Selbach: Von Wiederkehrenden Straßenausbaubeiträgen bis Tannenstraße
Von Katharina Behner
Selbachs Einwohnerversammlung war bei interessanten Themen gut besucht. Planungen zum Ausbau der desolaten Tannenstraße im Ortsteil Brunken und die Einführung Wiederkehrender Straßenausbaubeiträge rückten in den Fokus. Es galt festzuhalten: Das "geistige Haus der Dorfgemeinschaft" hat sich erneuert, wenngleich "baufällige und kalte Nebenräume" Herausforderungen bergen.
Selbach. Wenn auch frühestens 2025 mit dem Ausbau der Tannenstraße im Ortsteil Brunken begonnen werden kann, so ist das ein Lichtblick für alle in der Ortsgemeinde und darüber hinaus. Diese Botschaft brachte neben Ortsbürgermeister Matthias Grohs auch Christian Hachenberg, vom Planungsbüro Planeo aus Hachenburg mit zur Einwohnerversammlung am Donnerstag (12. Oktober) in Selbach. Eingefunden hatten sich eine Vielzahl von Bürgern, der Ortsgemeinderat sowie Bürgermeister Berno Neuhoff. Daneben Jens Profitlich und Helena Otto vom Fachbereich Bauen und Infrastruktur der Wissener Verwaltung, um über die Einführung der Wiederkehrenden Straßenausbaubeiträge (WKB) zu informieren.
Modalitäten zur Einführung der WKB erläutert
Die Satzung zur Einführung der per Landesgesetz im Jahr 2020 beschlossenen flächendeckenden Einführung der WKB ab 2024 soll in Selbach bis Ende des Jahres festgelegt werden. Geplant ist, die Ortsgemeinde Selbach in zwei Abrechnungsgebiete aufzuteilen, nämlich Selbach und Brunken. Kirchseifen und Neuhöfchen werden nicht in die Abrechnungsgebiete einbezogen, da sie im Außenbereich liegen.
Die ganze Ortsgemeinde als ein Abrechnungsgebiet abzubilden, ist rechtlich wegen zwischen Selbach und Brunken liegender Freiflächen nicht möglich. Anders, als es seinerzeit in Wissen war, wo es zu großen Diskussionen hinsichtlich der Einführung der WKB kam, wurden die Informationen in Selbach mit sachlichen Fragen aus der Bürgerschaft untermalt. Bürgermeister Neuhoff sprach seinen Dank aus, dass sich die Bürger Zeit nehmen, um sich direkt aus erster Hand zum Thema zu informieren.
Der erste Beitragsbescheid wird 2024 für die Schulstraße ausgestellt. Im Vorgriff auf die eigentliche Ausbaumaßnahme im Verbund mit der Görsbachstraße fand zur Oberflächenentwässerung der Bau eines Stauraumkanals im Straßenkörper und einer Ablaufleitung zum Selbach statt. Die Kosten von rund 400.000 Euro sollen in 2024 (125.000 Euro) und in 2025 (280.000 Euro) verrechnet werden. Der Gemeindeanteil von voraussichtlich 25 Prozent kommt dabei noch in Abzug. Die komplette Präsentation zu den WKB in Selbach kann online eingesehen werden.
Ausbau Tannenstraße jetzt in Sichtweite
Selbach war von jahrzehntelangem Straßenausbau-Stillstand geprägt. Mit der Entscheidung des jungen und engagierten Ortsgemeinderates in 2021 sollte dies ein Ende haben. Drei Straßen wurden in das Straßenausbauprogramm (bis 2030) aufgenommen (die Kuriere berichteten): Neben der Schul- und Görsbachsstraße gehört die priorisierte Tannenstraße dazu.
Neben der Aussicht zum möglichen Baubeginn informierte Hachenberg über den Planungsstand. Aufgrund der schmalen Katasterbreite von 5,5 Metern ist eine Gehweganlage nicht realisierbar. Bis dato ist keine Straßenentwässerung vorhanden. Wie in der Schulstraße soll diese erforderliche Maßnahme dem Straßenbau vorausgehen. Hierfür ist neben einer Rigolenanlage die Auffangmöglichkeit in der vorhandenen Talaue vorgesehen. Dies gestaltet sich weniger aufwendig und günstiger als der Stauraumkanal Schulstraße.
Über Kosten zum Ausbau konnten noch keine Aussagen getroffen werden. Wie Hachenberg betonte, "ist so weit alles in trockenen Tüchern, um die fortführenden Planungen zu verfolgen". Matthias Grohs teilte zudem mit, dass die Bürger über den weiteren Verlauf nicht zuletzt in einer Anliegerversammlung informiert werden.
Ein Wort zum "Geistigen Haus der Dorfgemeinschaft"
Grohs nahm die Einwohnerversammlung zudem zum Anlass, ein Resümee aus den vergangenen fünf Jahren zu ziehen. Sinnbildlich stellte er die Frage: "Hat sich das geistige Haus der Dorfgemeinschaft erneuern können?". In vorangegangenen Legislaturperioden war Selbach nicht zuletzt geprägt von Streitigkeiten, die teilweise bis in die Vereine reichten. So betonte Grohs, dass "das große Wohnzimmer des Hauses wohlig, warm und tüchtig renoviert worden sei."
Allerdings gäbe es "Nebenräume, die baufälliger und kälter werden", so Grohs und blickte auf Veränderungen der Zeit, die nicht nur in Wissen, Siegen oder Köln zu sehen seien, sondern heruntergebrochen auch im beschaulichen Selbach. Vor dem Hintergrund eines steigenden Individualismus und einer zunehmender Abkehr von "allgemein anerkannten Regeln des dörflichen Zusammenlebens" in einem sich wandelnden Sozialgefüge, gelte es den dörflichen Zusammenhalt zu wahren und zu festigen. Es sei Aufgabe aller, mehr Zivilcourage zu zeigen und appellierte, Fehler oder vermeintliche Fehler von Mitbürgern direkt bei diesen anzusprechen, um eine gleiche Wertebasis zu erlangen. Sei es, wenn es um das leidige Thema Hundekot bis hin zu Ruhestörungen ginge.
Sich der wohligen und warmen Dorfgemeinschaft zuwendend, in der gemeinsam viel geleistet wird, lobte der Ortsbürgermeister den Zusammenhalt und ehrenamtlichen Einsatz der Bürger für die Gemeinschaft. Zudem werde verantwortungsvolle fraktionslose Sachpolitik betrieben, um dörfliche Entwicklung nach vorn zu bringen. Beispiele nannte er von Sanierungen der Straßeninfrastruktur, Planung und Bau von Dorf- und Spielplatz bis hin zur Konsolidierung des Gemeindehaushaltes. Zuspruch bekam er aus der Bürgerschaft, die ebenso festhielt: "Sogar ein neuer Verein hat sich gegründet und der Zusammenhalt ist wieder da". (KathaBe)
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