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Nachricht vom 20.10.2024    

Altenkirchen setzt beim City-Management mit Anna Laux auf Frauen-Power

Nach der Man-Power ist die einer Frau an der Reihe: Anna Laux (30) agiert seit dem 1. Oktober als City-Managerin in Altenkirchen. Sie löst auf dieser Position Bastian Ganser (geb. Prieß/30) ab, den es als Leiter des Veranstaltungszentrums (Halle 32) in den Oberbergischen Kreis, genauer gesagt nach Gummersbach, gezogen hat.

Anna Laux hat ihr neues Arbeitsdomizil im Stadtbüro in der Bahnhofstraße bezogen. (Foto: vh)

Altenkirchen. Noch hat die Position des City-Managers in Altenkirchen kein Alter à la Methusalem erreicht. Am 1. März 2022 von Bastian Ganser (ehemals Prieß) besetzt, war der damals 28-Jährige der Erste, der diese Funktion übernommen hatte. Gut zweieinhalb Jahre später musste ein Wechsel vollzogen werden. Gansers Abschied Richtung Gummersbach, wo er die Leitung des Veranstaltungszentrums (Halle 32) übernommen hat, machte den Weg für eine erneute Ausschreibung der Stelle frei, die am 1. Oktober mit Anna Laux flugs wieder besetzt werden konnte. Die 30-Jährige, in Mörlen (Westerwaldkreis) geboren und in Malberg zuhause, studierte Tourismusmanagement in den Niederlanden, ist, wie sie selbst sagt, „sehr viel umgezogen“ und war unter anderem ein Jahr für die Stadt Freudenberg und viereinhalb Jahre im Vertrieb für die Fluggesellschaft „avantiair“ mit Sitz in Haiger und am Siegerland-Flughafen tätig. In einem Exklusiv-Interview mit dem AK-Kurier spricht Laux über ihre ersten Gespräche mit Einzelhändlern, ihre Überlegungen, was es zu verbessern gilt, und versucht eine Vision, wohin sich die Geschäftsstadt Altenkirchen in zehn Jahren entwickelt hat. Das Gespräch im Wortlaut:

Frau Laux, was hat Sie bewogen, diese Stelle bei der Stadt Altenkirchen anzunehmen?
Ich wollte auf jeden Fall zurück in die Heimatregion. Mich motiviert es einfach, in der Region zu arbeiten und etwas für die Heimat zu tun. Da war ich natürlich sehr froh, dass ich diese Stelle, die ausgeschrieben war, bekommen habe. Ich habe natürlich zunächst einmal eine sechsmonatige Probezeit.

Wie bekannt war Ihnen die Stadt Altenkirchen?
Ich war natürlich vorher ab und zu einmal in Altenkirchen zu Besuch, obwohl ich auch in andere Städte gefahren bin. Über die Einzelheiten und Details dieser Stadt ist mir nicht viel bekannt gewesen.

Welche Aspekte in der Stadt haben Sie bereits kennengelernt, was ist Ihnen aufgefallen?
Ich habe meine Vorstellungsrunde bei den Einzelhändlern angefangen. Bei dem Austausch mit den Einzelhändlern habe ich schon viel kennengelernt. Ich habe bereits viel mit dem Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz gesprochen und ebenso mit den Mitgliedern des Stadtrates. Meiner Meinung nach hat Altenkirchen viel Potenzial mit vielen Sport- und Freizeitmöglichkeiten wie zum Beispiel mit Wandern. Auch in der Innenstadt gibt es viele Einzelhändler und Gastronomen sowie Dienstleister, was heutzutage nicht selbstverständlich ist.

Haben Sie bei Ihren Gesprächen bereits festgestellt, welche Probleme es in dieser Stadt wie beispielsweise Leerstände gibt?
Das ist das Stichwort, was ich zuallererst aufgegriffen hätte. Beim Rundgang habe ich gesehen, dass es viele Leerstände gibt. Auch in den Gesprächen wurde auf dieses Problem hingewiesen und es als Sorge dargestellt. Denn dadurch wirkt die Innenstadt auch nicht so attraktiv, sie wirkt ein wenig leer. Viele Einzelhändler möchten, so war in den Gesprächen zu vernehmen, dass der Leerstand gemanagt wird, dass möglichst schnell neue Bewerber für diese Leerstände in die Innenstadt kommen.

Wie ist man Ihnen in diesen Gesprächen gegenübergetreten?
Tatsächlich sehr positiv. Ich hatte das Gefühl, dass die Einzelhändler alle sehr froh sind, dass die Stelle des City-Managers wieder besetzt ist. Sie waren alle sehr offen, mir wurde sehr viel berichtet. Ich sortiere nach und nach meine Notizen, um zu schauen, welche Dinge oft oder weniger oft genannt wurden. So verschaffe ich mir einen Überblick, welche Dinge ich angehen möchte.

Haben Sie schon einen Punkt herausgearbeitet, den Sie für den wichtigsten halten?
Das ist der Leerstand, der sehr oft angesprochen wurde. Dazu kommt das Thema der Vermarktung, also social media. In diesem Bereich müsste man aktiver werden mit einem regelmäßigen Update für alle Bürger und alle Einzelhändler, was in der Stadt passiert, so dass alle immer auf dem neuesten Stand sind.

Sehen Sie Chancen, den Leerstand zu verringern?
Es wird schwierig, den Leerstand komplett zu beseitigen. Aber es gibt heutzutage viele Möglichkeiten wie durch sogenannte Pop-up-Stores. Der Leerstand könnte aber auch genutzt werden für kleine Konzerte oder Kunstausstellungen, so dass die Leerstände wenigstens genutzt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, solche Räumlichkeiten Start-ups anzubieten, die beispielsweise ihr Angebot einmal für ein halbes Jahr testen, so dass die Gründer erfahren können, wie sich Selbstständigkeit anfühlt. So ließen sich die Leerstände durchaus beleben.

Was halten Sie von der Möglichkeit, aus Leerständen Wohnungen zu machen, die Innenstadt mit noch mehr Menschen zu beleben?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, aber ich finde, dass man den Leerstand eher für Veranstaltungen nutzen sollte. Das langfristige Ziel muss natürlich sein, Leerstände dauerhaft und damit langfristig zu vermieten.



Sie sprachen schon Veranstaltungen – auch kultureller Art – in Leerständen an. Sehen Sie als Konkurrenz zum Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller?
Nein, auf keinen Fall! Mein Vorgänger hatte eine sehr gute Zusammenarbeit mit Helmut Nöllgen. Ich sehe meine Aufgabe auch als Chance für eine gute Zusammenarbeit.

Ist das im Bau befindliche Fachmarktzentrum auf dem Weyerdamm ein Gewinn für die Stadt?
Auf jeden Fall! Ich sehe das auch nicht als Konkurrenz zur Innenstadt, sondern eher als Ergänzung, wenn die Kunden nach dem Besuch des Fachmarktzentrums in der Innenstadt weiter bummeln.

Sie sehen also nicht die Innerortsumgehung als Barriere für potentielle Kunden auf dem Weg in die Innenstadt…
Nein, man kann daran arbeiten, dass man das Fachmarktzentrum mit der Innenstadt gut verbindet.

Muss der Veranstaltungsreigen in der Stadt überarbeitet werden?
Ich möchte die Veranstaltungen, die es in Altenkirchen schon gibt, gerne stärken wie beispielsweise den Simon-Juda-Markt am 25. Oktober. Das ist ein sehr traditioneller Markt. Deswegen möchte ich, dass man ein wenig aufs Traditionelle zurückgeht und zum Beispiel Stände mit Handwerksartikeln in den Markt einbindet. Die Stärkung des Einzelhandels kann man auch durch Veranstaltungen angehen. Ich möchte einfach Ansprechpartner für die Geschäfte in der Innenstadt, aber auch Vermittler zwischen den Geschäftsleuten und der Verwaltung sein.

Reicht die Zahl der Veranstaltungen aus?
Man sollte auf jeden Fall versuchen, die vorhandenen Veranstaltungen zu stärken wie zum Beispiel die Himmlische Nacht, für die mehr gemacht werden kann, um mehr Besucher anzulocken. Das muss bei der Vermarktung beginnen. Man kann aber auch neue Veranstaltungsformate einführen. Bei einem Austausch mit einem Einzelhändler wurde angeregt, das Urlaubsgefühl stärker nach Altenkirchen zu holen, um mehr zum Kauf zu animieren. Dazu zählen auch Leute wie Stelzenläufer, die für Überraschungen in der Innenstadt sorgen. Bekanntlich ist man im Urlaub mehr in Einkaufslaune. Dadurch wird auch die Kaufkraft gestärkt.

Der Schwerpunkt der Veranstaltungen liegt im zweiten Halbjahr. Muss das erste stärker bespielt werden?
Es wäre natürlich gut, wenn man regelmäßige Veranstaltungen anbietet. Man könnte zum Beispiel einen Frühlingsmarkt stattfinden lassen und mit den Beteiligten sprechen, welche Veranstaltungen sie sich wünschen.

In Rheinland-Pfalz sind verkaufsoffene Sonntage im Advent (Dezember) nicht erlaubt, während das in anderen Bundesländern möglich ist. Muss Rheinland-Pfalz das Ladenöffnungsgesetz nachbessern, um Chancengleichheit zu erreichen?
Es wäre natürlich schön, wenn das so wäre. Man kann sich aber auch andere Gedanken machen, dass man verkaufsoffene Sonntage nach der Adventszeit einführt. So könnte man die ganzen Gutscheine, die man über die Weihnachtszeit bekommen hat, nach der Adventszeit einlösen. Das stärkt natürlich wieder die Kaufkraft, weil viele Leute Gutscheine geschenkt bekommen haben, die sie dann einlösen können.

Blicken Sie mal bitte zehn Jahre nach vorne: Haben Einkaufsstädte wie Altenkirchen überhaupt eine Zukunft?
Das ist schwierig zu sagen, alles ist sehr dynamisch. Es verändert sich sehr viel, was Innenstädte angeht. Aber ich glaube, dass es nicht mehr so sein wird wie in den vergangenen Jahren. Man wird nicht mehr nur zum Einkauf in die Innenstädte gehen. Es werden viele Dienstleister in die Stadt kommen wollen. Die Leute wollen sich wohl mehr in den Innenstadt aufhalten, wollen mehr Cafés haben. Mehr Interaktives wird gefordert sein. Ich würde nicht sagen, dass es gar keine Einzelhändler mehr gibt.

Wohin verlagert sich das Geschäft?
Es passiert ja schon sehr viel online. Ich kenne auch viele, denen es sehr wichtig ist, eine gute Beratung zu haben. Sie wollen immer noch sehr gerne in die Geschäfte gehen, die Beratung zu nutzen. Ich glaube, dass die Einzelhändler weiter bestehen bleiben, aber wohin es sich entwickelt, ist sehr schwierig vorauszusagen.

Die Fußgängerzone ist vor wenigen Jahren saniert worden. Ist sie attraktiv?
Ich finde die Innenstadt schön, aber man könnte noch etwas mehr machen zum Beispiel mit der Begrünung, mit Plätzen, an denen man verweilen kann, wo man sich aufhalten kann, so dass die Innenstadt einfach mehr belebt ist. Für Jugendliche sollte mehr angeboten werden, so dass sie in Altenkirchen bleiben wollen, so dass sie sich gebunden fühlen und gerne hier leben wollen. Aber attraktiv ist die Innenstadt schon.

Und zum Schluss: Wenn Sie drei Wünsche für Ihre Arbeit als City-Managerin frei hätten – welche wären das?
Auf jeden Fall die Unterstützung von allen Beteiligten, also einen guten Austausch mit allen; dass ich mich mit dem Stadtbürgermeister gut verstehe und dass man sich gut austauschen kann mit allen Beteiligten wie Aktionskreis oder Vereine, die bei Veranstaltungen gerne unterstützen und helfen. Das wäre mit sehr wichtig. (vh)


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