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Pressemitteilung vom 16.08.2023    

Schatzkiste Leuscheid: NABU Altenkirchen führte durch die Kircheiber Heide

Bei einer Wanderung durch die Kircheiber Heide nebst zweier Moorgebiete erfuhren die Teilnehmer eine Menge über dort vorkommende, seltene Pflanzen und historische Schlachten. Der geplante Bau einer Umgehungsstraße durch dieses Gebiet stößt bei den Wanderern auf Unverständnis.

Führung im Moor. Links: Immo Vollmer. (Foto: privat)

Kircheib. Trotz Regen und Kälte fanden sich mehr als zwanzig Interessierte am Wanderparkplatz Kirchstraße in Kircheib ein, um eine mehrstündige Wanderung in der NABU-Veranstaltungsreihe "Neugier genügt ..." unter sachkundiger Führung des Diplom-Biologen Immo Vollmer durch die "Schatzkiste Leuscheid" mitzumachen. Diese Veranstaltungen führen alle Interessierten, ob jung oder alt, in die Landschaft "vor unserer Haustür", wie die Vorsitzende des NABU Altenkirchen, Jutta Seifert, erläuterte. Das Naturerlebnis und Kennenlernen von Schönheit und Wert der nächsten Umgebung stehen dabei im Vordergrund, aber auch die Frage, was wir selbst zu ihrem Erhalt beitragen können.

Bereits am Treffpunkt beeindruckten die atemberaubenden Aussichten in die reich strukturierte Landschaft der Leuscheid. Die Heide erstreckte sich allerdings in den letzten Jahrhunderten über ein weitaus größeres Areal. Berichtet wird von einer durchgehenden Heidelandschaft zwischen Uckerath und Kircheib. Entstanden ist die Heide durch eine historische Landnutzungsform. Hierbei wurde der Bewuchs abgeplackt und als Einstreu in den Ställen benutzt. Damit einher ging eine zunehmende Nährstoffarmut des Bodens, sodass sich nur noch die anspruchslose Heide und verschiedene Gräserarten erhalten konnten.

Das Moor- und Heidegebiet bei Kircheib ist ein streng geschütztes Naturschutzgebiet. Es setzt sich aus zwei unterschiedlichen Bereichen zusammen. Während im kleinen Heidemoor am westlichen Ortsrand, von Vollmer liebevoll das "Möörchen" genannt, Lungenenzian, Glocken- und Besenheide sowie seltene Orchideen und Gräser blühen, zeigte sich das Nassmoor unmittelbar neben der B8 schon früher im Jahr in voller Blüte des seltenen Wollgrases.

Nicht nur der NABU Altenkirchen, sondern auch Kircheiber Mitwandernde sind entsetzt darüber, dass die Schutzgebiete und auch die schöne Wiesenlandschaft um Kircheib bis hin zu den waldigen Hängen der Leuscheid östlich von Reisbitzen vom Bau einer Umgehungsstraße zur B8 großflächig bedroht sind. Auch anwesende Aktive der Bürgerinitiative gegen Ortsumgehungen der B8 in Rheinland-Pfalz sind empört: Nicht nur wertvolle Biotope, sondern der Gesamtzusammenhang der Landschaft würden ohne Not zerstört. Vollmer beklagte: "Es ist nach dem europäischen Naturschutzgesetz ausgeschlossen, dass so eine Trassenführung erlaubt würde. In Kircheib steht man nicht im Stau. Eine Ortsumgehung würde keine Minute Zeit einsparen. Ich kenne kein unsinnigeres Straßenbau-Projekt als dieses."



Aber nicht nur über, sondern auch unter der Erde nahe der B8, der alten Heeres- und Handelsstraße, sind historische Befestigungsanlagen, Gräber und andere Kulturrelikte bislang gänzlich unerforscht. Da der Autor des sorgfältig recherchierten und sachkundigen neuen Buches "Das Gefecht von Uckerath am 19. Juni 1796", Franz Werner Halft, mitwanderte, erfuhren die Teilnehmer viele interessante Details. Infolge der Grenzlage Kircheibs zwischen der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, dem Herzogtum Berg und dem Kurfürstentum Köln sowie der unmittelbaren Nähe zu den alten Handelswegen tobten auch hier im Zuge der Revolutionskriege viele gewalttätige Auseinandersetzungen. Laut Halft standen sich bei dem Gefecht in Kircheib über 30.000 Mann gegenüber, mehr als 3.500, verloren ihr Leben, wurden verwundet oder gefangen, davon rund 3.000 alleine auf französischer Seite. In Kircheib zeugen hiervon diverse auf alten Karten verzeichnete Gräberfelder.

Nass und nachdenklich trennte sich die Gruppe nach dieser erfolgreichen "Schatzsuche". Die Gegenwart mit den für sie unverständlichen Plänen der Straßenbauten schien ebenso bedrückend wie die kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit. (PM)


Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke   Naturschutz  
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