Leserbrief zur ärztlichen Versorgung: "Betzdorf hat die Chance, die Versorgung sicherzustellen"
LESERMEINUNG | Wie kann man die ärztliche Versorgung in der Region sicherstellen? Nicht nur Benjamin Geldsetzer, Bürgermeister der Stadt Betzdorf, empfindet Sorge beim Blick auf die Lage. In einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) sieht er jedoch eine Chance, die man nicht verstreichen lassen sollte.
LESERBRIEF. "Beim Blick in die heimische Presse frage ich mich so ganz langsam, was im Hinblick auf unsere medizinische Versorgung eigentlich noch alles passieren muss: Es scheint beim ein oder anderen vergessen zu sein, dass vor fünf Jahren nach der Schließung zweier Praxen über 3000 Patienten in unserer Region keinen Hausarzt und damit Zugang zu Rezepten mehr hatten. Bei Amtsantritt vor fünf Jahren habe ich bereits gesagt, dass wir dieses Problem kurzfristig nur mit finanziellen Anreizen beheben werden.
Drei Arztpraxen mit sechs praktizierenden Ärzten konnten wir dadurch an unsere Stadt binden: Diese Zahlen sprechen hier für sich. Aber langfristig, auch das habe ich unseren Bürgern gesagt, werden wir nicht darum herumkommen, im absoluten Notfall auch selber medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu gründen.
Chance auf ein MVZ
Nun haben wir im Hinblick auf die Entwicklung im EAW, der zukünftigen "Werkstadt Betzdorf" die einmalige Chance, dieses wertvolle Areal auch für ein MVZ zu nutzen. Ich bin den Investoren dankbar, dass sie mir dieses Angebot gemacht haben.
Die wiederholten Aussagen seitens der konservativen Parteien, Land und Bund seien schuld an der Misere, mögen vielleicht richtig sein, bringen uns aber nicht weiter. Deren ebenfalls wiederholten Aussagen, der Staat, hier die Kommune, könne kein Unternehmen führen, bringen uns ebenfalls nicht weiter. Diese Aussagen, gepaart mit dem Wunsch, jetzt kurzfristig Gelder einzusparen, werden langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben.
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Diesen Gedanken halte ich für grob fahrlässig. In meinen Augen sind erfolgreiche Bürgermeister diejenigen, die ihre Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen im Sinne der Demokratie nutzen, die sie haben. Seit ein paar Jahren erlaubt unser Sozialgesetzbuch ausdrücklich, dass auch Kommunen die vertragsärztliche Versorgung mit der Betreibung eben dieser medizinischen Versorgungszentren gewähren dürfen, wenn eine Versorgung auf andere Weise nicht sichergestellt werden kann.
Versorgung sicherstellen
Anamnese, Symptomanalyse, Diagnose und Therapie in einem Satz: Wir brauchen eine adäquate Versorgung der Patienten! Wenn wir das geschafft haben, gilt es, die Therapie natürlich zeitnah zu evaluieren und wenn nötig anzupassen. Was ich hiermit aber auch klar betonen möchte: Mir persönlich geht es nicht darum, den großen Unternehmer zu spielen. Mir geht es auch nicht darum, den Arzt zu spielen! Mir geht es um die Menschen in unserer Region."
Benjamin Geldsetzer, Bürgermeister der Stadt Betzdorf
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