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Nachricht vom 12.09.2011    

Gegen das Vergessen - Abendspaziergang zu den Stolpersteinen

Zu einem Abendspaziergang der besonderen Art hatte die Kolpingsfamilie Wissen eingeladen. Der Weg durch die Stadt führte zu den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig, die an die einstigen Mitbürger erinnern, die dem Naziterror zum Opfer fielen.

Caroline Schmidt hatte für die interessierten Teilnehmer des Abendspaziergangs, zudem die Kolpingsfamilie eingeladen hatte, die Informationen und Lebensgeschichten der Bürger, die der Nazizeit zum Opfer fielen. Fotos: passerah

Wissen. Mit einem Abendspaziergang zu den Stolpersteinen erinnerte die Kolpingsfamilie Wissen an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, Zeugen Jehova und anderer Verfolgter des Nationalsozialismus. Caroline Schmidt, Mitarbeiterin im Rathaus, stellte die Wissener Bürger, die durch die Stolpersteine geehrt werden, an den einzelnen Orten vor.
Manfred Steinmann, ehemaliges Ratsmitglied, berichtete, wie er auf die von dem Kölner Künstler Gunter Demnig gestartete weltweite Aktion aufmerksam wurde. Steinmanns Vorschlag, auch in Wissen eine Aktion der Stolpersteine durchzuführen, wurde im Verbandsgemeinderat seinerzeit einstimmig angenommen.
Gemäß Prof. Kasper König vom Museum Ludwig in Köln sind die Stolpersteine ein Kunstprojekt, bei dem mit minimalem Aufwand und ganz konkret Erinnerungsorte des deutschen Traumas und zugleich der Tod einer Person markiert werden. Dies habe bislang keine andere Form der Aufarbeitung geschafft.
"Wir brauchen diese Erinnerung", stimmte auch Richard Walter, Vorsitzender der Wissener Kolpingsfamilie, zu, weil die Versuchung, die gigantischen Verbrechen des Nationalsozialismus zu verdrängen, 66 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges groß sei.
Mit Blick auf die sechs Millionen ermordeten Juden verwies Bürgermeister Michael Wagener auf das Trauma Israels, es als Volk und Staat auslöschen zu wollen. Manfred Steinmann hatte in seinen einleitenden Ausführungen zuvor den iranischen Präsidenten zitiert, der erst vor einer Woche gesagt haben soll: "Wer für Menschlichkeit ist, muss auch für die Auslöschung des zionistischen Regimes (Israel) sein". Deshalb müsse man immer real sehen, was Israel zu erwarten habe, wenn das Wirklichkeit werde, was seine Nachbarn laut genug ankündigten, nämlich die Vernichtung.
Die trotz regnerischem Wetter der Einladung der Wissener Kolpingsfamilie zahlreich gefolgten Interessierten erfuhren von der Referentin Caroline Schmidt Näheres über die in der Stadt Wissen fünf Geehrten, von denen vier den Holocaust überlebten. Hermann Kubalski überlebte das KZ Buchenwald. Ernst, Johanna und Heinz Bär konnten dem Nationalsozialismus noch 1938 entfliehen. Liebmann Hony wurde 1943 im KZ Theresienstadt ermordet.
Im Anschluss an den Abendspaziergang zu den drei Stellen der Stolpersteine in Wissen setze die große Gruppe der Interessierten in der Bahnhofsgaststätte ihre Gespräche fort. Zu der Frage: "Wie war das damals?" konnte erstaunlich vieles an sachkundigen, teilweise sehr persönlichen Informationen zusammengetragen werden.
"Notiert es, schreibt es auf, sonst ist es verloren", riet Bürgermeister Wagener, der auch an die anderen Erinnerungsorte der schlimmen Zeit des National-
sozialismus in Wissen verwies. Die Stolpersteine seien hierzu die richtige Ergänzung gewesen. Die Kolpingsfamilie will auch weiterhin in ihr Programm geschichtliche Themen einbringen, um das Geschehene zu erkennen und für die Nachwelt zu bewahren. (riwa)


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