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Nachricht vom 26.01.2023    

Altenkirchens Landrat: Antwort der EKD zu Flüchtlingswohnraum völlig inakzeptabel

Gut Ding will Weile haben: Nach rund drei Monaten hat die Evangelische Kirche in Deutschland auf eine Anfrage von Landrat Dr. Peter Enders geantwortet, der geklärt haben wollte, ob die Räumlichkeiten der Akademie für Land und Jugend in Altenkirchen für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen genutzt werden können.

Nicht öffnen wird sich der Haupteingang der evangelischen Akademie für Land und Jugend im Altenkirchener Dieperzbergweg für Flüchtlinge aus der Ukraine, die eine geraume Zeit in Deutschland untergebracht werden müssen. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen. Gottes Mühlen mahlen langsam – ob angebracht, das sei in diesem speziellen Fall einmal dahingestellt. Nach über drei Monaten beschied die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit Sitz in Hannover, dass die evangelische Akademie für Land und Jugend in Altenkirchen nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine zur Verfügung gestellt werden kann. Landrat Dr. Peter Enders hatte in einem Schreiben mit Datum 13. Oktober 2022 an die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus wissen wollen, inwieweit das damals nicht genutzte Tagungshaus im Dieperzbergweg mit vielen Einzel- und Doppelzimmern als vorübergehendes Domizil für Menschen aus dem osteuropäischen Land, das seit beinahe einem Jahr dem brutalen russischen Angriffskrieg ausgesetzt ist, dienen kann. Da sich bis Mitte Januar die EKD nicht gerührt hatte, war der Brief noch einmal und folgerichtig als Einschreiben am 3. Januar auf den Weg gen Niedersachsen gebracht worden – mit dem Ergebnis eines negativen Bescheides, den Enders nicht verstehen kann. „Ich bin mit der Antwort der EKD nicht zufrieden, sie ist völlig inakzeptabel. Die ablehnende Argumentation ist nicht schlüssig, da man ja offensichtlich auf der Suche nach neuen Einnahmemöglichkeiten für die Tagungsstätte ist“, bezog Enders auf Anfrage des AK-Kuriers Stellung zu dem Umstand, „was den Posteingang selbst angeht, wird eine ,Verkettung unglücklicher Umstände’ angeführt. Das mag sein, aber man hätte das sicher auch konkreter erläutern können“, fügte er an, „immerhin ist seit dem ersten Schreiben mittlerweile ein Vierteljahr ins Land gegangen. Und wir mussten am Ende per Einschreiben nachfassen, um eine Antwort zu erhalten, selbst nachdem das Thema bereits von den Medien aufgegriffen worden war. Vor allem in der Sache selbst hätte er sich aber angesichts der bundesweit angespannten Unterbringungssituation für die Flüchtlinge zumindest eine Kontaktaufnahme gewünscht, „gerade weil man den Umstrukturierungsprozess der Akademie anführt, hätte man einmal über mögliche Modalitäten reden können. Hier ließen sich für die Akademie ja auch dauerhaft Erlöse erzielen“.

Die Antwort aus Hannover im Wortlaut
Das ist der Wortlaut des Schreibens an Enders, verfasst von Oberkirchenrat Dr. Martin Hauger (Büro der Ratsvorsitzenden der EKD): „Wir bedauern es außerordentlich, dass Ihre Schreiben an die Vorsitzende des Rates der EKD aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände bisher noch keine Antwort gefunden haben. Als Kirche verstehen wir in jeder Weise die Not der Menschen, die vor dem Ukrainekrieg fliehen müssen, und sind selbst vielfältig engagiert, diese Not in der Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen unter anderem auch durch die Bereitstellung von Wohnraum zu lindern. Daher haben wir großen Respekt vor den Aufgaben, die dazu aktuell in Ihrem Landkreis anstehen. Sie fragen in diesem Zusammenhang nach einer möglichen Nutzung der Tagungsstätte in Altenkirchen. Die Akademie befindet sich in einem von allen Trägern unterstützten Restrukturierungsprozess, der darauf abzielt, den Betrieb der Akademie und der Tagungsstätte nunmehr als Selbstversorgerhaus langfristig zu erhalten. Die Prüfung Ihres Anliegens hat ergeben, dass der Betrieb der Tagungsstätte vom eingetragenen Verein der Evangelischen Akademie für Land und Jugend mittlerweile in eine wirtschaftlich selbständige gGmbH ausgegliedert wurde, die damit auch über deren Nutzung entscheidet. Nach Auskunft der Verantwortlichen vor Ort gibt es aufgrund des laufenden Tagungsbetriebs derzeit keine Leerstände, die für die Aufnahme von Flüchtenden zur Verfügung gestellt werden könnten. Insgesamt liegt uns daran, dass die gedeihliche Zusammenarbeit zwischen der Region und der Akademie, die sich mit ihrer Arbeit selbst bereits verschiedentlich für Geflüchtete eingesetzt hat, eine Fortsetzung findet.“



Lock-downs zeigen Wirkung
Die evangelische Akademie für Land und Jugend (ehemals evangelische Landjugendakademie/LJA) ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Weiterbildungslandschaft vor Ort und war/ist vor allem wegen der Corona-Pandemie in eine Schieflage beraten, da über Monate hinweg kein regulärer Betrieb – Stichwort Lock-downs – organisiert werden konnte und als Folge eine Umstrukturierung eingeleitet wurde. Die Grundsteinlegung geht auf das Jahr 1957 (20. Oktober) zurück. Nach der Eröffnung am ersten Advent 1958 wurde sie zweimal erweitert. Mitte der 1980er-Jahre gesellten sich zunächst ein neues Gästehaus und ein Pavillon hinzu. Vor 17 Jahren wurde das Gebäude um einen weiteren Flügel ergänzt, so dass ein zum Weyerdamm hin geöffnetes „U“ entstand. 1,4 Millionen Euro hatte das Projekt mit der räumlichen Erweiterung gekostet, zusätzlich waren 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des alten Trakts geflossen. „Die Kreisstadt Altenkirchen … ist die Wahlheimat der Evangelischen Landjugendakademie. Die geografische Lage ist günstig: 50 km vom Rhein entfernt, 55 km von Bonn, 120 km von Frankfurt, ist sie für Besucher aus Nord, Ost, Süd und West gut erreichbar. Diese Lage kommt dem Auftrag entgegen: Die Akademie, eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist das Arbeitszentrum der Evangelischen Jugend auf dem Lande, die sich als Aktion der Evangelischen Kirche in Deutschland versteht“: Mit dieser Beschreibung, die dem ersten Prospekt aus dem Jahr 1957 entnommen wurde, begann Dr. Otmar Hesse im Heimatjahrbuch 1988 des Kreises Altenkirchen seine Würdigung zum 30. Geburtstag der LJA. Hesse selbst leitete die Geschicke des Hauses von 1976 bis 1988 und führte damals weiter aus: „Fast 30 Jahre später lässt sich feststellen. Die Ortswahl Altenkirchen wurde nie bereut, wenngleich heute Zweifel im Blick auf die ,zentrale Lage’ Altenkirchens laut werden. Die evangelische Landjugendakademie … ist zu einem ,Markenbegriff’ für Jugend- und Erwachsenenbildung im Rheinland, in der Bundesrepublik Deutschland und in vielen europäischen und nichteuropäischen Ländern geworden. Mehr als 2000 Menschen haben seit 1959 jährlich das Haus besucht.“ (vh)


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