VG Altenkirchen-Flammersfeld: Die Platzknappheit in Kitas nimmt zu
Normaler Zuzug auf der einen und Flüchtlinge aus der Ukraine auf der anderen Seite: Der „Run“ auf die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld hält an – auch mit dieser Konsequenz: Die Zahl der Plätze in Kindertagesstätten wird immer knapper, viele Warte- und Aufnahmelisten zeugen von großer Nachfrage.
Altenkirchen. Rund 1500 Menschen, davon rund 800 Flüchtlinge aus der Ukraine, haben in den zurückliegenden 18 Monaten jeweils eine neue Bleibe in der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld gefunden. Dieser Fakt bedingt unter anderem, dass auch die Kindertagesstätten (Kita) zwischen Willroth und Helmeroth stärker nachgefragt werden. Es bleibt also wie bereits im aktuellen Kindergartenjahr „eng“, vielleicht sogar noch ein bisschen „enger“, in den 20 Einrichtungen. Mit der am 4. September zu eröffnenden in Güllesheim sind es 16 kommunale, vier werden von freien Trägern (evangelische und katholische Kirchengemeinden) betrieben. Die Platzknappheit wurde am späten Donnerstagnachmittag (25. Mai) in der Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses des VG-Rates deutlich, der den Kindertagesstättenbedarfsplan für 2023/2024 (Start des neuen Kindergartenjahres ist der 1. September) einstimmig genehmigte. Das Konzept ist gleichfalls an den Kreis Altenkirchen und dessen Jugendamt als übergeordnete Planungsinstanz adressiert, es stellt aber nur eine Momentaufnahme dar, weil sich andauernd Änderungen ergeben.
Nachfrage nach Ganztagsplätzen steigt
„Wir sehen es als moralische Verpflichtung an, etwas beizusteuern“, richtete Bürgermeister Fred Jüngerich eine Botschaft auf die gegenüberliegende Straßenseite des Rathauses, wo die Kreisverwaltung inklusive Jugendamt ihren Sitz hat. Die Analyse zeige, dass „wir an manchen Stellen gut dastehen, Angebot und Nachfrage sich das Gleichgewicht halten. Wir erfahren zudem, wo der Schuh drückt oder nicht“. Es gebe auch Landstriche, wo es nicht so gut ausschaue. „Wir stoßen in vielen Einrichtungen, was die Platzkapazität angeht, an unsere Grenzen“, fügte er an. Das Gleiche gelte für den investiven Teil. Sascha Koch, der dem Fachbereich Soziales und Generationen in der VG-Verwaltung vorsteht und die Aufschlüsselung im Detail vortrug, stellte heraus, dass die Nachfrage nach Ganztagsplätzen immer weiter zunehme. „Auch U-2-Kinder werden immer früher geschickt“, berichtete er aus dem Alltagsgeschäft, zudem sei es ganz schwierig bei der Abfrage, wie viele Einjährige mit in die Berechnung einfließen müssten, weil „die Eltern sich immer sehr kurzfristig entscheiden“. Apropos Zweigrupper in Güllesheim: Mit der Aufnahme des Betriebes (Außengelände wird wahrscheinlich noch nicht komplett fertiggestellt sein) entzerre sich die Situation in Horhausen. Hin und wieder behilft sich die Verwaltung mit „Auffang-Kitas“, die Jungen und Mädchen jeweils einen Platz zuweisen, obwohl diese nicht dem Einzugsbereich des Wohnortes zugeordnet sind. So fungiert die Kita „Schatzkiste“ in Rott als Ausweichquartier für die katholische Kita in Oberlahr oder die Kita „Kunterbunt“ in Flammersfeld. Wie weit im voraus inzwischen versucht wird, einen Platz für den Nachwuchs zu ergattern, verdeutlichte André Wollny (Abteilung Soziales und Generationen), in dem er aus einem Telefonat zitierte: „Wir planen, ein Kind in die Welt zu setzen. Haben Sie einen Kita-Platz?“
Beispiel für Raumnot: Kita Birnbach
Bestes Beispiel für die Raumnot ist die Kita „Villa Kunterbunt“ in Birnbach, die in der ehemaligen Schule zuhause ist. Auf der Warteliste stehen die Namen von über 50 Kindern, die aufgenommen werden sollen, wobei bald nur vier sich Richtung Schule orientieren werden … War die Einrichtung zwischen 2012 und 2015 generalsaniert und um 80 Quadratmeter Grundfläche bereits erweitert worden, muss nun eine Container-Anlage mit sechs Einheiten angeschafft werden, wofür mit Kosten in Höhe von rund 245.000 Euro gerechnet wird. Da die Summe nicht im Haushalt geblockt ist, handelt es sich um eine über- und außerplanmäßige Ausgabe. Das Gremium erteilte sein einstimmiges Okay für diesen Kauf, das finale Votum liegt beim VG-Rat, der das nächste Mal am 20. Juli zu einer Sitzung zusammenkommt. Jüngerich gab die Denkweise vor: „Wir wollen zunächst die Entwicklung an diesem Standort beobachten und später entscheiden, ob aus dem Provisorium eine Dauerlösung, also ein richtiger Anbau, werden muss.“ Die neue zusätzliche Gruppe bedingt natürlich auch weiteres Personal – und das in Zeiten des allgemein bekannten Fachkräftemangel auch in der Sparte der Erzieher.
1591 Plätze ausgewiesen
Im Kindergartenjahr 2023/2024 stehen in den 20 Einrichtungen 1591 Plätze zur Verfügung, für die es jeweils eine Betriebserlaubnis gibt. Davon entfallen 849 auf Ganztags- und 742 auf Teilzeitplätze. 1542 Plätze sind für Ü-2-, 49 für U-2-Kinder vorgesehen. Rechnerisch ergibt sich bei Ü-2 eine Unterdeckung von 37 Plätzen, bei U-2 eine Unterdeckung von einem einzigen. Die Bedarfe werden aus Meldedaten und Nachfragen bei Eltern/Erziehungsberechtigten ermittelt. Ein Rechtsanspruch auf einen Platz besteht für Kinder ab vollendetem ersten Lebensjahr. Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr muss ein Beitrag gezahlt werden, bis zum Schuleintritt ist dann der Besuch kostenfrei.
Jugendhilfe fast wie zu Vor-Corona-Zeiten
Beinahe wieder das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht hatte die Zahl der Veranstaltungen, die die Jugendpflege im zurückliegenden Jahr angeboten hatte. Von 32 geplanten, so stellten Waltraud Franzen und Martina Morenzin, die sich die eine Stelle teilen, dar, mussten lediglich nur noch fünf wegen Covid-19 abgesagt werden. 444 Kinder und Jugendliche seien betreut worden. Unter anderem wurden Ferienfreizeiten, Wochenendworkshops oder Familientheater ausgerichtet, in der Wied-Scala in Neitersen sei ein selbst erstellter Kinofilm gezeigt worden. Darüber hinaus sei eine in Flammersfeld von zwei Frauen gegründete Kunstgruppe für Jugendliche unterstützt, seien Ortsgemeinden beraten worden und hätten Jugendliche bei eigenständigen Projekten Hilfe erhalten. Höhepunkt, so stellte das Duo heraus, „war die ,Spielezirkuswoche’ mit 60 Kindern in den Sommerferien, mit der auch der 40. Geburtstag der Ferienspaß-Aktion in der Alt-VG Flammersfeld gefeiert wurde“. Hoch im Kurs stehen nach wie vor Selbstbehauptungskurse für Mädchen und inzwischen auch für Jungen, lenkten Franzen und Morenzin den Blick auf den aktuellen Veranstaltungskalender, der „bunt gemischt und vielfältig“ daherkommt und „die Kinder nicht mit irgendwelchen Angeboten zuballern will“, wie es Franzen formulierte. Zunächst auf die Region rund um Flammersfeld und Horhausen beschränkt, bietet die Jugendpflege inzwischen auch Mitmachmöglichkeiten in den Randgebieten der Alt-VG Altenkirchen wie im vergangenen Jahr in Rettersen, Neitersen oder Werkhausen an. (vh)
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