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Nachricht vom 23.12.2023    

Egon Grimm aus Rehe: 63 Jahre als Schiedsrichter im Einsatz

Egon Grimm aus Rehe prägte über sechs Jahrzehnte hinweg die Fußballwelt als Schiedsrichter und hinterließ damit ein unvergessliches Vermächtnis. Seine beeindruckende Laufbahn von 63 Jahren im Schiedsrichteramt zeugt von seiner Leidenschaft und Hingabe zum Fußball.

Ehrung „Danke Schiri“ 14. Dezember 2017 v.l. Lehrwart Matthias Vogel, KSO Detlef Schütz, Egon Grimm, Ansetzer Gerd Müller. Fotos: Willi Simon

Rehe. Wenn es hieß „Der Egon pfeift“, war den Vereinen klar, dass es bei den Begegnungen, wo Egon Grimm antrat, keine zwei Meinungen gab. Respekt hatte er sich stets verschafft, der Mann, der von der Statur her dem unvergessenen ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Rudolf Kreitlein ähnelte und auch ähnlich bestimmt auftreten konnte. Und trotzdem, es gab auch so manch freundschaftliche Ermahnung an Akteure, die bisweilen übers Ziel hinausschossen und am Spielende ein freundschaftliches Schulterklopfen.

Es dürfte deutschlandweit ein Rekord sein, 63 Jahre war Egon Grimm aus Rehe im Westerwald als Unparteiischer unterwegs und brachte es dabei bis zu 50 Einsätzen im Jahr. Begonnen hatte er als 14-Jähriger allerdings mit dem Fußballspielen in dem damals noch eigenständigen Heimatverein „Olympia“ Rehe. Da es, wie er einmal erzählte, „für die Nationalmannschaft nicht reichen würde“, traf es sich gut, dass sein Verein einen Schiedsrichter suchte. Egon Grimm sagte zu, denn sein Vater war bereits als Unparteiischer unterwegs gewesen. 1956 meldete sich Egon zu einem SR-Lehrgang an und mit 18 Jahren legte er seine Schiedsrichterprüfung ab. Das war unter dem damaligen SR-Obmann Arnold Häbel aus Unnau im ehemals noch eigenständigen Fußballkreis Oberwesterwald. Seinen ersten Einsatz hatte er im Sommer 1956 in Hellenhahn-Schellenberg. „Es war die Partie SV Hellenhahn gegen SV Hof“ erinnerte sich Egon. Er brachte das Spiel gut über die Bühne. Was damals der Jungschiedsrichter Egon Grimm weiterhin nicht ahnen konnte, rund 2.500 bis 3.000 Einsätze sollten nach seinen Angaben folgen. Sein bestimmtes, aber nie überhebliches Auftreten brachten ihm Spielaufträge bis zur Bezirksliga, bei Freundschaftsspielen sogar in Landes- und Amateuroberliga ein. Zwischenzeitlich war er dann sogar noch aktiv am Ball. Statt der Schirikluft streifte er das Fußballtrikot über und brachte das Kunststück fertig, an einem Spieltag gleich zweimal aktiv zu werden. Zum einen als Schiri und gleich anschließend, falls er als Unparteiischer in Heimatnähe tätig war, noch für die Reservemannschaft des FC ‚Westerwaldia‘ Emmerichenhain.

Eigentlich war seine Karriere aber bereits 1983 beendet
Gesundheitliche Probleme bereiteten Egon Grimm arge Probleme, weshalb er die Pfeife an den berühmten Nagel hängen wollte. Auf besonderen Wunsch sollte seine Tätigkeit dort enden, wo sie einst begann, im „Sportpark an der Koblenzer Straße“ in Hellenhahn. Im Spätherbst 1983 war die komplette Schiri-Prominenz bei diesem Einsatz in Hellenhahn vertreten. Der ehemalige Schiedsrichter-Obmann Rudi Held zeichnete nach Spielschluss in einer kleinen Feierstunde im Sportheim in Hellenhahn den Weg von Egon Grimm nach. KSO Otto Wisser hatte ein Blumengebinde parat und SR-Ansetzer Paul-Gerhard Feckler „wärmende Tropfen“. Der Vorsitzende des SV Hellenhahn, Willi Simon, überreicht Egon mit Dankesworten einen Wimpel der „Blau-Weißen“ sowie ein Sportbuch mit Widmung.

Und doch ging es weiter
Als es gesundheitlich wieder aufwärts ging, griff Egon Grimm erneut zur Pfeife. Getreu nach seinem selbst gewählten Motto „Regel kundig, konsequent und unauffällig, aber auch dem Mut, zu unpopulären Entscheidungen“. Und er konnte auch außerhalb des Sportplatzes seine Meinung vertreten. Zum Verbandstag des Fußballverbandes Rheinland am 17. Juni 2007 in Polch hatte der FC Emmerichenhain, für den Egon Grimm pfiff, einen Antrag auf Aufhebung der Altersbegrenzung von 70 Jahren bei Schiedsrichtern im Amateurbereich eingereicht. Egon Grimm ging ans Mikrofon. Er vertrat den Antrag seines Vereines mit einer flammenden Rede und solcher Überzeugungskraft, dass der Antrag, allen vorherigen Unkenrufen zum Trotz, bei den rund 400 Delegierten mit nur acht Gegenstimmen und drei Enthaltungen angenommen wurde.



Für einen Heiterkeitserfolg sorgte Grimm beim FVR-Verbandstag am 16. Juni 2013 in Bitburg. Stellte er doch angesichts der Getränkepreise fest: „Herr Präsident Desch, hier sind ja Preise wie im Freudenhaus“. Seinen Humor hatte er lebenslang beibehalten und auch gerne eingesetzt bei Feiern, Veranstaltungen oder auf dem Spielfeld.

Bei der DFB-Aktion „Danke Schiri“ wurde Egon Grimm 2017 in der Kategorie Schiedsrichter
Ü 50 zum Preisträger im FVR gekürt. KSO Detlef Schütz sagte bei der Feierstunde „Egon ist die Verlässlichkeit in Person, immer erreichbar und ansprechbar. Er ist der Kümmerer im SR-Ausschuss, helfende Hand bei Veranstaltungen, Ansprechpartner der älteren Schiedsrichter“. Den Jungschiedsrichtern galt darüber hinaus ein Hauptaugenmerk, die er anwarb, betreute und begleitete, noch bevor es die Jungschiri-Paten gab. Er gab diesen mit auf den Weg, sich nicht zu scheuen, erfahrene Kollegen um Rat und Hilfe zu bitten.

Hilfsbereitschaft zeichnet seinen Lebensweg
Der gelernte Maler und Anstreicher stellte sich schon den 60er-Jahren ehrenamtlich in den Dienst des DRK-Ortsvereines in Rennerod, war als Ausbilder tätig und hielt Sanitäterlehrgänge ab. Schließlich wechselte er dann hauptberuflich in die DRK-Rettungswache in Rennerod, wo er über 30 Jahre als Rettungssanitäter in zahllosen Einsätzen unterwegs war. Beim verheerenden Erdbeben 1988 in Spitak (Armenien/Kaukasus, damals noch Sowjetunion) war Egon Grimm als DRK-Mann mit im Einsatz und erhielt dafür eine Ehrenurkunde des armenischen Botschafters in Deutschland. Sein Sohn Oliver dazu: „Es war seine Erfüllung als Sanitäter anderen zu helfen und er war mit Leib und Seele dabei.“

Mehr als 20 Jahre führte er dazu den VdK-Ortsverband in Rehe. Auch in seiner evangelischen Kirchengemeinde in Rehe war Egon Grimm als Küster im Betsaal tätig.

Viele Auszeichnungen
Egon Grimm wurde mit dem Ehrenbrief und den Ehrennadeln in Bronze, in Silber und dem SR-Ehrenausweis des Fußballverbandes Rheinland ausgezeichnet. Zahlreiche Ehrengaben, Urkunden und Wimpel schmücken noch heute das Wohnhaus am Ortsrand in Rehe. „Das erste Haus in Rheinland-Pfalz“, wie Egon scherzhaft zu sagen pflegte, denn gleich dahinter, von Hohenroth kommend, beginnt die Landesgrenze von Hessen.

Sein letzter Wunsch ging nicht mehr in Erfüllung
Sein letztes Spiel pfiff Egon Grimm am 17. November 2019. Nach einem Sturz verletzte er sich und kam nicht mehr auf die Beine. Zu gerne wollte er sein letztes Spiel dort leiten, wo einst seine Schiri-Karriere begann, in Hellenhahn-Schellenberg. Der Wunsch ging nicht mehr in Erfüllung. Die fortschreitende Erkrankung machte einen Aufenthalt in einem Pflegeheim erforderlich. Es fiel ihm schwer, das zu akzeptieren, sagt Sohn Oliver. Eine unglaubliche Schiedsrichter-Ära endete somit. Eine Geschichte, die wohl seinesgleichen in ‚Fußball-‚Deutschland‘ sucht.

Am 28. August 2023 schloss Egon Grimm für immer die Augen. Er wurde 85 Jahre alt. Der Höchste, an den Egon glaubte, der Herrgott setzte, wenn man es so bezeichnen darf,
den ´Schlusspfiff‘. Willi Simon


Mehr dazu:   Westerwälder Persönlichkeiten  

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