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Nachricht vom 07.01.2024    

Mehr als nur der Diesel - die Demonstrationen der Landwirte

Von Elke Stockhausen

Wer in den vergangenen Tagen die Medien und sozialen Netzwerke verfolgte, mag dem Glauben unterliegen, dass die geplanten Demonstrationen nur ein Auflehnen gegen die Sparpolitik der Bundesregierung seien. Doch die ursprünglich bestehende „Diesel- und Steuerdramatik“ ist nur der letzte Tropfen, der das emotionale Fass der Bauern zum Überlaufen brachte und in der kommenden Woche eine Welle der Proteste nährt.

Michael Hassel (Foto: Elke Stockhausen)

Breitscheidt/Unterschützen. Auf 180 Hektar Fläche bewirtschaftet die Familie Hassel rund zwei Drittel als ökologisches Ackerland und ein Drittel Grünlandfläche in konventioneller Weise mit Jungtieraufzucht. Michael Hassel bewirtschaftet den ökologischen Teil, er ist Bio-Landwirt, düngt mit natürlichen Mitteln, Kuhmist statt mineralischen Düngers. Hört man ihm zu, merkt man, dass er seinen Betrieb mit Sinn und Verstand führt.

Der Winterweizen, der gerade auf Hassels Feld steht, zeigt Bestockung - die Nebensprossen der kleinen Pflanzen - und er weiß genau, wann die Pflanze Nährstoffe benötigt, um optimalen Ertrag zu bringen. Betriebswirtschaft und der Zusammenhang der großen Zahlen - auch hier kennt er sich aus und genau dieses Wissen bringt er zu Wort.

"Es ist ein kleiner Erfolg für die Bauern, dass die Befreiung von der Kfz-Steuer bestehen bliebe", so Hassel. Oder war das nur ein gekonnter Schachzug der Regierung, um die Wogen zu glätten? Die Nachbesserung des Wegfalles der Dieselsubventionen, verteilt auf drei Jahre, sieht er kritisch. Bislang erhalten die Landwirte 50 Prozent der Energiesteuern zurück. Betrachtet man den Verwendungszweck, dann sind diese Staatseinnahmen für den Erhalt der Straßen vorgesehen. Doch Landwirte nutzen die öffentlichen Straßen kaum. Dreiviertel des Diesels wird bei der Arbeit auf dem Feld verbraucht.

Sind es denn dann überhaupt Subventionen?
Die Steuern werden gezahlt und erstattet, hier handelt es sich nicht um "Fremdförderung" durch Gelder dritten Ursprungs. Es ist und bleibt aber nur der Tropfen, der fehlte, um die Bauern mit ihren Traktoren dann temporär doch auf die öffentlichen Straßen zu bringen.

Es ist Zeit, sich endlich Gehör zu schaffen. Jegliche finanzielle Unterstützung der Landwirte diene nur dazu, die Lebensmittel für die Verbraucher günstig auf den Markt zu bringen und die Preise erschwinglich zu halten, erklärt der Jungbauer. Ohne die Subventionen sei keine kostendeckende Arbeit möglich und das sei dann noch lange kein Gewinn. Dann gäbe es da auch noch die hochgesteckten Auflagen, die erfüllt werden müssten, um Subventionen zu erhalten.




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Ein großes bürokratisches Konstrukt, Antragsformulare, die zwar digital bearbeitet werden könnten, aber dennoch zu viel Zeit in Anspruch nähmen, seien ärgerlich. Dem ganzen folge die massive Kontrolle durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Rheinland-Pfalz, die Betriebe oft mehrmals kontrollierten und bei "Fehlern" direkte Subventionskürzung vornähmen. "Bauern sind Unternehmer, die die Bevölkerung ernähren", stellt Hassel klar heraus. Und genau hier scheint das wirkliche Drama zu beginnen.

Statt den Landwirten unternehmerisches Denken und Handeln zu ermöglichen, würden sie mit Sanktionen belegt, ständen für den Umweltschutz in überdurchschnittlich hoher Verantwortung und bekämen Preise vorgeschrieben. Es fehle an Vertrauen auf Bildung und fachliche Praxis der Landwirte, kritisiert Hassel. Da seien feste Zeiträume für die Düngung der Felder wichtiger als das Wissen um die Natur, wann eine Düngung wirklich sinnvoll sei, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Gekrönt von den vier Prozent "Brachland", das ein Landwirt nicht bewirtschaften darf, um dem Umweltschutz Genüge zu tun, das ruft grimmige Fragezeichen in Hassels Gesicht hervor. Sein Fazit scheint ein Ruf nach Freiheit und mehr Selbstbestimmung zu sein, damit die Agrarwirtschaft in Deutschland gewinnbringend und fair wird, statt von Sanktionen drangsaliert zu werden.

Dann wäre eine Umverteilung von Geldern vielleicht nicht mehr notwendig, dann erhielte das Produkt Nahrung seinen wirklichen Wert und der Bauer dürfte unternehmerisch handeln. Die Protestkundgebung des Kreisbauernverbandes Altenkirchen findet am Montag, 8. Januar, um 12 Uhr auf dem Schloßplatz in Altenkirchen statt. (Elke Stockhausen)


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