahl liegen auf der Betonbodenplatte des Areals und warten auf ihren Abtransport zu Verschrottung.

Gleich daneben türmen sich Stahlträger, Zinkblech von den Dächern, Rohre und ein Rolltor aus Aluminium auf. Holzbalken und Kunststoff hat Wolfgang Schulz ebenso aus dem Schutt herausgefischt. Alles, was über viele Jahrzehnte zusammengefügt war und das Ortsbild unterhalb der Moltkestraße prägte, wird nun zurückgebaut und in seine unterschiedlichen Materialien sortiert. Das Stichwort ist Recycling.

Schrottschere kneift mit 80 Tonnen Druck zu
Polier Herbert Schulz ist mit einem 22,5-Tonnen-Bagger beim Abbruch tätig. Auch er hat ein wuchtiges Werkzeug an seinem Baufahrzeug: eine Schrottschere. Mit dem Spezialwerkzeug schneidet er Träger mühelos durch. "Die Schrottschere kann bis zu 80 Tonnen Druck ausüben", erklärt der Polier. Er schneidet die Träger an der Halle los, die sich dann sein Bruder mit der Greifzange packt und zurückbaut.

Die Schrottschere trennt anschließend die Stahlträger in mehr oder weniger handliche Stücke - zumindest wenn sie von einem Bagger bewegt werden - für den Abtransport. Was gerade noch an seinem angestammten Platz war und nun auf dem Betonfundament liegt, wird gleich akribisch sortiert. Polier Schulz erklärt auch, warum das so gemacht und nicht erst alles eingerissen wird.



Einst schliefen hier die Lokführer
Bei Entkernung wie auch beim Abbruch eines Gebäudes müsse man sorgfältig arbeiten. "Wenn man das nicht tut, dann tut man sich selbst weh", sagt der Polier. Denn früher oder später muss der Bauschutt ja ohnehin sortiert werden. Wenn das sofort gemacht wird, wenn es anfällt, spart das hinten raus eine Menge Mehrarbeit.

Am Montag (23. Januar) knabberten sich die Bagger zunächst durch einen Teil der Halle, die direkt parallel zur Moltkestraße liegt und an das gelbe, mehrgeschossige Gebäude angrenzt. Als die Eisenbahnerstadt Betzdorf buchstäblich unter Dampf stand, haben in diesem Gebäude auch die Lokführer geschlafen. Das Haus war in der Vorwoche entkernt worden - und steht nun auch auf dem Abrissplan.

Eine Rampe aus Bauschutt für den Abrissbagger
Wolfgang Schulz hat sich bereits eine Rampe aus Bauschutt gebaut. Von dieser Erhöhung aus kommt er mit dem Greifer seines Baggers bis hoch ans Dach. So ist es auch nur noch eine Frage von Zeit, bis auch dieses Gebäude dem Erdboden gleichgemacht ist.

Bei der gleich angrenzenden Halle, die parallel zur Moltkestraße gebaut ist, ist auf der Holzkonstruktion des Daches Dachpappe aufgebracht. Holz und Pappe werden nicht in einem runtergenommen. Wolfgang Schulz und Herbert Schulz trennen beides mit ihrem Greifer, um Dachpappe und Holz gleich an getrennten Stellen aufzuschichten. Die letzten Reste an Dachpappe nehmen die Mitarbeiter von Hand ab. Parallel sind Mitarbeiter der Firma Schneider aus Grünstadt damit beschäftigt, von einer Halle, die zu den Gleisen hin steht, Eternitplatten abzunehmen. Hier ist es nicht möglich, mit einem Bagger zu arbeiten. "Das ist Handarbeit von der Hebebühne aus", berichtet Polier Schulz.

Täglich von morgens 6 Uhr bis zum späten Nachmittag gegen 17.30 Uhr sind die Bauarbeiter auf der Baustelle im Einsatz. In der kurzen Zeit haben sie bereits gut vorgelegt und viel Freifläche geschaffen. Schließlich werden alle Hallen im vorderen Bereich fallen, und zwar bis zu der grün verkleideten Halle, die Nummer 10. "Bis zu deren Stützen werden wir uns vorarbeiten", sagt der Polier.

Dann ist Platz geschaffen, um das Gesundheits- und Pflegezentrum zu errichten. Alles, was dahinter steht, also die historischen Hallen, bleibt erhalten. Die grüne Halle selbst wiederum soll eine Zufahrt zum Parkraum werden. So hatte es beim Beginn der Abrissarbeiten bei einem Ortstermin Peter Merz, einer der beiden Investoren, im Beisein von Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer und Michael Becher, Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Betzdorf/Gebhardshain, geschildert. Dabei war noch einmal kurz skizziert worden, was bei dem Großprojekt "neues Quartier" in Betzdorf entstehen wird.

Apropos Quartier: Das benötigen auch die Mitarbeiter des Pfälzer Unternehmens. Ihre Unterkunft liegt in unmittelbarer Nähe zu ihrem Arbeitsplatz, und zwar an der Moltkestraße in der Gaststätte "Gässchen". Das hatten die Investoren auch erworben - und hier sind nun die Arbeiter untergebracht. Das sind extrem kurze Weg zur Arbeitsstelle und zurück, auch bei der Mittagspause. "Von der Unterkunft her ist das hier auch optimal", sagt Polier Herbert Schulz. (tt)


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