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Nachricht vom 05.05.2023    

Wölfe im Westerwald: Was mache ich, wenn ich einem Wolf begegne?

Von Katharina Kugelmeier

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Wo im Kinderreim noch die Antwort "Niemand" kam, klingt es heute ganz anders. Viele Menschen haben Angst vor einer Begegnung mit dem Wolf. Dieser ist jedoch gar nicht so groß und böse und wenn man sich richtig verhält sogar völlig ungefährlich.

Wölfe sind oft neugierig, aber nicht angriffslustig. (Foto: Wolfcenter)

Region. Die Sorgen der Menschen vor dem Wolf wachsen und gerade im Frühjahr wird wieder verstärkt von Wolfsbegegnungen oder Wolfssichtungen in den Medien berichtet. Vielerorts schüren gerade diese Berichte die Angst bei den Menschen, vor allem bei eben jenen, die ohnehin schon verunsichert oder ängstlich sind. Wir haben mit Frank Faß vom Wolfcenter in Niedersachsen über den Wolf gesprochen und auf all unsere Fragen fundierte Antworten bekommen. Bereits seit fast 20 Jahren beschäftigen sich Frank Faß und seine Frau Christina hauptberuflich mit Wölfen und seit 2010 betreiben sie das erste Wolfcenter in Deutschland. In diesem ersten Artikel soll es nun um die wohl brennendste Frage gehen: Was mache ich, wenn ich einem Wolf begegne?

Auge in Auge mit einem Wolf
Auge in Auge, ja, das klingt pathetisch. Aber für viele Menschen fühlt es sich genauso an. Zumindest in den vielen Horrorszenarien, die man sich im Vorfeld zu einer solchen Wolfsbegegnung ausmalt. In den letzten 20 Jahren kam in ganz Europa nicht ein Mensch durch einen Wolf ums Leben, lediglich 77 echte Wolfsangriffe konnten gezählt werden, wobei 69 dieser Wölfe Tollwut hatten und ebenfalls kein Angriff in Deutschland stattfand. Zwischen 1950 und dem Jahr 2000 gab es in ganz Europa immerhin neun tödliche Angriffe durch Wölfe, fünf dieser Wölfe waren allerdings ebenfalls an Tollwut erkrankt. In Deutschland war keiner dieser Todesfälle und auch in keinem unmittelbaren Nachbarland. Was also sollte an einer Wolfsbegegnung dann so gefährlich sein?

In den Medien liest man immer wieder von Wölfen in Ortschaften oder nahe dem Ortsrand. Aber kommen die Wölfe bewusst in die Ortschaften? Frank Faß hat auf diese Frage eine eindeutige Antwort: "Wölfe kommen nicht in Ortschaften, um etwa Beute zu machen oder Ähnliches. Meist handelt es sich bei solchen Vorkommnissen um Jungwölfe, die neugierig erstmals ohne ihre Elterntiere das Territorium erkunden und sich verlaufen. Auf Videos, die oft durch die Medien gehen, sieht man den Wölfen den Stress auch an. Der Wolf will nur wieder raus aus dem Ort, aber da er nicht weiß, dass es beispielsweise an der nächsten Kreuzung links zurück in den Wald geht, geradeaus aber noch viel Ortschaft kommt, kann es passieren, dass er eben nicht den kürzesten Weg wählt." Gerade diese Jungwölfe, also die Welpen aus dem Vorjahr, seien wie Kinder oder Jugendliche durch ihre Neugier geprägt. In Sachsen kam es zu einem Fall, in dem ein Jungwolf einem Bauarbeiter im Wald bei dessen Pause seinen abgelegten Helm geklaut hat. Nicht etwa aus Aggression, schlicht aus Neugier dem Unbekannten gegenüber.

Das richtige Verhalten bei einer Wolfsbegegnung
Begegnet man nun tatsächlich im Wald einmal einem Wolf, sollte man auf keinen Fall in Panik verfallen. Eine echte Begegnung wird den Wolf ebenso erschrecken wie den Menschen. Bei einer solchen Begegnung gibt es drei wahrscheinliche Szenarien. Das wohl häufigste ist, dass der Wolf in einigem Abstand. Vielleicht stockt er und schaut, wird aber dann weiter seines Weges ziehen. Dass ein Wolf frontal auf einen zukommt, ist auch eine Möglichkeit. In den meisten Fällen wird er dann allerdings in weitem Abstand bereits vom Weg in den Wald abbiegen, sobald er eben die Witterung des Menschen in der Nase hat. Der "ungünstigste" Fall und das dritte Szenario wäre, dass der Wolf nicht abbiegt. Dann kann man davon ausgehen, dass er einfach den Menschen nicht wahrgenommen hat, weil der Wind von Wolf in Richtung Mensch steht. Dadurch wittert er den Menschen erst einmal nicht.



Bei allen diesen Szenarien sollte man als Mensch zunächst ruhig stehen bleiben. Wenn der Wolf nicht seines Weges zieht, sollte man sich durch laute Geräusche akustisch bemerkbar machen, sobald er näher als rund 40 bis 50 Meter herangekommen ist. Schließlich sollte man dann selbst ausweichen und langsam – wer möchte auch lautstark – weggehen. Wegrennen sollte man dabei auf keinen Fall, denn das könnte den Jagdinstinkt eines Wolfes reizen. "Bei dem Fall der Radfahrerin, der Anfang des Jahres durch die Medien ging, waren die Wölfe auch am wahrscheinlichsten neugierig. Für sie war das etwas völlig Neues, weshalb sie geschaut haben. Statt sich lautstark bemerkbar zu machen, hat die Radfahrerin in ihrer verständlichen Panik die Flucht ergriffen – und damit den Jagdtrieb getriggert", erklärt Faß. Besonnenheit, Langsamkeit und Lautstärke sind also die Schlüssel zu einer völlig harmlosen und bestenfalls gar nicht erst entstehenden Wolfsbegegnung.

Wie kann ich meine Kinder schützen?
Eine ebenfalls große Sorge vieler Eltern im ländlichen Raum ist die Sorge um ihre Kinder. Durch die "kleine" Größe seien Kinder ja wesentlich leichtere Opfer für einen Wolf. Gedanken, die einerseits völlig nachvollziehbar sind, andererseits aber in vielen anderen Bereichen auch bewältigt werden. "Wölfe sind nicht gefährlicher als beispielsweise ein Wildschwein. Und auch Autos im Straßenverkehr sind eine hohe Gefahrenquelle. Da bringen wir unseren Kindern bei, wie man sich richtig verhält. Niemand würde sein Kind nicht mehr draußen spielen lassen, weil es Autos auf den Straßen gibt, die auch nicht immer achtsam sind. Der Wolf ist einfach ein neuer Mitspieler", so Faß. Sensibilisiert man Kinder also in der Erziehung ebenso auf die Gefahr Wolf wie Auto oder Wildschwein, steht auch dem Spielen draußen in der Natur nichts mehr im Weg. Am wichtigsten hier ist einfach, dass man erklärt, was man auf keinen Fall tun darf.

No-Gos im Umgang mit Wölfen
Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, so muss man es, wie die Erfahrung zeigt, leider doch immer wieder erwähnen. Wölfe darf man keinesfalls anfüttern! Auch wenn man ein noch so großer Freund der Vierbeiner ist, so wäre ein Anfüttern fatal. Viele der Fälle weltweit, in denen es zu Übergriffen von Wölfen kam, die nicht an Tollwut erkrankt wurden, wurden diese im Vorfeld von Menschen angefüttert. Ob bewusst oder unbewusst, Wölfen sollte man keine Futterquelle bieten.

Wie bereits erwähnt, ist auch das Verhalten "Auge in Auge" wichtig. Stehenbleiben, kurz abwarten, sich lautstark bemerkbar machen und langsam weggehen wäre hier die Devise. Keinesfalls wegrennen! Ach ja, auch wenn der Wolf uns über die Witterung wahrnimmt: Eine besonders hohe Menge Parfum bietet keinen Vorteil. Steht der Wind unpassend, hilft das ohnehin nichts und wenn man nicht gerade ebenfalls nach Wolf, Wildtier oder Schaf riecht, wird der Wolf auch beim menschlichen Eigengeruch das Weite suchen.


Mehr dazu:   Ratgeber   Wolf  


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