Altenkirchens Bürger machen Vorschläge zur Gestaltung des Schlossplatzes
Es ist keine Fachkenntnis über die Ausgestaltung von Arealen erforderlich, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen: Der Altenkirchener Schlossplatz kommt eher dröge daher. Deswegen macht sich die Stadt auf den Weg, den Bereich in Steinwurfweite der evangelischen Christuskirche umzugestalten. Interessierte Bürger konnten ihre Vorschläge für ein "Facelifting" kundtun.
Altenkirchen. Der Ist-Zustand: ein Platz ohne viel Charme. Das Ziel: ein attraktives Gelände der Begegnung! Mit diesem Ansatz möchte die Stadt Altenkirchen in naher Zukunft dem Schlossplatz mitten in der City ein neues Outfit verpassen. Ganz so einfach wird das Vorhaben indes nicht umzusetzen sein. Unter weiten Teilen der aktuellen Oberfläche befindet sich der „Deckel“ aus Beton der Tiefgarage, so dass die Möglichkeiten für tief wurzelnde Bäume und Sträucher sehr beschränkt sind. Sinn macht es auf jeden Fall, die Abdichtung der unterirdischen Stellplätze in einem Aufwasch ebenfalls zu erneuern, wie Alexander Lenz von der Verwaltung der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld (Fachbereich 3/Infrastruktur, Umwelt und Bauen) erläuterte. Gemeinsam mit Landschaftsarchitekt Martin Heinemann und Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz sammelte Lenz während einer Zusammenkunft am Mittwochabend (6. November) Anregungen zur neuen Gestaltung des Platzes, die knapp 30 Interessierte im großen Saal des Rathauses vorbrachten. „Es war eine lebhafte Diskussion“, zog Lenz ein gutes Fazit des rund zweistündigen Treffens. Die Spanne der Anregungen habe von „keiner Änderung“ bis „möglichst viel Grün“ gereicht. Schließlich habe sich die Runde auf eine mobile Ausstattung mit Sitzmöglichkeiten und großem grünen Beiwerk festgelegt, die jeweils beiseite geschoben werden sollen, wenn der Raum für ein Fest gebraucht werde. Über die Ausgestaltung des Gänsepförtchens (fußläufige Verbindung zwischen Schlossplatz und der Innerortsumgehung unter einem kleinen Torbogen hindurch) und die des Zugangs zum Parkhaus am nördlichen Rand (Investorengebäude Nähe Ampel-Kreuzung) müsse jeweils noch vor Ort bei einem Termin gesprochen werden. Lenz konnte sich vorstellen, den Höhenunterschied des Portals per Basaltblöcke (ähnlich denen auf dem Marktplatz) auszugleichen. Natürlich wird auch der Belag erneuert. Es deute sich an, dass der Planer sich an dem im Bereich der Fußgängerzone orientieren werde, der bei der jüngsten Sanierung verlegt wurde (zwischen „kleiner“ Quengelstraße und Westerwald Bank). Auf jeden Fall wird der Abschnitt zwischen Westerwald und Frankfurter Straße an das verlegte Material und das selbe Muster wie im übrigen Sektor der Wilhelmstraße und des Marktplatzes angeglichen. Noch keine Entscheidung gefallen ist, ob die Saynstraße (Einmündung gegenüber des Schlossplatzes) ebenfalls unter die Spitzhacke kommt.
Erste Etappe: Planung vorstellen
Als nächste Etappe wird Heinemann Vorschläge, wie das zu überarbeitende Terrain aussehen könnte (mit den Ideen aus der Bürgerbeteiligung), in der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Mittwoch, 20. November, 17 Uhr, vorstellen. Weiterer Fixpunkt ist bereits die Zusammenkunft des Stadtrates am Dienstag, 17. Dezember, 17 Uhr, in der die Entwurfsplanung verabschiedet werden soll, um den Förderantrag stellen zu können. Grundlage auch für dieses Projekt ist das Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Entwicklung – Nachhaltige Stadt“, unter dessen Dach das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) geführt wird. Für Altenkirchen bedeutet dies: In den noch verbleibenden knapp sechs Jahren (Aufnahme in WNE im September 2020) können im Innenstadtbereich auf einer Fläche von festgelegten rund 30 Hektar Erneuerungen angegangen werden, die nicht in Stein gemeißelt sind, sondern durchaus noch nach Absprache mit der ADD getauscht werden können. Insgesamt sind die Zuschüsse aus Mainz auf 70 Prozent und auf eine Laufzeit von zehn Jahren begrenzt und insgesamt bei zehn Millionen Euro gedeckelt, so dass auf die Kommune drei Millionen Euro (pro Jahr 300.000 Euro) entfallen.
Insgesamt 3850 Quadratmeter
Der Schlossplatz, der Abschnitt der Fußgängerzone von Frankfurter Straße bis zur Westerwald Bank und Teilbereiche der Saynstraße waren bei der Umgestaltung der Wilhelmstraße vor wenigen Jahren ausgespart geblieben, weil sie noch nicht das „Verfallsdatum“ erreicht hatten. Schon viele Jahre wird Klage geführt über die Unebenheit des einstmals verlegten Grauwacke-Pflasters als „Deckel“ für die Tiefgarage (Inbetriebnahme im Februar 1996/Einweihung Schlossplatz am 4. Mai 1997), dessen Steine sich sehr brüchig zeigen. Abplatzungen an den Rändern oder der Verlust ganzer Oberflächen gehören zur Tagesordnung. Hinter der Überlegung der Überarbeitung steht die Idee, auf den rund 2200 Quadratmetern mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu schaffen und das Stadtklima durch Verschattung und Kühlung zu verbessern. Angedacht ist die Umsetzung der Maßnahme auf insgesamt 3850 Quadratmetern für die Jahre 2025 bis 2027. Im vergangenen Jahr waren die geschätzten Kosten auf circa 1,5 Millionen Euro beziffert worden.
Platz schon lange bekannt
Die Internetpräsens KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital.), ein Informationssystem über die historische Kulturlandschaft und das landschaftliche kulturelle Erbe, beschreibt den Schlossplatz: „Der Schlossplatz in Altenkirchen sieht auf den ersten Blick nicht sehr historisch aus, wenn man seine Geschichte nicht kennt. … Die Ursprünge dieses Platzes liegen schon über 700 Jahre zurück, als 1314 die erste Burg mit einer Stadtbefestigung dort errichtet wurde. Legenden erzählen, sie solle schon 1157 dort gestanden haben. Demzufolge hat dieser Platz schon eine lange Geschichte, die mit dem Bau des Schlosses auf dem Fundament der alten Burg 1586 weitergeführt wurde. Die Grafen zu Sayn nutzten das aus fünf Flügeln bestehende Schloss als Zweitresidenz und Reiseaufenthaltsort und waren nicht oft in Altenkirchen zugegen. Verschieden Flügel dienten zu unterschiedlichen Zwecken, weshalb sich das Schloss in seiner Größe über den ganzen Bereich des Schlossplatzes und der heutigen Gebäude erstreckte. Der Corps de Logis war der Flügel mit den herrschaftlichen Räumen und bildete nur einen Teil des Schlosses. Die anderen Flügel wurden als Fruchtspeicher, Gefängnis, Gasträume, Schmiede, Waschküche, Stallungen und Amtssitz genutzt. Auch ein Zugang vom Schloss zur angrenzenden Kirche wurde angelegt. Im Stadtarchiv in Koblenz befindet sich ein Schreiben über das Schloss, welches aussagt, dass das alte Schloss für die Herrschaft niemals zu gebrauchen sei und deutet schon auf dessen Zweckentfremdung hin. Der Hauptbau wurde als Landratsamt umfunktioniert und der Fruchtspeicher als Volksschule. Weitere Teile dienten als Wohnung, Amtsgericht und Gefängnis. Es nagte der Zahn der Zeit an den Mauern, und das Schloss wurde 1862 nach einigen Untersuchungen von Sachverständigen abgerissen. Die verschiedenen Einrichtungen wurden verlagert, und immer wieder wurden neue Gebäude für neue Zwecke errichtet. Der Platz wird heute für Veranstaltungen wie Stadtfeste und Konzerte genutzt.“ (vh)
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