Jüngerich nach Klinik-Aus: Mehr Angebote in Altenkirchen auf genossenschaftlicher Basis?
Das Krankenhaus in Altenkirchen ist Geschichte. An seiner Stelle bietet ein Medizinisches Versorgungszentrum nur noch wenige Leistungen im chirurgischen Sektor an. So macht sich auch Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld Gedanken, das ärztliche Angebot auf genossenschaftlicher Basis auszuweiten.
Altenkirchen. Aller Widerstand war zwecklos: Das DRK-Krankenhaus in Altenkirchen ist zu einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit chirurgischer Ausrichtung mutiert. Inzwischen reift ein Gedanke, aus der Not eine Tugend zu machen. Mit genossenschaftlichem Hintergrund könnte das ärztliche Angebot ausgeweitet werden. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, gehört dem lockeren Verbund an, der diese Idee à la Friedrich Wilhelm Raiffeisen umsetzen möchte. Noch aber liegt viel Arbeit vor den Befürwortern dieser Idee, müssen immens viele Fragen, vor allem der Finanzierung, beantwortet werden. In einem Interview mit dem AK-Kurier greift Jüngerich die Überlegungen auf und bringt natürlich den Träger des Hospitals mit ins Spiel: „Die DRK-Trägergesellschaft hat nun die Gelegenheit zu zeigen, dass sie es mit den Bürgerinnen und Bürgern im weiträumigen Umland der Kreisstadt Altenkirchen ernst meint. Von den Verantwortlichen erhoffe ich mir bis zum Jahresende verlässliche Aussagen darüber, wie eine Optimierung des Status‘ Quo aussehen kann.“ Das Gespräch im Wortlaut:
Wie haben Sie die vergangenen 15 Monate mit Blickrichtung Schließung des Krankenhauses Altenkirchen wahrgenommen?
Das Krankenhaus Altenkirchen wurde sukzessive geschlossen. Die gänzliche Schließung kam zwar unangekündigt, war für mich aber vorhersehbar.
Wie schwer wiegt die Schließung für die VG Altenkirchen-Flammersfeld?
Durch die Schließung sind unterschiedliche medizinische Angebote in erreichbarer Nähe weggebrochen. Das ist ein Nachteil für die Menschen in der VG Altenkirchen-Flammersfeld sowie in den benachbarten Kommunen. Ich betrachte die Schließung als Substanzverlust.
Sehen Sie den medizinische Notfall- und die medizinische stationäre Versorgung gefährdet?
Beide angesprochenen Bereiche haben sich durch die Schließung des Krankenhauses Altenkirchen verschlechtert, weil die bislang erbrachten medizinischen Leistungen nun vor Ort ganz einfach nicht mehr angeboten werden. Ob dieser Umstand in einer potentiellen Gefährdung mündet, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen.
Welche Auswirkungen hat die Schließung des Krankenhauses Altenkirchen auf den Status von Altenkirchen als Mittelzentrum?
Ein Mittelzentrum unterliegt gewissen landesplanerischen Kriterien. Der Verlust des Krankenhauses wird gewiss nicht dazu führen, dass der Kreisstadt Altenkirchen der Status als Mittelzentrum verloren geht, dennoch ist dieser Status nunmehr ein Schwächerer.
Warum wurde seit nunmehr fast zehneinhalb Jahren immer gegen Altenkirchen gekämpft und von wem?
Es gab gewisse Strömungen, die erkennen ließen, dass man den Standort Altenkirchen, im Vergleich zu den beiden weiteren DRK-Standorten, vorzugsweise opfert. Das mag nun nach „Kirchturmdenken“ klingen, ist für mich aber ein Fakt.
Sie sind auf Kreisebene (dritter) Beigeordneter: Hätte der Altenkirchener Kreistag als ehemaliger Betreiber des Krankenhauses Altenkirchen den Heimfall beschließen müssen, um dem vom DRK angezettelten Ausverkauf der stationären rund um Altenkirchen ein Ende zu bereiten?
Der Heimfall bedeutet rein rechtlich die Beendigung des Erbbaurechtes. Hätte der Kreistag den Heimfall beschlossen, so wäre er wieder Verfügungsberechtigter des Grundstückes samt aufstehendem Gebäude geworden. Vor dem „Knie zerbrochen“ hätte uns das in der aktuellen Situation nicht weiter geführt.
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Kommen wir zur Gegenwart: Im Krankenhaus Altenkirchen ist ein MVZ eingerichtet worden, das drei Viertelstellen (pro Arzt eine Viertelstelle) aufweist: Welchen Sinn macht eine solche Ausstattung, zumal zwei der drei Ärzte wohl kurz vor der Pensionierung stehen?
Ich freue mich darüber, dass die DRK-Trägergesellschaft das MVZ als bislang rein chirurgisches MVZ im ehemaligen Krankenhaus Altenkirchen installiert hat. Meiner Kenntnis nach wird das MVZ gut frequentiert und schreibt betriebswirtschaftlich auch gute Zahlen.
Inzwischen reifen Gedanken, das Angebot im Krankenhaus Altenkirchen auf genossenschaftlicher Basis wieder auszuweiten. Sehen Sie reelle Chancen für diesen Weg?
Bereits auf der Demonstration im Leuzbacher Weg im August habe ich dafür plädiert, gewisse medizinische Leistungen auf genossenschaftlicher Basis durch eine öffentlich-private Kooperation (Public Privat Partnership) im Krankenhaus Altenkirchen zu implementieren. Nachdem nunmehr das zuvor erwähnte MVZ gut angelaufen ist, wäre es meines Erachtens problemlos denkbar, selbiges durch weitere Leistungen zu komplettieren.
Gewiss muss das DRK als Träger vor dem Hintergrund der genossenschaftlichen Idee mit im Boot sein: Ist das DRK überhaupt nach all den Erkenntnissen der zurückliegenden Zeit ein Partner, der verlässlich ist, der das Handwerk der Kommunikation beherrscht, der nicht einfach nur das Blaue vom Himmel erzählt?
Die DRK-Trägergesellschaft hat nun die Gelegenheit zu zeigen, dass sie es mit den Bürgerinnen und Bürgern im weiträumigen Umland der Kreisstadt Altenkirchen ernst meint. Von den Verantwortlichen erhoffe ich mir bis zum Jahresende verlässliche Aussagen darüber, wie eine Optimierung des Status‘ Quo aussehen kann. Ich bin bereit, die kommunalpolitische Diskussion im Sinne der vorher beantworteten Frage zu führen.
Stichwort Genossenschaft: Wie groß ist bislang die Zahl potenzieller Geldgeber?
Hierüber kann ich noch keine Aussage treffen.
Welche zusätzlichen Disziplinen könnten/sollten im Krankenhaus Altenkirchen angeboten werden?
Urologie, Pädiatrie und allgemein die Stärkung der Hausärzteschaft wären meines Erachtens sinnvoll und von Vorteil.
Welchen Zeitraum haben Sie sich für die Verwirklichung gegeben?
Mir steht es in diesem Zusammenhang nicht zu, Zeiträume festzusetzen. Für den Prozess einer Ausweitung des jetzigen MVZ-Angebotes bedarf es des politischen und gesellschaftlichen Miteinanders im Sinne Raiffeisens. (vh)
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