Neuer Raiffeisenturm auf dem Beulskopf: Zwei Planungsaufträge vergeben
Es geht langsam, aber sicher voran: Die Ortsgemeinde Heupelzen hat den Neubau des Raiffeisenturms auf dem Beulskopf nicht aus den Augen verloren. Objekt- und Tragwerksplanung für eine Stahlbaukonstruktion übernimmt das Architekturbüro Johannes-Ulrich Blecke aus Warstein-Belecke.
Heupelzen. Der Bau des neuen Raiffeisenturms auf dem Beulskopf, den die Ortsgemeinde Heupelzen bereits kurz vor Weihnachten 2020 per Beschluss des Gemeinderates auf den Weg gebracht hat, ist nicht von heute auf morgen zu realisieren. Dennoch hält das Gremium der kleinen Gemeinde an seinem großen Ziel fest, die in die Jahre gekommene Holzkonstruktion durch ein neues Modell zu ersetzen. Vor diesem Hintergrund entschied die Zusammenkunft in ihrem jüngsten Treffen am Montagabend (25. November), die Objekt- und Tragwerksplanung in die Hände des Architekturbüros Johannes-Ulrich Blecke aus Warstein-Belecke zu legen, das das günstigste Angebot abgegeben hatte. Die Kosten belaufen sich auf 23.800 Euro. Nach wie vor soll der Nachfolger des Ausgucks in Stahlbauweise hochgezogen werden. Ortsbürgermeister Rainer Düngen berichtete dem Rat, dass eine Umplanung notwendig geworden sei, nachdem das für Tourismus zuständige Wirtschaftsministerium des Landes eine Förderung abgelehnt hatte. Der 1990 eingeweihte markante Punkt auf der höchsten Erhebung in der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld sollte nicht mehr allzu lange seinen Dienst versehen, da die garantierte Standzeit von 30 Jahren abgelaufen ist und in den zurückliegenden Jahren schon größere Reparaturen notwendig geworden waren. Bei weiteren erheblichen Mängeln ist künftig eine Schließung des Turms für Besucher nicht mehr ausgeschlossen.
Mainzer Ministerium lehnt Förderung ab
Ende März 2023 hatte die Ortsgemeinde Heupelzen dem Mainzer Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau das touristische Konzept mit einer Entwurfsplanung eines neuen Turms samt Kostenberechnung vorgelegt. Mit in der Kalkulation waren auch Kosten für das Turmumfeld und den Abriss des alten Turmes enthalten. Zum Turmumfeld gehörte ebenfalls eine Waldbühne, die auf dem Fundament des alten Turmes entstehen soll(te). Im April 2023 änderte das Ministerium jedoch in einer Verwaltungsvorschrift die Förderrichtlinien, so dass „reine“ Aussichtstürme nicht mehr gefördert werden können. Das Gesamtkonzept einschließlich der Waldbühne und weiterer Gestaltungsmöglichkeiten hätten, so Düngen, nicht ausgereicht. Es wurde signalisiert, dass weitere Highlights allerdings eine Förderung möglich machen würden. Deswegen entschieden Ortsgemeinde und Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, in einem ergänzendem Konzept per schulischen und touristischen Zwecken den Raiffeisenturm durch einen interaktiven Geopunkt zum Thema Raiffeisen aufzuwerten. Nachdem bei der Vorstellung der Überlegungen noch Optimismus auf eine finanzielle Unterstützung vorherrschte, wurde durch einen negativen Bescheid der Fachabteilung des Ministeriums alle Hoffnung im Keim erstickt. Letztendlich bestätigte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt die Förderablehnung ihrer Fachabteilung. „Die Ortsgemeinde und die Verbandsgemeinde sind der Meinung, dass der Raiffeisenturm ein besonderes touristisches Highlight im vorderen Westerwald ist und unbedingt erhalten werden muss. Dies sehen auch die Touristiker der Kreisverwaltung und der Westerwald Touristik so“, verdeutlichte Düngen, „die Ortsgemeinde ist weiter bereit, die Trägerschaft und die Unterhaltung zu gewährleisten, da die Mobilfunkunternehmen und andere Antennenbetreiber bereit sind, langfristige Verträge mit der Ortsgemeinde abzuschließen. Durch die Mieteinnahmen kann die Unterhaltung gesichert werden. Die jetzt beauftragte Umplanung soll vordergründig die Kosten senken, um dann andere Fördermöglichkeiten auszuloten. In der Diskussion im Ortsgemeinderat wurde deutlich, dass der Neubau des Raiffeisenturms nur möglich ist, wenn eine großzügige Förderung akquiriert werden kann.“
Neues Baufeld auf dem „Hinterkopf“
Derzeit kreist die Planung für einen Neubau um das Gelände auf dem „Hinterkopf“ des Beulskopfs, das nur rund 50 Meter vom hölzernen Gerüst entfernt liegt und den höchsten Punkt des Bereiches darstellt. Es gehört der lokalen Waldinteressentenschaft, ist inzwischen „baumlos“ und bereits von der Ortsgemeinde gepachtet. Dass Heupelzen nicht unbedingt ohne einen Turm leben kann, zeigen die Mieteinnahmen, die die Ortsgemeinde mit den Betreibern der Antennen auf dem Dach der Aussichtsplattform abgeschlossen hat und die jährlich rund 16.000 Euro einbringen. Nunmehr beinahe vor vier Jahren war der Grundsatzbeschluss für einen „Ersatz“ mit diesem Wortlaut erfolgt: „Die Ortsgemeinde erkennt die überregionale Bedeutung des Raiffeisenturms an und stimmt grundsätzlich für einen Neubau. Der Ortsbürgermeister wird beauftragt, erste Planungsschritte einzuleiten. Die Standortfrage, einzelne Planungsschritte und die Finanzierung, welche Kostenanteile in der Ortsgemeinde verbleiben, werden in späteren Beschlüssen entschieden."
177 Stufen bis zur Plattform
Der Bau des Turms (Gesamthöhe 34,10 Meter), dessen drei Seiten alle gleich lang sind, begann mit den Erdarbeiten im Oktober 1989. Die Grundsteinlegung war im April 1990. An drei Tagen im Juni 1990 folgte bereits die Einweihung. Die Ortsgemeinde musste sich mit lediglich 12 Prozent an den Kosten beteiligen, wurde aber verpflichtet, die Unterhaltung sicherzustellen. Rund 270.000 Mark wurden ausgegeben. Das Land steuerte allein 105.000, der Kreis 60.000 Mark bei. Viele Spenden komplettierten den Etat. Das „Gerüst" wiegt rund 35 Tonnen, in die Bodenplatte flossen rund 165 Kubikmeter Beton. Der Hersteller hatte seinerzeit eine Standzeitgarantie von maximal 30 Jahren gegeben. Legendär sind zahlreiche Feste am Fuße der Struktur und die Läufe über die 177 Stufen bis unters Dach. Die Bestzeit wird laut Wikipedia mit 27,16 Sekunden angegeben. Erste Überlegungen eines Turmbaus reichen laut Birkenbeuler Schulchronik bis ins Jahr 1922 zurück. Letztendlich war es das sagenhafte Kohlenmeilerfest mit rund 25.000 Besuchern über drei Wochen im August 1986, das den finalen Push für die Errichtung der erhöhten Aussicht gab. Der Beulskopf ist die höchste Erhebung (388,2 Meter über NHN) der Alt-VG Altenkirchen. (vh/pm)
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