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Nachricht vom 13.08.2011    

Fesselnde Zeitreise beeindruckt Altenkirchener Bürger

Zum Auftakt des Straßentheater-Festivals "Asphaltvisionen" konnten die Besucher eine interaktive Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Altenkirchen erleben. Projektionen, Klanginstallationen und ein Film ließen die Geschichte der Kreisstadt neu aufleben und sorgten für unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Momente. Brillant gespieltes Straßentheater lockte bis nach Mitternacht auf den Schlossplatz.

Klanginstallationen und Projektionen in der Innenstadt, wie hier in einem Hinterhof unweit des Schlossweges, erwartete die Besucher auf ihrer Zeitreise durch die Geschichte Altenkirchens. Fotos: Thorben Burbach

Altenkirchen. Ausgestattet mit einem Wegweiser, einer Art Landkarte für die Altenkirchener Innenstadt, erkundeten die Besucher zum Auftakt des Straßentheater-Festivals "Asphaltvisionen" ausgewählte Standorte in der Altenkirchener Innenstadt, an denen die Geschichte der Stadt Altenkirchen lebendig wurde. Projektionen auf Häuserwänden und Erzählungen von Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges, die an den Stationen der Zeitreise zu hören waren, entführten in die Zeit um 1945, als der Krieg und schließlich der Wiederaufbau den Alltag der heutigen Kreisstadt prägten. Mit der bewegten Geschichte der Stadt Altenkirchen und dem Leben der Menschen in der damaligen Zeit setzt sich die "Zeitreise Altenkirchen" als lokales Soziokultur-Projekt auseinander. Dabei gehe es vor allem darum, Geschichten zu erzählen, die es so bald nicht mehr aufzufinden gebe, betont Projektleiterin Rebecca Staal.

Für das Projekt führten 22 Schülerinnen und Schüler der Klasse 8/3 der Hauptschule Altenkirchen Interviews mit zehn Zeitzeugen aus Altenkirchen und entwickelten unter Anleitung professioneller Künstler eine Zeitreise durch die Altenkirchener Geschichte, die nun künstlerisch in den unterschiedlichsten Formen präsentiert wurde. Es sei spannend für die Jugendlichen zu sehen, wie ein normales Leben zur damaligen Zeit ausgesehen habe, sagt Staal. Zum Alltag in der Endphase des Zweiten Weltkrieges gehörten auch die Bombenangriffe auf die deutschen Städte. Einen authentischen Eindruck von der Gefahr und den Sorgen der Bevölkerung vermitteln die Geschichten der Zeitzeugen, die die Besucher in einem Kellergewölbe unweit des Schlossweges anhören konnten. Dorthin gelangt man über einen versteckten Hinterhof, wo es noch einen Teil der alten Altenkirchener Stadtmauer zu bewundern gibt. Schüler Florian Schmidt ist erstaunt, wie viele Leute trotz des Regens den Weg in den engen, stickigen Keller finden. Und überrascht, wie ergreifend die Erlebnisse des Krieges für die damals junge Generation auch heute noch sind. Mit Tränen in den Augen sei eine ältere Dame wieder aus dem Gewölbe gekommen. "Das erinnert mich an früher", habe sie nur gesagt. Auch jüngere Besucher seien sichtlich beeindruckt gewesen, wie Florian mit seinen Mitschülern beobachtet hat. In so einen Keller wöllte er nicht mehr rein, habe ihnen jemand beim Verlassen des Kellers versichert. Die Atmosphäre eines Luftschutzbunkers scheint spürbar zu sein, während aus den Lautsprechern die Erlebnisse der Zeitzeugen zu vernehmen sind. Florian ist vor allem die Geschichte von Marianne Schnug in Erinnerung geblieben. Bei einem Bombenalarm hatte sie Zuflucht im Schutzraum unter dem Amtsgericht, einem "öffentlichen Schutzkeller", gesucht. Am besagten Tag wird das Amtsgericht von Bomben schwer getroffen. Sie reißen über 100 Leute, die sich in der Mitte des Luftschutzbunkers aufgehalten hatten, in den Tod. Marianne Schnug hatte Glück. Sie war kurz vorher von Bekannten an die Seite gerufen worden. Und kam mit dem Leben davon.



Es sind die eindrucksvollen Geschichten oder gar einzelne Sätze, die an den Stationen der Zeitreise zum Nachdenken anregen. "Eines Tages war sie nicht mehr da", schallt es aus den Boxen in der Marktstraße, wo ein schwarz-weiß-farbenes Bild an eine Hauswand projiziert wird. Von der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung ist die Rede, vom Heulen der Sirenen bei Bombenangriffen, von der alltäglichen Angst. Am Stand auf dem Marktplatz wartet ein Stand, an dem man sich mit allerhand Materialien selbst Spielzeug basteln kann. So wie es einst der Vater von Irma Peter tat, der in der Kriegszeit Möbel im Miniformat selber baute, wie der 14-jährige Roman Wolf zu erzählen weiß. Er verweist auf einen Glaskasten, in dem Spielzeug aus Holz ausgestellt ist.

An die Kriegs- und Nachkriegszeit in Altenkirchen erinnerten die Schüler auch mit einem Film, der am späten Freitagabend in der Evangelischen Kirche gezeigt wurde. Auch Bürgermeister Heijo Höfer war gekommen und begrüßte mit Veranstalter Helmut Nöllgen vom Kulturbüro Haus Felsenkeller und Projektleiterin Rebecca Staal die Zuschauer in der voll besetzten Kirche. "Das Projekt ist mehr als nur ein Event", betonte Höfer, selbst ältere Mitbürger hätten durch die Veranstaltung neue Dinge erfahren. Ebenso wie Staal dankte er der Schulklasse und den beteiligten Zeitzeugen für ihr Engagement und sprach von einem besonderen Erlebnis für die Stadt. Als Zeitzeuge hatte sich auch Günther Spahr in das Projekt eingebracht, der den Schülern ein Kompliment aussprach. Den Fragenkatalog habe man sehr gut zusammengestellt. Insgesamt sei es eine Herausforderung für alle Beteiligten gewesen, die zugleich auch Spaß gemacht habe, so Spahr. Der Film erzählt von den beiden verheerenden Großbränden in Altenkirchen und der Entwicklung der Stadt zum Handels- und Verwaltungszentrum. Vor allen Dingen handelt er vom Leben während der NS-Herrschaft und der Nachkriegszeit, das durch Interviews und eigens gedrehte Szenen veranschaulicht wird. An dieses Vorhaben schloss sich auch das Theaterstück "Zeitfenster" an, das bis nach Mitternacht die Besucher auf dem Schlossplatz verweilen ließ. Unter der Regie von Norbert Busschers (Theater Gajes, Niederlande) wurde die Geschichte der heutigen Kreisstadt in und vor der Fassade der Kreissparkasse Altenkirchen noch einmal spektakulär inszeniert. (Thorben Burbach)


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