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Nachricht vom 16.02.2024    

Hochkarätig besetztes, informelles Gespräch bei Stahlbau Buchen in Wissen

Von Wolfgang Rabsch

Als Landrat Dr. Peter Enders vom 120-jährigen Firmenjubiläum der Stahlbau Buchen GmbH aus Wissen in Kenntnis gesetzt wurde, war es für ihn naheliegend, der Firma einen Besuch abzustatten und nachträglich zu gratulieren. So kam in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen, der Besuch in der Firmenzentrale zustande.

Betriebsbesichtigung bei Stahlbau Buchen (Alle Fotos: Wolfgang Rabsch)

Wissen. Die Geschäftsführer Ernst und Martin Buchen, Vater und Sohn, konnten zusammen mit ihren Ehefrauen, den hochkarätigen Besuch empfangen. Landrat Dr. Peter Enders erschien in Begleitung von Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung in Altenkirchen. Die illustre Runde wurde um Stadtbürgermeister Berno Neuhoff bereichert, der sich sehr zufrieden zeigte, dass die Firma dem Standort Wissen treu geblieben ist.

Imposante Firmengeschichte
Zu Beginn der Runde erläuterte Seniorchef und Geschäftsführer Ernst Buchen die Historie der Firma und ergänzte seinen Bericht durch eine umfangreiche Lichtbildmappe, die anschaulich die Entwicklung von einer Schmiede im Gründungsjahr 1903 bis heute zu einem Hightech-Unternehmen in der Stahlbranche aufzeigte. Nicht ohne Stolz konnte Ernst Buchen berichten, dass in fast jedem Land der Welt Stahlbauten aus Wissen vorzufinden sind.

Rasch kam die Runde auf die aktuelle Lage zu sprechen, weltpolitisch, aber auch mit den Problemen, die zurzeit im Wirtschaftsbereich viele Firmen verunsichern und belasten. Dabei wurde kein Blatt vor den Mund genommen, die Themen wurden klipp und klar an- und ausgesprochen, ohne Stress und Polemik konnte eine sachliche Diskussion geführt werden. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die größten Probleme im Bereich des Fachkräftemangels, der Bürokratie und des Bürgergeldes geschuldet sind.

Ernst Buchen konnte aus eigener Erfahrung im Hinblick auf Bürgergeld und Fachkräftemangel berichten. Nur ein geringer Teil der zugewanderten Menschen könne den hoch technisierten Anforderungen in einem Metall verarbeitenden Betrieb erfüllen, da neben den sprachlichen Barrieren, die technischen Möglichkeiten in den Heimatländern größtenteils hinter den deutschen und europäischen Standards hinterherhinken. Wer willens ist, das erforderliche Niveau zu erreichen, der benötigt dafür mehrere Jahre.
Speziell auf seine Branche bezogen, erklärte der Seniorchef, dass ohne eine zertifizierte Schweißprüfung keine öffentlichen Arbeiten durchgeführt werden dürfen.



Fachkräfte – und Lehrlingsmangel
Im eigenen Betrieb habe ein Arbeitnehmer gekündigt und offen darüber gesprochen, dass er die Möglichkeit nutzen wolle, um ins Bürgergeld zu wechseln. Der Grundsatz "Handwerk hat goldenen Boden", würde schon lange nicht mehr gelten. Den Grund dafür sieht der Firmenchef im Schul- und Ausbildungssystem, wobei immer mehr Eltern darauf drängen, ihren Kindern einen höheren Schulabschluss (Abitur) zu ermöglichen, damit sie einen akademischen Studiengang belegen können.

Handwerksberufe seien häufig verpönt, darum würden händeringend Auszubildende gesucht, aber immer weniger gefunden. In ihrer Not "ködern" viele Ausbildungsbetriebe Interessierte inzwischen mit wertvollen Prämien, zum Beispiel mit Smartphones und Laptops.

Martin Buchen schilderte eindringlich die unerträgliche Situation im Hinblick auf die immer weiter fortschreitende Regulierungswut und Bürokratie. Wörtlich sagte er: "Es kann doch nicht sein, dass ich als Ingenieur einen Großteil meiner Arbeitszeit damit verbringe, teils unsinnige Vorschriften zu bearbeiten, um diese in unzähligen Ordnern abzuheften und zu überwachen, da es ansonsten zu Problemen kommen kann. Wir müssen zum Beispiel sogar die Zertifizierung unserer Lieferanten nachweisen können".

Vater und Sohn Buchen fanden in der Gesprächsrunde für ihre Kritikpunkte große Zustimmung, damit nicht noch mehr Firmen schließen, oder ins Ausland abwandern. Es sei so wichtig, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten, den Mittelstand zu stärken, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und somit der Wohlstand gesichert werden kann.

Die besprochenen Themen waren so tiefgreifend, auch teils emotional, dass die vorgesehene Besuchszeit bei Weitem überschritten wurde. Dies ist auch ein Beweis, dass gehandelt werden muss, weil vielen mittelständigen, familiengeführten Unternehmen die Zeit wegläuft. Es muss etwas geschehen, und zwar schnell, so könnte man das Resümee der Gespräche zusammenfassen. (Wolfgang Rabsch)

Der AK-Kurier berichtete schon einmal über Stahlbau Buchen.


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