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Nachricht vom 19.06.2023    

Altenkirchener August-Sander-Schule: Gewaltprävention statt Mathe, Deutsch oder Sport

Mal nicht Mathe, Deutsch oder Sport: Die Schüler aller fünf fünften Klassen der Altenkirchener August-Sander-Realschule plus mit Fachoberschule werden in dieser Woche jeweils einen Tag lang einen ganz speziellen „Unterricht“ genießen. Gewaltprävention steht auf dem Stundenplan.

Das Vorgeplänkel ist Geschichte. Die fünften Klassen werden bis einschließlich Freitag abseits des normalen Unterrichts geschult. (Foto: vh)

Altenkirchen. Es ist traurig, aber wahr: An deutschen Schulen nimmt die körperliche Gewalt unter Jungen und Mädchen zu. Und die, die nicht mit Händen und Füßen ausgeführt wird, sondern viel subtiler in den sozialen Netzwerken daherkommt und unter dem Oberbegriff Mobbing steht, macht den Verantwortlichen gleichfalls immer mehr zu schaffen. Genau an diesem Punkt setzt das Projekt „Prävention von Gewalt – eine Aktion unterstützt durch die Löwen“ an. Von drei Lions Clubs im Westerwald (Friedrich Wilhelm Raiffeisen Altenkirchen, Bad Marienberg und Westerwald/Betzdorf) als Sponsoren initiiert und über den Weißen Ring, der in erster Linie den Opfern von Kriminalität beisteht, in sechs Bildungseinrichtungen der Region getragen, ist die August-Sander-Realschule plus mit Fachoberschule in Altenkirchen Schauplatz der Premiere. Noch bis Freitag (23. Juni) werden die Jungen und Mädchen der fünf fünften Klassen unter Anleitung von Armin Denecke, der als Fachlehrer bei der Bundespolizei arbeitet, und dessen Frau Wessna Engels-Denecke jeweils einen Tag lang ihre Utensilien für Mathe, Deutsch oder Sport vergessen können, um einmal in völlig neuen Unterrichtsstoff einzutauchen. Dem ersten Modul dieser Tage schließt sich im kommenden Jahr das zweite an, in dem die Teilnehmer beispielsweise mit Plakat-, Fotoprojekten, Theaterstücken oder Malereien das Thema noch einmal aufgreifen.

Ziel: Gewaltfreie Schule bieten
„Schule und Gewalt sind zwei Begriffe, die nicht zusammengehören, die nicht zusammengehören dürfen“, erklärte Gerhard Hein als Schulleiter der August-Sander-Realschule plus mit Fachoberschule am Montagmorgen (19. Juni)
während der Auftaktveranstaltung, „die Realität ist aber eine andere. Aber welche Schule ist ohne Gewalt – sei es in psychischer oder physischer, also geistiger oder körperlicher Art?!“ Die eine sei klar spürbar, die andere werde unterschwellig praktiziert. Er halte es als Schulleiter für seine unabdingbare Pflicht, für jede Schülerin und jeden Schüler eine gewaltfreie Schule zu bieten, „in der jeder ungestört lernen kann“. Dass das nicht immer funktioniere, „wissen wir alle“. Um so mehr freue es ihn, dass „man uns als Schule nicht allein lässt und uns professionelle Hilfe in Form von Schulung bietet“. Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Vorsitzende des Weißen Rings in Rheinland-Pfalz, betonte, dass es darum gehe, Gewalt im Alltag aufzuklären, dass „man versucht, euch dabei zu helfen, wenn ihr Gewalt begegnet, dass ihr Lösungen findet, damit umzugehen und am besten verhindert, dass überhaupt Gewalt entsteht“. Der Weiße Ring sei ein Verein, der sich um Opfer von Straftaten kümmere. „Neben dieser Opferberatung machen wir auch Prävention“, fügte sie an, „wir wollen nicht erst dann helfen, wenn jemand Opfer geworden ist, wir wollen durch die Prävention verhindern, dass Menschen überhaupt Gewaltopfer werden. Das ist uns als Weißer Ring ein Herzensanliegen.“ Gewalt könne körperlich sein, das könne Gewalt aus dem Internet sein, es gebe viele Formen von Gewalt. Man könne gar nicht früh genug mit Deeskalation beginnen.

Vor über einem Jahr geboren
Dieter Lichtenthäler, Außenstellenleiter des Weißen Rings im Kreis Altenkirchen, ließ kurz Revue passieren, wie die Zusammenarbeit mit den Lions Club in einem Gespräch mit Andreas Düngen vom Lions Club Altenkirchen vor über einem Jahr im April 2022 entstanden sei. Die Idee der Lions sei gewesen, einen Kooperationspartner für Präventionsmaßnahmen zu finden. Denn die Prävention sei ein wichtiges Satzungsziel. Dann sei das Konzept erstellt worden. Wichtig sei die Nachhaltigkeit des Projekts. „Die Schule ist ein guter Ort“, legte Düngen dar, denn in ihr seien alle gleich, „alle haben die gleichen Rechte, und alle können gemeinsam etwas machen. So haben wir dann das Konzept entwickelt mit dem Weißen Ring. Und ich denke, dass wir ein überzeugendes Konzept entwickelt haben“. Erster Polizeihauptkommissar Frank Boden, Leiter der Polizeiinspektion Altenkirchen, nannte das Angebot „gut und wichtig, das wir natürlich unterstützen“. Er verwies zudem auf die Initiative der Beamten, die selbst in Schulen unterwegs seien, um über die Gefahren der sozialen Medien aufzuklären und darzustellen, „was aus einer banalen Meldung werden kann“. Neben der Schule in Altenkirchen kommen (auch achte oder neunte) Klassen der Westerwaldschule in Gebhardshain, der IGS Betzdorf-Kirchen, der Marie-Curie-Realschule plus in Bad Marienberg, des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Betzdorf und der IGS Hamm in den Genuss des nicht alltäglichen Unterrichts. Finanziert wurde er als Spende in Höhe von 10.000 Euro der Lions Clubs an den Weißen Ring. Das Geld stammte aus dem Verkauf der Adventslose von vor Weihnachten 2022.



Breite Palette an Lernfeldern
Diese Lernfelder definiert das Trainerduo (die Lernfelder werden individuell mit und auf die Schule abgestimmt) - Grundlagen: Gewalt, Gewalt an Schulen, Jugendliche in Krisensituationen, Jugendgewalt, Gewaltprävention in der Schule, Familie und Kommune, Schulentwicklung: gute Schule - guter Unterricht. Dieses Kompetenztraining ist möglich: Kommunikation, konstruktive Konfliktbearbeitung, Demokratie- und Werteerziehung, interkulturelles Lernen, Sport und Fair Play, Medien; Handeln in Problem- und Gewaltsituationen: Zivilcourage lernen, Verhalten in akuten Gewaltsituationen, Mobbing, Rechtsextremismus, Amoklauf an Schulen. Diese Ziele des speziellen Unterrichts sind festgelegt: Förderung der sozialen Kompetenzen, Stärkung von Selbstvertrauen und kommunikativen Fähigkeiten, Aufbau und Pflege von Kontakten und positive Beziehungen, Fördern der Fähigkeiten, Konflikt- und Risikosituationen im Alltag angemessen begegnen und konstruktive Lösungen für Probleme finden, Orientierung beim Aufbau eines eigenen, sozial eingebundenen Wertesystems. Das alles soll mit diesen Methoden gelingen: Rollen- und Zuordnungsspiele, Kommunikationsübungen, Kleingruppenarbeit, Gruppengespräche, körperliche Technik- und Entspannungsübungen.

Lions Club ist ein Service Club
Der Lions Club zählt zu den sogenannten Service Clubs. Wie jeder andere auch, ist er laut Wikipedia eine formal organisierte Gruppe von Menschen, die auf der Grundlage gemeinsamer Werte freundschaftliche Beziehungen innerhalb des Clubs pflegen und sich gleichzeitig gemeinsam für das Wohl anderer einsetzen. Dieser Einsatz bezieht sich auf humanitäre, soziale, medizinische, kulturelle oder Bildungszwecke. Service Clubs sind weder religiös noch politisch gebunden; sie sind Nationalitäten übergreifend und unterstreichen Wert und Bedeutung internationaler Freundschaft. Der Sitz der Lions befindet sich in Oak Brook (US-Bundesstaat Illinois). Die international tätige Institution ist mit über 1,4 Millionen Mitgliedern in 50.060 Clubs in über 200 Ländern und Gebieten die mitgliederstärkste Service-Cluborganisation. In Europa gibt es 9045 Clubs mit 226.460 Mitgliedern. Am 1. Juli 2022 hatten die 1581 deutschen Lions Clubs 51.338 Mitglieder, die in 19 selbstständige Distrikte aufgeteilt sind. Ebenfalls sehr bekannt ist der Rotary Club, der am 23. Februar 1905 in Chicago gegründet wurde. In Deutschland werden derzeit 1126 Clubs mit 57.056 Mitgliedern geführt. Weltweit sind es etwa 1,4 Millionen Mitglieder in mehr als 200 Ländern und rund 46.000 Clubs.

Weißer Ring 1976 gegründet
Der Weiße Ring (Eigenschreibweise WEISSER RING, vollständige Vereinsbezeichnung in Deutschland WEISSER RING - Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.) ist, so wird in Wikipedia beschrieben, eine in mehreren Ländern Europas tätige, jeweils eigenständige Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien. Der Verein wurde 1976 in Deutschland unter anderem von dem verstorbenen Fernsehjournalisten Eduard Zimmermann (Aktenzeichen XY ... Ungelöst) in Mainz gegründet, wo er seinen Sitz hat und in das Vereinsregister eingetragen ist. Der Verein hat in Deutschland etwa 3000 ehrenamtliche Helfer und 45.000 Mitglieder. Es sind 400 Außenstellen in 18 Landesverbänden eingerichtet. Bundesvorsitzender ist seit September 2022 der Jurist Patrick Liesching. Die Geschäftsführung obliegt seit Oktober 2013 der Juristin Bianca Biwer. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Stiftungen, Spenden, Nachlässe sowie Zuweisungen von Geldbußen. Er nimmt keine öffentlichen Zuschüsse in Anspruch. Neben der Opferhilfe steht der Vorbeugungsgedanke. Der Verein verbreitet über Plakate, Videos, Vorträge und Broschüren Themen der Kriminalitätsvorbeugung, gibt in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen der Vorbeugung Tipps zum Schutz vor Kriminalität, beleuchtet Forschungsergebnisse und bespricht einschlägige Bücher, zeigt wichtige Adressen der Vorbeugung auf. Außerdem unterstützt er bundesweit Präventionsprojekte. (vh)


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