Lesermeinung: "Deutschland, das Schlaraffenland für Geldautomatenknacker"?
LESERMEINUNG | In der Region hält eine Serie von Geldautomatensprengungen Polizei, Geldinstitute und Bürger in Atem, der jüngste Vorfall passierte erst vor wenigen Tagen in Bad Breisig. Kuriere-Leser Lothar Vreden aus Königswinter ist der Meinung, dass die Geldinstitute schnellstens tätig werden müssen, falls nötig auch mit "gesetzlicher Verpflichtung".
LESERBRIEF. Deutschland ist ja wohl inzwischen Schlaraffenland für Geldautomatenknacker. Die Sprengung in Bad Breisig am 17. Februar ist das jüngste Beispiel dafür. Acht Tage vorher, am 9. Februar, war Bornheim-Merten im Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn an der Reihe. Das Haus musste sogar evakuiert werden. Es ist allmählich lächerlich, dass im Prinzip nichts gegen die Sprengungen unternommen wird. Und es ist eine Zumutung für die Vermieter und Bewohner der betroffenen Häuser, bei denen man deutschlandweit Sachschäden bis zu 400.000 Euro festgestellt hat, in einem Jahr laut BKA im zweistelligen Millionenbereich, ganz abgesehen von dem Schrecken und den oft langwierigen Renovierungen.
Gibt es vielleicht Versicherungen, die dieses Theater mitspielen? Es ist doch nicht mehr hinzunehmen, dass Banken und Sparkassen nur zögerlich etwas dagegen unternehmen. Wenn die Chefs der Geldinstitute sich nach einer Sprengung äußern, vermerken sie immer öfter, dass in Deutschland noch zu viele Leute bar bezahlen. Will man mit der Untätigkeit dem Barzahlen den Garaus machen?
Geldinstitute müssen tätig werden
Man hört dann insbesondere die Schilderungen der aufgebrachten Bewohner. Man hört aber auch jedes Mal den fast wörtlich gleichen Report der Polizei, es ist aber absurd, ihr einen Vorwurf zu machen. Denn die Geldinstitute müssen tätig werden. Sie bräuchten doch nur die Zugangszeiten der Geldautomaten in die Öffnungszeiten der Geschäfte zu legen.
Die Sparkasse Fulda hat für ihren Einzugsbereich festgestellt, dass nachts kaum zwei Prozent der Abhebungen stattfinden. Somit ist eine Zugangszeit von 6 bis 22 Uhr geboten und auch für jeden Nachtschwärmer machbar.
Überfälle finden nachts statt
Denn wenn Sie im Internet recherchieren, stellen Sie fest: Alle Überfälle finden nachts statt, in der Regel zwischen 1 und 4 Uhr. Hier nur ein paar Beispiele: Bad Breisig 2.35 Uhr, Neustadt (Wied) 1.30 Uhr, Bad Hönningen 2.05 Uhr. Diese Liste könnte man entsprechend von Flensburg bis München fortsetzen.
Die Automatenknacker - die Jungs von der Abteilung "Doo laachs de dich kapott" - wissen doch: Die spät Heimgekommenen schlafen fest, und die Frühaufsteher sind noch nicht unterwegs. Und das Wichtigste: Die Straßen sind somit zu diesen Uhrzeiten frei für ihre meist gestohlenen hochmotorisierten Fluchtautos.
Gesetzliche Verpflichtung?
Wenn aber die Geldinstitute nicht bereit sind, selbst aktiv zu werden - zum Beispiel durch sofortige Einschränkung der Zugangszeiten, muss, wie der ehemalige Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius, heute Verteidigungsminister, es formuliert hat, eine "gesetzliche Verpflichtung" her, und zwar schnellstmöglich, ohne diese Initiative, wie so oft bei uns üblich, in diversen Gremien jahrelang zu prüfen und zu begutachten.
Die Gesetzgeber, also die Politiker, stehen hier in der Verantwortung, umgehend zu handeln. Vielleicht wären dann Einfärbungen und Verklebungen der Geldscheine nur noch für externe Automaten sinnvoll. Oder wollen wir das Märchen fortsetzen: "Deutschland, das Schlaraffenland für Geldautomatenknacker", koste es, was es wolle?
Lothar Vreden, Königswinter
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