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Nachricht vom 29.09.2023    

Historisches Quartier Altenkirchen: Neue Ausstellung orientiert sich ins Umland

Es geht ein wenig aus dem Mittelpunkt heraus. Die Peripherie ist als Ziel ausgegeben. Genauer gesagt: Mit einem Stadtteil Altenkirchens und zwei Dörfern, die unmittelbar vor den Toren des Zentrums des AK-Landes liegen, befasst sich die Ausstellung „Zeitreise – Rund um Altenkirchen I“.

Wolfgang Becker (links) und Uli Stope freuen sich über die nunmehr achte Ausstellung im Historischen Quartier. (Foto: vh)

Altenkirchen. Wieder einmal sind die Mitglieder des Fördervereins Bismarckturm und parallel Betreiber des Historischen Quartiers in Altenkirchen auf Spurensuche tief in die Vergangenheit eingetauscht. Nach sieben Foto-Ausstellungen, die die Geschichte der Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln wieder lebendig machten, widmet sich die neue Show nunmehr zum ersten Mal den „Rändern“. Die Präsentation, zu deren Eröffnung rund 70 Interessierte gekommen waren, beleuchtet den „Vorort“ Leuzbach-Bergenhausen wie auch die beiden selbstständigen Ortsgemeinden Almersbach und Gieleroth inklusive seiner Teilbezirke Amteroth und Herperoth. Mindestens bis Weihnachten können sich Betrachter zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs in der Marktstraße 31 - 33 (dienstags 15 bis 17, donnerstags 11 bis 13 und jeden dritten Sonntag im Monat 14 bis 17 Uhr) bei freiem Eintritt natürlich auch eigene Erinnerungen ins Gedächtnis rufen. Der Titel „Zeitreise – Rund um Altenkirchen I“ deutet an, dass der Premiere weitere Zusammenstellungen aus längst vergessenen Tagen über Kommunen im Umfeld des Mittelzentrums folgen werden. Ganz so einfach war es diesmal nicht, die rund 70 Fotos zu besorgen. „Teilweise war es schwierig und sehr aufwendig, überhaupt an Material zu kommen. Die Vorbereitung hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Wir haben also lange gebraucht“, berichten Uli Stope und Wolfgang Becker, der erste und zweite Vorsitzende des Fördervereins, gleichlautend. Immer sind sie auf Zulieferungen aus der Bevölkerung angewiesen, müssen im weiteren Verlauf der Vorbereitung die in erster Linie schwarz-weißen Aufnahmen „tauglich“ gemacht werden. Das geschieht in Form von Vergrößerungen, wobei die Kosten mit dem Historischen Quartier nach Hause gehen. Erst dann finden sie jeweils ihren Weg in die großen schwarzen Rahmen, in denen sie, wenn möglich, thematisch geordnet werden. Um wenigstens annähernd „null auf null“ aufzugehen, wartet ein schwarzes Schwein in der Nähe des Ausgangs auf eine „Fütterung“ in Form einer kleinen monetären Spende.

Einst gab es eine Molkerei in Leuzbach
Stope, Becker und die anderen Ehrenamtler, die sich auf die Fahne geschrieben, die Historie noch einmal ein wenig aufleben zu lassen, sind froh, wenn sich der eine oder andere Besucher vor einer Fotografie einmal zu dem Satz (der wohl am meisten zu hören ist) „Oh, den kenn’ ich aber“ hinreißen lässt. Das geschieht in erster Linie bei Ablichtungen mit Schulkindern. Vielfach rücken auch Gewerbebetriebe wieder ins Blickfeld, die bisweilen schon von der Landkarte verschwunden sind. Dazu zählt beispielsweise die Molkerei in Leuzbach. Eine Luftaufnahme zeigt sie beinahe „mutterseelenallein“ und auf freiem Feld stehend. Von einer Wohnbebauung rund um den Leuzbacher Weg ist noch gar nichts zu sehen. Die Sammelstelle für Milch war 1935 eröffnet, 1970 geschlossen und zum Abriss freigegeben worden. Luftlinie nur wenige Hundert Meter von ihr entfernt (dazwischen liegt das Wiesental) kommt noch immer „Jagenbergs Hammer“ am Rande von Almersbach in Sicht. Ein Gleisanschluss mit einer extra gebauten Brücke verdeutlichte den einstigen Stellenwert des Unternehmens. Dieser Teil der Infrastruktur ist nicht mehr vorhanden. Im Jahr 1838 aus einem Hammerbetrieb (deswegen auch der immer noch geläufige Spitzname) von Johann Ferdinand Jagenberg gekauft und in eine Papier produzierende Fabrik umgewandelt, ist seit 2021 Hidden Peak Capital aus Frankfurt (Main), eine unabhängige, inhabergeführte Investment-Gesellschaft, der Inhaber, nachdem Vorbesitzer Lydall Performance Materials (Stammsitz Manchester/US-Bundesstaat Connecticut) die Almersbacher Zweigstelle nicht mehr behalten wollte. Ein schwarzer Tag in der Unternehmensgeschichte war der 24. August 1898, als ein Brand von jetzt auf gleich 300 Menschen arbeitslos machte. Noch nach acht Tagen glühte der Trümmerhaufen vor sich hin.



Zündapp Janus als Hingucker
Das Studium der Fotos fördert ebenfalls überraschende Ansichten zu Tage: In Gieleroth gab es einmal einen Schießstand und einen Radfahrverein. Immer noch ein „Hingucker“ ist die ehemalige alte Poststation, die ganz in Fachwerk daherkommt und unweit der Bundesstraße ihre Heimat hat. Unter anderem fungierte sie eine Zeitlang als Schankwirtschaft Wilhelm Reinhard. Zum Schmunzeln regt ein Schnappschuss von der vom Volksmund genannten „dicken Minna“ an, der ehemaligen Betreiberin der Gaststätte „Gielerother Höhe“ (schon Jahrzehnte geschlossen), die sich 1957 mit einer Bekannten in eine Zündapp Janus quält und auf der Rückbank Platz genommen hat. Das Gefährt fiel komplett aus dem üblichen Rahmen, denn der Einstieg war für Fahrer und Passagiere jeweils an der Stirnseite per hochklappbaren Türen. Die Einweihung des Almersbacher Sportplatzes im August 1951 sieht den ehemaligen Bürgermeister des Amtes und der Stadt Altenkirchen, Dr. Emil Haas, leicht erhöht über den Köpfen der Gäste eine Rede halten. Ein Schwenk bringt den Bau des Schützenhauses in Leuzbach (SV Leuzbach-Bergenhausen) im Jahr 1961 in den Blick. Mittelpunkt vieler Dörfer waren früher die Schulen. Auf dem Grundstück in Gieleroth hat inzwischen der kommunale Kindergarten seine Heimstatt, in der Leuzbacher Dorfschule (unmittelbar an der Durchgangsstraße gelegen) wurden Jungen und Mädchen von 1835 bis 1939 unterrichtet. (vh)


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