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Nachricht vom 03.02.2023    

Veranstaltungsreihe "Wissen liest" feierte Premiere

Die Buchhändlerin Maria Bastian-Erll und der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil haben gemeinsam eine neue, ganzjährige Lesereihe "Wissen liest“ ins Leben gerufen. Die Autorin Daniela Dröscher war im Kulturwerk in Wissen zu Gast und stellte ihren neuen Roman "Lügen über meine Mutter“ vor.

"Lügen über meine Mutter" hieß das vorgestellte Buch. Links Maria Bastian-Erll mit Autorin Andrea Dröscher. (Fotos: ma)

Wissen. Daniela Dröscher ist 1977 in München geboren und in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin. Rund 50 Gäste waren gekommen und hörten interessiert der Lesung und dem Dialog zwischen Bastian-Erll und Dröscher zu. In ihrem neuen autofiktionalen Buch, für das Dröscher 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde, beschreibt die Autorin aus der Perspektive des Kindes ihre Kindheit in Obach (Hunsrück) und zeigt auch, wie die Gesellschaft den Einzelnen beherrscht. Aufgewachsen in den 1980er Jahren erfuhr sie in der Familie die beherrschende Art des dominanten Vaters, der seinen Frust über die ausbleibende Beförderung, das Nichtdazugehören im Dorf und den fehlenden sozialen Aufstieg ausschließlich festmacht am Übergewicht seiner Frau.

Das erste Kapitel beginnt im Jahre 1983. Mutter und Tochter unterhalten sich: "Wenn Du nicht endlich redest, muss ich etwas erfinden, ich muss lügen", so die Tochter, worauf die Mutter erwidert: "Mach nur. Das ist ja dein Beruf." – "Lügen über meine Mutter" ist eine Geschichte, die zum großen Teil erfunden, aber im Kern wahr sei, weil das vermeintliche Gewichtsproblem ihrer Mutter das bestimmende Thema ihrer Kindheit gewesen sei, so die Autorin. "In reflektierenden Passagen wird auch über Gespräche mit der Mutter berichtet, in denen sie gewissermaßen um den Segen gebeten wird für die Darstellung ihrer Person, und den sie auch gegeben hat", so Bastian-Erll. Auf die Frage, ob im Roman auch Lügen über den Vater stehen, antwortete die Autorin mit: "Na klar“. Das Einverständnis des Vaters habe sie nicht eingeholt. Hier habe sich die Frage gestellt: "Wem gehört diese Geschichte der eigenen Kindheit, die untrennbar mit den Eltern verbunden ist? Ich habe mir den Spaß gemacht, alles ganz im Detail mit den Memoiren abzugleichen", so Bastian-Erll. Da käme der Vater doch viel besser weg. Er sei ja auch ein Kind seiner Zeit, seiner Gesellschaft und seiner Herkunft.



Dröscher erzählte fesselnd aus ihrem Leben und den damaligen gesellschaftlichen Normen, die sicher einige der Besucher innerlich bestätigten. Es war eine andere Zeit, wenngleich sie auch heute noch, oft unbewusst, die Gesellschaft präge. Schließlich gäbe es erst seit 1977 ein Gesetz, das den Frauen erlaube, ohne Genehmigung des Ehemannes einer Beschäftigung nachzugehen.

Dass die Mutter schuftet und an ihre Grenzen kommt, sieht der Ehemann nicht. Im Gegenteil, nach einer der Passagen, die Dröscher vorlas, war das gespannt zuhörende Publikum sichtlich betroffen von der Rücksichtslosigkeit des Vaters, der seine Minderwertigkeitsgefühle und das eigene Scheitern immer wieder auf die Mutter abwälzt. Und dass der Scham ein Thema ist, das Schwimmbad der Albtraum, in dem sich das Kind nicht um seiner selbst willen schämt, sondern wegen der Mutter, die von ihm mit den Augen des Vaters gesehen wird, ist auch heute aktuell. Menschen, die nicht der Norm entsprechen, werden schnell ausgegrenzt.

Die nächste Veranstaltung findet statt am Mittwoch, 22. März, um 19 Uhr. Dann liest im Kulturwerk in Wissen Martin Kordic: "Jahre mit Martha“. Die Veranstaltung moderiert Hanns-Josef Ortheil. (ma)


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